16.05.2022 / Tipps & Wissenswertes

Bildung in Afrika | Aktuelle Situation der Subsahara Region

„Education is the most powerful weapon which you can use to change the world.” Nelson Mandela

Seit der Unabhängigkeit haben viele afrikanische Staaten versucht, ihr Bildungssystem zu reformieren. Durch die Zunahme der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (2000 bis 2015) konnte die Bildungssituation vor allem nach der Jahrtausendwende verbessert werden.

So sind etwa die Einschulungsraten gestiegen und die Ungleichbehandlung der Geschlechter konnte etwas gemindert werden. Dennoch ist die Bildungssituation, besonders in West- und Zentralafrika, weiterhin problematisch. Nur etwa 56% der Kinder der Subsahara-Staaten (49 der 54 Staaten Afrikas) schließen die Grundschule erfolgreich ab.

Um das Entwicklungsziel Nr. 4 („Hochwertige Bildung") der aktuellen Sustainable Development Goals (2015) der Vereinten Nationen zu erreichen, bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicher[zu]stellen“ muss noch einiges getan werden! Dazu möchten wir von Rainbow Garden Village gemeinsam mit dir als Volunteer im Ausland beitragen!

Am weitesten verbreitetes Schulsystem in Afrika:

  • Primary School (Grundschule): 6 Jahre
  • Junior Secondary School (weiterführende Schule): 3 Jahre (schließt ab mit der Basic Education Certificate Examination)
  • Senior Secondary School / Senior High School (Vorbereitung auf die Universität): 2-3 Jahre
  • Höheres Bildungswesen (Universitäten, Fachhochschulen)

Es gibt private und staatliche Schulen in Afrika, in einigen Ländern zusätzlich Koranschulen. Meist herrschen große qualitative Unterschiede zwischen staatlichen und privaten Schulen. Die Schulbildung beginnt bereits in den Kindergärten und Vorschulen, wo den Kindern auf einfachem Niveau Wissen vermittelt wird.

Herausforderungen im Afrikanischen Bildungssystem

Herausforderungen im afrikanischen Bildungssystem

In den Subsahara-Ländern bleibt über einem Fünftel der Kinder zwischen 6 und 11 Jahren und einem Drittel der Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren eine Schulbildung verwehrt. Bei den Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren sind es sogar 60% (Stand: 2022). Die Gründe dafür sind zahlreich:

1. Armut

Die größte Herausforderung ist die Armut. Viele Familien können die Kosten für Schuluniform, Bücher und Lehrmaterialien nicht aufbringen. Besonders betroffen sind Waisen. In finanziell schwachen Familien müssen die Kinder oft zum Lebensunterhalt beitragen.

2. Ungleiche Rollenverteilung der Geschlechter

Häufig müssen sich Schulkinder um ihre jüngeren Geschwister kümmern, sodass keine Zeit für Schulbesuche bleibt. Mädchen sind aufgrund der traditionellen Rollenverteilung besonders betroffen. Oftmals werden sie zudem früh verheiratet.

Statistik Analphabetismus / Analphabeten Quote

Land männlich weiblich
Ghana 22% 35%
Namibia 26% 22%
Südafrika 6% 8%
Tansania 25% 39%
Uganda 17% 35%
Togo 26% 52%

3. Schulen und Lehrkräftemangel

Vor allem in den ländlichen Regionen, aber auch in den sogenannten Townships (z.B. in Südafrika) mangelt es an Schulen, sodass die Schüler:innen einen weiten und teils gefährlichen Schulweg in Kauf nehmen müssen und ihn deshalb oft nicht gehen. Auch sind die Schulgebäude häufig schlecht ausgestattet, es gibt teilweise keinen Strom und manchmal muss der Unterricht im Freien stattfinden. In den letzten Jahren wurde diesem Problem beispielsweise in Ghana mit dem Bau vieler Schulen durch Hilfsprojekte entgegengewirkt. Doch fehlt es an Lehrkräften. Der Lehrerberuf ist aufgrund der oft unzumutbaren Arbeitsbedingungen unattraktiv.

Analphabetismus wird gefördert durch:

  1. Zu wenige Schulen im ländlichen Raum
  2. Zu geringes Budget für Schulausstattung
  3. Zu wenig ausgebildete Lehrer:innen
  4. Armut und Arbeit im Kindesalter

4. Unterrichtsgestaltung

Die Unterrichtsgestaltung wird aufgrund fehlender Mittel erschwert. Spielerische Lehrmethoden finden nur langsam Eingang in den Schulalltag. In der Regel wird der Unterricht frontal gehalten. Auch manche Erziehungsmethoden erscheinen veraltet.

