29.07.2025 / Erfahrungsberichte

Tierschutz hautnah - Als Volunteer im Naturreservat

,,Ein absolutes Highlight für mich war meine erste und einzige Begegnung mit einer ausgewachsenen Olive Ridley Schildkröte bei einer unserer Nachtwanderungen über den Strand."

Volunteers am Strand von Costa Rica

Anreise/Ankunft

Meine Anreise zur Freiwilligenarbeit in Costa Rica war sehr entspannt. Ich hatte das Glück, dass ich einen Direktflug von Frankfurt nach San Jose gefunden habe, sodass ich mich nach dem Abschied von meiner Familie sehr stressfrei in den Flieger steigen konnte, ohne mir Gedanken ums Umsteigen machen zu müssen.

Am Flughafen wurde ich von Alberto, dem Ansprechpartner für Freiwillige vor Ort, abgeholt, der mich dann auch zum Volunteerhouse in San Jose brachte. Da es schon spät war und der Jetlag mir zu schaffen machte, verbrachte ich dort eine Nacht in einem gemütlichen Einzelzimmer. Am nächsten Morgen traten wir unsere 4-Stündige Fahrt nach Ojochal an, die aber durch lustige Gespräche mit Alberto und die wahnsinnig schönen Landschaften, durch die wir fuhren, wie im Flug verging. Angekommen im Reservat wurde ich sehr freundlich von anderen Freiwilligen und Mitarbeitern empfangen und rumgeführt.

Bei der Arbeit im Naturreservat am Pazifik

Orientierungsprogramm

Vor meiner Reise fand ein Online-Termin statt, bei dem ich mich mit anderen Freiwilligen austauschen konnte. Es ging hauptsächlich um den Umgang mit fremden Kulturen und das eigene Verhalten als Gast in anderen Ländern. Wir konnten uns untereinander in wechselnden Grüppchen über unterschiedliche Themen unterhalten und bei kleinen Aufgaben neue Eindrücke sammeln.

Der Austausch mit anderen Freiwilligen war sehr interessant, da viele unterschiedliche Reiseziele vertreten waren. Dadurch war es allerdings schwierig, Fragen, die sich spezifisch auf die eigene Reise bezogen, zu beantworten, da kein anderer aus der Gruppe Süd- oder Mittelamerika bereiste. Alle Fragen, die ich zum Tierschutz im Naturreservat am Pazifik hatte, konnte ich aber in einem ausführlichen Beratungsgespräch mit einer RGV-Mitarbeiterin besprechen und beantworten.

Arbeit bei der Freiwilligenarbeit in Costa Rica

Aufgabenbereiche

Als Freiwillige im Naturreservat waren meine Aufgaben sehr vielfältig. Da meine Reise Mitte Oktober startete, kam ich noch in der Hauptsaison der Schildkröten an. Das bedeutete, dass sich die meisten meiner Aufgaben und Aktivitäten in den ersten zwei Monaten um den Schutz der Schildkröten drehten. Dies beinhaltete auch nächtliche, 3-Stündige Wanderungen am Strand Playa Tortuga. Bei diesen Wanderungen suchte man einerseits den Strand nach Schildkröten und deren Nestern ab, andererseits dienten sie aber auch zur Abschreckung von Nestdieben. Der Schutz der Schildkröten Nester am Strand ist sehr wichtig, da die Eier der Schildkröten in Costa Rica als Delikatesse gelten und viele Einwohner die Nester illegal plündern, um die Eier anschließend zu verkaufen.

Auch wenn diese Wanderungen anstrengend waren, war es jedes Mal eine sehr friedliche Erfahrung, nachts beim Meeresrauschen den Strand abzulaufen. Auf einem dieser Wanderungen durfte ich sogar die Erfahrung machen, eine ausgewachsene Schildkröte zu sehen und ihr Nest zu finden. Wenn man das Glück hat und ein Nest findet, wird es ausgebuddelt und mit zum Reservat genommen. Dort werden alle gefundenen Nester in der Hatchery eingegraben, zum Schutz der Babys und zur Überwachung der Nester. Das regelmäßige Überprüfen der Hatchery gehört somit auch zu den Aufgaben der Freiwilligen. Sobald ein Nest schlüpfte, war es unsere Aufgabe die kleinen Schildkröten zu zählen, zu wiegen, zu messen und danach natürlich an dem Strand, an dem das jeweilige Nest gefunden wurde, wieder freizulassen. Das war jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis für mich. Neben den Schildkröten gab es aber auch noch zahlreiche andere Aufgabenbereiche. Dazu gehörten zum Beispiel die Affen- oder Fledermausbeobachtung, Aktivitäten im Schmetterlingsgarten und Reptilienwanderungen.

