28.04.2022 / Erfahrungsberichte

Isabelles Erfahrungsbericht aus dem thailändischen Ashram

Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt ins Ausland. Nachdem ich dieses tolle Projekt bei RGV gefunden hatte, stand für mich schnell fest, dass es nach Thailand geht. Ich wollte meine Freiwilligenarbeit mit ein paar Wochen Reisen und Urlaub machen verbinden. Da bietet sich gerade Thailand super an, weil dort viele allein reisende Backpacker unterwegs sind und zudem die Infrastruktur sehr gut ausgebaut ist.

Isabelles Zeit in Thailand

Meine Ankunft

Zuerst habe ich ein paar Tage in Bangkok verbracht. Von dort habe ich den Nachtzug nach Nong Khai genommen. Ich bin in der 2. Klasse gefahren, hatte also kein Bett, sondern nur einen Sitz, dessen Lehne man nach hinten verstellen konnte. Diese Klasse war mit einem Ticketpreis von ungefähr 11€ noch preiswerter und vom Komfort her für mich vollkommen ausreichend. Mein Zug ist leider mit einer Stunde Verspätung angekommen, der Besitzer des Ashrams, Tom, hat also schon auf mich gewartet und mich dann ca. 45 Minuten zu der Farm gefahren. Auf der Fahrt wurden mir bereits einige Informationen zu der Farm und zum Ablauf der nächsten Tage gegeben.

Nach der Ankunft hat mich Tom erst einmal etwas herumgeführt und mir den Schlafsaal, die Küche, Duschen und Toiletten gezeigt. Nach einem leckeren Tee und Frühstück hatte ich etwas Zeit, um anzukommen und mich einzurichten. Da ich an einem Sonntag angekommen bin, stand an diesem Tag keinerlei Arbeit mehr an. Ich war mit zwei weiteren Volunteers in einem kleinen Kanal, der sich auf dem Farmgelände befindet, schwimmen. Danach sind wir zusammen mit dem Fahrrad ins nächste Dorf in ein Café gefahren.

Orientierungswoche

Auf der Farm findet alle zwei bis drei Wochen eine sogenannte „Ecovillage lifestyle experience week“ statt. Solch eine Woche hat auch am Tag nach meiner Ankunft begonnen. Am Montag hat Tom allen Neuankömmlingen eine große und detaillierte Tour auf der Farm gegeben. Von Dienstag bis Freitag haben wir jeden Tag über eine der folgenden Säulen eines Ecovillage geredet: Ökologie, Ökonomie, Kultur und Soziales. Während dieser Woche hatten wir vormittags immer eine eher theoretische Einheit, in der wir viel Wissen vermittelt bekommen, viel geredet, diskutiert und uns ausgetauscht haben. Nachmittags waren wir immer aktiv und haben im Garten Hand angelegt und so in verschiedenste Bereiche hereingeschnuppert.

Mein Alltag

Für mich ging jeder Morgen um 5:50 Uhr mit meinem Weckerklingeln los. Während andere noch früher aufgestanden sind, um zu meditieren, habe ich mir lieber etwas mehr Zeit zum Schlafen genommen und bin um 6 Uhr mit Yoga in den Tag gestartet. Nach ca. einer Stunde waren wir fertig, sodass es Zeit war, in den Mandala-Garten zu gehen und das Gemüse zu gießen. Nach dem Frühstück haben wir uns alle zum morgendlichen Check-in getroffen. Hier war es möglich, Probleme oder Anliegen anzusprechen sowie sich über das Befinden aller auszutauschen.

Dann ging auch schon die Arbeit am Vormittag los. In den ersten Wochen habe ich bei vielen verschiedenen Projekten mitgeholfen, je nachdem, wo gerade Unterstützung gebraucht wurde. So habe ich zum Beispiel den sogenannten Food Forest etwas ausgelichtet, Biodünger hergestellt, ein Bewässerungssystem verlegt, Gemüse- und Kräutersamen ausgesät, das Café gestrichen, ätherische Öle hergestellt, Zitronengras-Tee geröstet und Komposthaufen reaktiviert.

Nach ein paar Wochen habe ich mich dazu entschlossen, mich auf den Mandala-Garten zu konzentrieren. Meine Hauptaufgabe dort bestand darin, Hochbeete zu bauen. Zusammen mit anderen Freiwilligen habe ich zunächst sogenannte Earthbags genäht, diese mit aufgelockerter Erde befüllt und mit entsprechenden Werkzeugen wieder zusammengedrückt, sodass eine Art fester Bauziegelersatz entstanden ist. Diese befüllten Earthbags wiederum wurden zunächst mit einer Masse aus Ton und Reishülsen, danach mit einem Kalksteingemisch verputzt. Abschließend haben wir die Beete bunt gestrichen. Zudem haben wir in ihnen verschiedene Materialien wie Pappe, Laub, Kompost und Stroh geschichtet, um einen nährstoffreichen Untergrund für die Pflanzen zu schaffen. Abschließend konnte das vorgezogenen Gemüse endlich eingepflanzt werden.

Mit diesen Tätigkeiten habe ich mich am Vormittag und am Nachmittag beschäftigt. In der Mittagspause bin ich nach dem Mittagessen meistens zu einer Strohhütte gegangen, die sich neben dem Kanal befindet. Dort habe ich gelesen, Tagebuch geschrieben, mich gesonnt und bin schwimmen gegangen. Nachdem der Garten am frühen Abend erneut gegossen wurde, stand abschließend eine Tanzsession auf dem Plan, die mir immer sehr gut gefallen hat. Nach dem Abendessen ging es meist direkt ins Bett, da der Tag doch immer relativ voll und anstrengend war und es am nächsten Tag ja wieder früh losging.