Rohrstock als Erziehungsmaßnahme

In manchen unserer Zielländer (z.B. Ghana, Tansania, Uganda oder Togo) wird auch heute noch der Rohrstock als Erziehungsmaßnahme eingesetzt. Diese Praxis unterstützen wir von Rainbow Garden Village natürlich nicht – ganz im Gegenteil! Dennoch müssen wir diese Tatsache in gewissem Maße als kulturellen Unterschied akzeptieren. Solltest du als RGV Volunteer eine Situation beobachten, in der ein:e Schüler:in mit dem Rohrstock bestraft wird, versuche, sensibel damit umzugehen. Kritisiere die Lehrkraft niemals direkt oder gar offen vor der Klasse – das ist völlig kontraproduktiv und kann die Situation der Schüler:innen sogar noch verschlimmern. Mit deinem Gesichtsausdruck oder dem Verlassen des Raumes kannst du dein Missfallen zeigen. Dabei solltest du es aber auch belassen.

5. Fremdsprache als Unterrichtssprache

In vielen Ländern stellt die kulturell bedingte Sprachenvielfalt ein Hindernis dar, weshalb die Unterrichtssprache meistens Englisch oder Französisch (z.B. in Togo) ist. Mit dieser Fremdsprache kommen viele Kinder das erste Mal in der Grundschule in Berührung – eine große Herausforderung!

6. Vorzeitiger Schulabbruch

Hinzukommt, dass viele Kinder ihre Schullaufbahn vorzeitig abbrechen. Die Mehrheit von ihnen sind Mädchen. Beispielweise müssen sie ihre Schulbildung zugunsten ihres Bruders oder aufgrund von Heirat, Schwangerschaft oder fehlender Sanitäranlagen aufgeben. Ein weiteres Problem ist die Verbreitung von HIV/Aids. Viele Kinder müssen ihre erkrankten Eltern pflegen oder werden zu Waisen.

Die Folgen der Bildungssituation

Die Folgen der fehlenden Bildung in Afrika sind extreme Armut und hohe Arbeitslosigkeit, Mangelernährung und Krankheiten durch mangelnde Aufklärung.

Warum ist die Förderung von Bildung in Afrika notwendig?

Bildung ist der Schlüssel, um aus der Armutsspirale herauszukommen. Nur mit Bildung haben Kinder später eine Chance, auf dem Arbeitsmarkt und echte Zukunftsperspektiven. Hinzu kommt, dass in den Schulen auch lebenswichtiger Aufklärungsunterricht stattfindet, etwa über Hygiene, Präventionsmaßnahmen gegen HIV/Aids und ausgewogene Ernährung.

Eine größere Investition in die Bildung in Afrika kann weitreichende Folgen für die Entwicklung des Landes haben. Statistisch gesehen bekommen Mädchen mit Schulbildung im Erwachsenenalter später weniger Kinder. Dies führt langfristig zu einer Verlangsamung des Bevölkerungswachstums.

Zusätzlich wird durch Aufklärung die Verbreitung von Krankheiten verringert und die Kindersterblichkeit stark minimiert. Auch trägt Bildung zur Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen bei. Dies kann eine stärkere Beteiligung von Frauen an wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen mit sich bringen und ihnen neue Wahl- und Handlungsmöglichkeiten sowie mehr Selbstbestimmung eröffnen.

Warum Freiwilligenarbeit leisten?

Als Volunteer an einer Schule in Afrika kannst du mit deinem Engagement zur Verbesserung der Bildungssituation beitragen. Du entlastest mit einem Hilfsprojekt in Afrika die örtlichen Lehrkräfte, sodass die Unterrichtsqualität steigt. Zudem kannst du durch eigene Vorschläge auf längere Sicht zu einem abwechslungsreicheren und interaktiveren Unterricht beitragen.

>> Hier findest du noch weitere Gründe, warum du die Freiwilligenarbeit in Afrika für deine auf deine Bucket List nehmen solltest.

Portrait Steffen Mayer
Autor
Steffen Mayer

World traveller and passionate supporter of volunteer projects worldwide since 1999.

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