Zu einem späteren Zeitpunkt meines Aufenthalts änderte sich der Fokus mehr auf die anderen Reptilien. Darunter Kaimane, Krokodile und Schlangen, die wir auf nächtlichen Wanderungen durch den Dschungel suchten und beobachteten. Das lag daran, dass die Zeit der Schildkröten langsam zu Ende ging und nicht mehr viele neue Nester gelegt wurden. Wenn man Kaimane oder Krokodile fand, galt es diese zu fangen, zu messen und zu markieren. Jeden Sonntag wurden die Aktivitäten für die nächste Woche auf die Volunteers aufgeteilt und auf einem Board im Gemeinschaftsraum aufgehängt. Die verschiedenen Aufgaben waren über den ganzen Tag verteilt, sodass man also immer einen abwechslungsreichen Tagesablauf und nie Langeweile hatte.

Tier im Naturreservat

Wohnen

Da ich drei Monate im Reservat verbrachte, hatte ich ein besonderes Zimmer für Langzeit-Freiwillige und Mitarbeiter. Ich schlief in einem sehr geräumigen Einzelzimmer mit großen Moskito-Netzen statt Fenstern und Vorhängen, einem großen Bett, Schrank, Kleiderhaken und Regal. Außerdem war mein Zimmer ausgestattet mit einem großen Deckenventilator, der mein Zimmer immer angenehm kühl hielt, und sogar ein eigenes Bad mit Dusche und allem, was man sich wünschen könnte! Obwohl ich viel zu viel für meinen Aufenthalt eingepackt hatte, konnte ich alles ohne Probleme verstauen.

Aus meinem Fenster heraus hatte ich einen wunderschönen Ausblick auf die bunten Pflanzen, die in der Nähe wachsen und konnte oft auch von meinem Bett aus Kolibris beim Nektar trinken zusehen. Durch die offenen Fenster bin ich jede Nacht zu den Geräuschen verschiedenster Tiere eingeschlafen und wurde morgens mehr oder weniger sanft von den Brüllaffen geweckt.

Cocktails - Naturreservat am Pazifik

Essen

Zu Essen gab es im Reservat immer reichlich. Unter der Woche zauberten zwei Mitarbeiterinnen immer warmes Mittagessen, was sehr abwechslungsreich war und immer mit frischem Saft serviert wurde. Auf Allergien, Unverträglichkeiten und Präferenzen wurde immer geachtet und es gab immer Alternativen. Morgens, abends oder am Wochenende wurde nicht gekocht, es gab aber immer reichlich Vorräte, an denen man sich bedienen konnte und sich selbst das zaubern konnte, was man wollte. Genug Snacks und Kekse für den kleinen Hunger gab es auch immer.

Falls man am Wochenende keine Lust hatte zu kochen, konnte man sich auch in dem kleinen Ort Ojochal in eines der netten Restaurants setzen, die nur etwa fünf Minuten Fußweg vom Reservat entfernt sind und dort etwas Leckeres genießen. Das gilt auch für Getränke am Abend.

Der Weg zum Einkaufsladen war etwas länger. Um sich selbst Essen, Hygieneartikel oder was man sonst noch braucht zu kaufen, lief man ca. dreißig Minuten in den Ort rein, oder man lieh sich eines der Fahrräder, die jederzeit zur Verfügung standen.

Surfen in Costa Rica

Freizeit

Am Wochenende war es generell immer ruhiger im Reservat und man hatte etwas mehr Zeit für sich, zwischen oder nach Aktivitäten, in der man verschiedene Sachen unternehmen konnte. Ein Tag in der Woche war immer frei, wo man zum Beispiel einen Tagesausflug machen oder die Stadt und die Strände erkunden konnte. In meiner Freizeit habe ich oft die wunderschönen Strände im Umkreis von Ojochal besucht. Da der Playa Tortuga zum Schutz der Tiere kein Badestrand war, fuhren wir zum Schwimmen und Sonnen immer an den Playa Ventanas ganz in der Nähe. Außerdem bin ich gerne in Restaurants oder Bars in der Stadt gegangen, wo man gut seine Abende verbringen und viel Spaß haben konnte.