Neben der täglichen Routine gab es auch innerhalb einer Woche gewisse Rhythmen, die mir sehr gefallen haben. Am Montag beispielsweise haben wir vormittags immer geputzt und am Nachmittag unseren Plastikmüll gewaschen, der im nächsten Schritt getrocknet wurde, um ihn in Plastikflaschen zu füllen. Diese Plastikflaschen konnten ebenfalls als Baumaterial verwendet werden. Nachmittage am Mittwoch sowie sonntags hatten wir immer frei. Einmal in der Woche haben wir in der Regel eine Dokumentation über beispielsweise Permakultur geschaut. An Samstagen hatten wir manchmal besondere Aktivitäten. So hatten wir beispielsweise Vorträge zu Themen wie „Food as medicin“ oder Meditation. Auch haben wir einen Mönch in einem nahe gelegenen Tempel besucht.

Essen

Grundsätzlich haben sich alle Freiwilligen in drei kleine Gruppen aufgeteilt, sodass man jeden Tag eine andere Aufgabe im Haushalt übernommen hat. Dementsprechend war jedes Team alle drei Tage für die Zubereitung der Mahlzeiten zuständig. Da das Kochen für uns alle eher eine schöne Gemeinschaftsaktivität als eine lästige Arbeit war, haben wir oftmals viel Zeit gemeinsam in der Küche verbracht, Musik gehört und uns unterhalten.

Das Essen war immer sehr lecker. Vor allem viel Obst, aber auch einiges an selbst angebautem Gemüse konnten wir direkt im Garten ernten und verarbeiten. Zudem haben unsere Hühner immer fleißig Eier gelegt. Die Familie von den Farmbesitzern hat ganz in der Nähe Reisfelder. Den Reis, den wir zum Kochen verwendet haben, haben wir immer von ihnen bekommen.

Einmal wöchentlich gab es einen Markt im nächstgelegenen Dorf. Alle weiteren Lebensmittel haben die Besitzer auf größeren Märkten besorgt. Da während meines Aufenthalts drei thailändische Praktikantinnen im Ashram waren, habe ich viele für dort typische Rezepte gelernt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Während meiner „Ecovillage lifestyle experience week“ hatten wir sogar die Ehre, einen Koch bei uns zu Besuch zu haben, der dreimal am Tag für uns gekocht hat.

Meine Freizeit

Unter der Woche war der Tag immer recht voll, aber gerade am Wochenende sind wir oft alle gemeinsam ins Dorf in ein Café gegangen. Gemeinsam mit den Besitzern sind wir auch mal nach Nong Khai gefahren und waren auf dem Nachtmarkt, haben den Sonnenuntergang direkt am Mekong genossen und leckeres Essen von den Straßenständen probiert. An einem Wochenende sind wir außerdem zu einem Nationalpark gefahren, in dem wir wandern waren und auch eine Nacht übernachtet haben. Unter der Woche haben wir abends öfters mal ein Lagerfeuer gemacht, wenn wir nicht schon zu müde waren.

Ein ganz besonderes Erlebnis

An einem Sonntag hat in einem Tempel in der Nähe der Farm eine Zeremonie stattgefunden. In einer Gruppe von vier Volunteers sind wir dorthin gelaufen und haben uns etwas auf der Tempelanlage umgeschaut. Daraufhin wurden wir von den Einheimischen zu einem Mittagessen eingeladen und haben zusammen mit ihnen zu thailändischer Musik getanzt. Es hat sich nicht angefühlt, als ob wir Touristen wären. Vielmehr wurden wir wie ein Teil der Dorfgemeinschaft behandelt. Auf Englisch konnten wir uns kaum verständigen, doch die Kommunikation mit Händen und Füßen hat funktioniert. Dieser Tag war einzigartig für mich und ich werde ihn mit Sicherheit nicht allzu schnell vergessen!

Isabelle, März 2022

Portrait Isabelle
Autor
Isabelle

Mehr Projekte die dich interessieren könnten

Hast du noch kein geeignetes Programm für deine Zeit im Ausland entdeckt? Kein Problem, wir präsentieren dir weitere Freiwilligenprojekte im Ausland, die möglicherweise dein Interesse wecken könnten.

Befindest du dich vielleicht noch am Anfang deiner Überlegungen für deine Reise und hast noch keine Vorstellung davon, was für dich geeignet sein könnte? Ob für kurze Zeit als Volunteer ins Ausland, oder doch lieber ein FSJ bis zu 12 Monate im Ausland leisten? Eventuell ist ein Auslandspraktikum in einem bestimmten Fachbereich die beste Möglichkeit für dich, Auslandserfahrungen zu sammeln?

Freiwilligenarbeit Thailand Yoga Nachhaltigkeitsziel 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden
Freiwilligenarbeit
Thailand | Ashram
Ashram Volunteer in Thailand
Elefanten füttern in Thailand Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Thailand | Elefanten
Freiwilligenarbeit im Elefanten Tierschutz in Thailand
Mönche in Thailand unterrichten Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Thailand | Unterrichten
Unterrichte Englisch an einer Klosterschule in Thailand
Freiwilligenarbeit im Seniorenheim Nachhaltigkeitsziel 3 - Gesundheit und Wohlergehen
Freiwilligenarbeit
Thailand | Senioren
Freiwilligenarbeit im Seniorenheim in Thailand
Wildtierschutz in Thailand Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Thailand | Wildtiere
Freiwilligenarbeit im Wildtierschutz in Thailand
Freiwilligenarbeit mit Straßenhunden in Thailand Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Thailand | Hunde & Katzen
Straßenhunde Projekt in Thailand
Volunteers unterrichten Englisch an einer Schule in Thailand Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Thailand | Unterrichten
Unterrichte Englisch an einer Schule in Thailand