Da ich über verschiedene Feiertage wie Halloween, Weihnachten und Silvester in Costa Rica war, gab es auch bestimmte Veranstaltungen im Ort, die man in seiner Freizeit besuchen konnte, wie eine Party zu Silvester oder ein Weihnachtsmarsch der örtlichen Schule. Mir wurde es sogar ein paar Mal ermöglicht, mit anderen Freiwilligen ein ganzes Wochenende freizubekommen, sodass wir kleine Trips in andere Städte und Nationalparks mit Übernachtungen unternehmen konnten. Beispielsweise haben wir einmal einen Trip nach Quepos gemacht, wo wir eine Nacht verbracht haben und am nächsten Tag den Nationalpark Manuel Antonio besuchten.

Die nächstgrößere Stadt Dominical war auch ein beliebter Ausflugsort, wo wir auch ein Wochenende verbrachten, öfters aber nur für ein paar Stunden hinfuhren. Alle Ausflüge haben wir grundsätzlich mit dem Bus gemacht. Der war zwar nicht immer zuverlässig, dafür aber günstig. Über die Weihnachtstage beschloss ich mir eine kleine Auszeit zu nehmen und Weihnachten woanders zu verbringen, da das Reservat über Weihnachten nicht sehr stark besucht war. Ich entschied mich, mir allein ein Hotelzimmer in Quepos zu buchen und an einem zweitägigen Surf Kurs teilzunehmen. Obwohl es etwas surreal für mich war, Weihnachten allein, ohne meine Familie in einem Hotel in Quepos zu verbringen, war es ein unvergessliches Erlebnis. Meine ersten Surf Versuche waren holprig, aber ich habe mich super mit den anderen Teilnehmern und den Surf Lehrern verstanden, sodass die Tage wie im Flug vergingen.

Schildkröte bei Nacht

Besondere Erlebnisse

Ein absolutes Highlight für mich war meine erste und einzige Begegnung mit einer ausgewachsenen Olive Ridley Schildkröte bei einer unserer Nachtwanderungen über den Strand. Ich war zu zweit mit einer Mitarbeiterin und als wir gerade unsere erste Runde über den Strand begonnen, entdeckten wir Schildkröten-Spuren im Sand. Wir fingen sofort an, entlang der Spuren in Richtung der Schildkröte zu rennen, bis wir sie erreichten. So nah an diesem Tier zu sein war unbeschreiblich. Die junge Schildkröte hatte gerade ihr erstes Nest gelegt und ihre Orientierung verloren. Sie wanderte den Strand entlang, anstatt zurück ins Wasser. Bevor wir das Nest ausgruben, halfen wir ihr den Weg zum Wasser zu finden, was ziemlich lange gedauert hat, da sie sich nicht von unseren Versuchen ihren Weg zu ändern beeindrucken ließ. Trotzdem war das eine wahnsinnig besondere und seltene Erfahrung.

Ein weiteres Erlebnis, was mir nachhaltig im Kopf geblieben ist, ist der Kaiman, der mich in den letzten Tagen meiner Freiwilligenarbeit in Costa Rica überrascht hat. Als ich spät abends vom letzten Hatchery Check des Tages zurück zum Reservat lief, wäre ich fast im Dunkeln auf einen Kaiman, der mitten auf dem Weg saß, getreten. Zum Glück bin ich das nicht, da das bestimmt keine schöne Erfahrung gewesen wäre. Der Kaiman war aber sehr freundlich und hat mich in Ruhe Fotos und Videos von ihm machen lassen, bis er sich dann in einem dunklen Moment dazu entschied, sich zu verabschieden. Zugegebenermaßen hat mich sein doch eher hektischer Abgang ziemlich erschreckt, eine coole Erinnerung ist trotzdem geblieben. Was mir für immer im Gedächtnis bleibt, sind die Sonnenuntergänge an den Stränden Costa Ricas, ganz besonders Playa Hermosa. Dorthin haben wir manchmal Tagestrips gemacht und ich habe dort die schönsten Kulissen meines Lebens gesehen.

Volunteering beim Naturreservat in Costa Rica

Warum RGV?

RGV hat mich auf meiner ganzen Reise begleitet und vor allem in der Vorbereitung alle meine Fragen und Anliegen beantwortet. Auch in der Auswahl für das Reiseziel hat mir RGV sehr gut gefallen. Nicht nur aufgrund des riesigen Angebots an Freiwilligenprojekten, egal ob sozial oder ökologisch, sondern auch durch die ausführliche Beschreibung jedes einzelnen Projektes. Es wird einem ermöglicht, sich direkt auf der Website von RGV intensiv mit den verschiedenen Möglichkeiten zu beschäftigen und auch über die Hintergründe und Ziele zu lernen.

Portrait Maja beim Tierschutz im Naturreservat am Pazifik, Costa Rica, Oktober 2024
Autor
Maja beim Tierschutz im Naturreservat am Pazifik, Costa Rica, Oktober 2024

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