08.03.2022 / Tipps & Wissenswertes

Wildtierschutz bei der Freiwilligenarbeit und auf Reisen

Ob bei der Freiwilligenarbeit, auf Safari oder in der Auffangstation: Sowohl für Volunteers als auch Touristen ist es ein unvergessliches Erlebnis, wilden Tieren nahezukommen. Doch wie sieht es für die Tiere aus? Ist diese Nähe zum Menschen wirklich gut für sie? Da wir großen Wert auf den Tierschutz und Erhalt der Artenvielfalt legen, wollen wir dir aufzeigen, warum Tierschutz im Tourismus wichtig ist und dir ein paar Tipps geben, wie du deine Begegnung mit den Wildtieren optimal genießen kannst, ohne ihnen zu schaden.

Elefanten im Wildtierschutz

Wieso ist Tierschutz im Tourismus wichtig?

Unvergessliche Wildlife-Erlebnisse: Bei wem steht das nicht ganz oben auf der Bucket List? Zum Beispiel auf dem Elefantenrücken die beeindruckende Landschaft Thailands erkunden oder Baby-Elefanten in sogenannten Elefantenwaisenhäusern besuchen und füttern...

Für einen selbst ist diese hautnahe Begegnung mit den Dickhäutern ein einmaliges Erlebnis. Aber bei jedem Erlebnis mit Wildtieren solltest du recherchieren, wie es dem Tier dabei ergeht – in folgenden Beispielen dem Elefanten:

Sei dir bewusst, dass wilde Elefanten den engen Kontakt zum Menschen kaum zulassen – und ihn schon gar nicht auf seinem Rücken tragen würde. In Thailand gibt es für den „Zähmungsprozess“ ein Wort: „Phaajan“, welches so viel bedeutet wie „die Liebe zwischen Zwei zu brechen“. Die englische Bezeichnung „the crush“ lässt erahnen, dass es sich hierbei nicht um ein liebevolles Ritual handelt, sondern um das gewaltsame Brechen des Willens der Elefanten, bis diese aus Angst vor weiteren Schmerzen und Hunger aufgeben.

Auf die genauen Details dieses Verfahrens möchten wir hier nicht eingehen (mehr erfährst du bei ProWildlife). Allerdings solltest du wissen, dass nur einer von drei wildgefangenen Elefantenjungen in der Regel diese Prozedur überlebt. Und es muss dir bewusst sein, dass jeder Elefant, welcher für einen Einsatz mit Menschen bestimmt ist, dieses grausame Ritual durchlaufen muss. Was du vielleicht auch nicht wusstest, ist, dass allein in Thailand mehr Elefanten in Gefangenschaft als in freier Wildbahn leben.

Die Ausbeutung und Tierquälerei von Elefanten im Tourismus ist nur ein Beispiel, wie Tiere aufgrund des Tourismus leiden müssen. Wir merken immer wieder, dass viele Reisende mit gutem Gewissen ein solches Angebot wahrnehmen. Meist ist man sich nicht bewusst, dass allein die Buchung einer solchen Attraktion die Ausbeutung der Tiere unterstützt, ganz nach dem Prinzip: steigende Nachfrage = steigendes Angebot! Kein Wunder also, dass allein von 2010 bis 2016 die Anzahl der Elefanten in touristischen Einrichtungen in Thailand um 30 Prozent gestiegen ist.

Das Schlimme an der ganzen Sache ist: Reisenden wird oft weisgemacht, dass mit den Eintrittsgeldern der Tierschutz unterstützt und gefördert wird – und auf diese Weise etwas gegen Tierquälerei getan wird. Das entspricht nicht den Tatsachen!

Daher ist der Schutz der Tiere im Tourismus für uns bei RGV in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Denn leider schützt die Unwissenheit der Reisenden die Tiere nicht. Ganz im Gegenteil: Sie fördert diesen Prozess noch.

Uns ist es aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass nicht alle Projekte und Reiseangebote, die mit Wildtieren zu tun haben, schlecht sind. Es gibt viele positive Einrichtungen und somit auch Beispiele, wie man ein einmaliges Erlebnis mit Tierschutz kombinieren kann.

Wie kannst du trotzdem ein ultimatives Wildlife-Erlebnis haben?

DO: Am besten ist es, wenn du die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum und aus der Distanz beobachten kannst. Daher empfehlen wir dir für ein unvergessliches Wildlife-Erlebnis auf jeden Fall eine Safari. Egal ob in Asien oder Afrika, eine Safari kann das Highlight jeder Reise werden: Auf einmal raschelt und dann knackt es im Gebüsch – bei einer Safari weißt du einfach nie, welches Tier deinen Weg als Nächstes kreuzen wird: Ist es nur eine Maus, ein Affe oder steht plötzlich ein Elefant vor dir? Also pack dein Fernglas aus und halte deine Kamera griffbereit – wer weiß, welches Tier dir vor die Linse läuft. Diese Überraschungsmomente sind das Beste an der ganzen Safari!

Man wird zwar sein Safarierlebnis mit keinem Close-Up-Elefanten-Selfie krönen können, aber wenn du einen wilden Elefant oder mit etwas mehr Glück vielleicht sogar eine ganze Herde entdeckst, dann wird dir erstmal der Atmen stocken. Was für ein Privileg, diese Tiere in freier Wildbahn erleben zu dürfen, einfach einmalig! Wir sind der Meinung, dass solche Beobachtungen viel schöner und unvergesslicher sind, als auf einem Elefanten zu reiten.

DON‘T: Verzichte am besten auf Elefanten-Waisenhäuser, Lion-Walks oder ähnliche tierische Erfahrungen, bei welchen du auf Tuchfühlung mit den wilden Tieren gehst. Leider mangelt es den Anbietern an Transparenz und man weiß nie, wo diese Tiere herkommen (z.B. werden Tierbabys auf grausame Weise ihren Müttern entrissen und für den Tourismus "gezüchtet") oder was mit den kleinen Löwen passiert, wenn sie zu groß zum Kuscheln werden (werden sie z.B. zur Trophäe für den Jagdtourismus?).

Volunteering im Bereich Wildlife: So erkennst du ein gutes Projekt

Leider gibt es diverse Wildlife-Projekte, welche den Fokus ausschließlich auf die Gebühren der Freiwilligen setzen. Oftmals werden die Wildtiere auf illegalem Weg „beschafft“, die Tiere unter unzumutbaren Verhältnissen gehalten und das Wohl der Tiere hinten angestellt: Alles für den Profit! Traurig, aber wahr. Daher ist es ganz wichtig, dass du bei deiner Projektwahl sorgsam vorgehst.

Worauf achtet RGV bei der Zusammenarbeit mit Tierprojekten

Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen und Transparenz beweisen, damit du siehst, welche Werte ein Projekt für uns mitbringen muss. Diese Auflistung kannst du auch als Hilfestellung für die Projekt- sowie Organisationswahl anwenden.

Auf was RGV bei der Zusammenarbeit der Projekte achtet:

  • Das Wohl der Tiere muss an oberster Stelle stehen.
  • Die Tierhaltung muss so artgerecht wie möglich erfolgen.
  • Der nachhaltige Schutz der Artenvielfalt wird im Projekt großgeschrieben.
  • Tiere, die wild sind, bleiben wild (kein Kontakt zu den Tieren wie z.B. Streicheln).
  • Elefanten werden nicht in Ketten gelegt.
  • Tiere werden nicht verkauft oder gezüchtet.
  • Volunteers haben eine unterstützende Funktion, wenn sie keine ausgebildeten Tierpfleger oder Tierärzte sind.
  • Die Projekte arbeiten transparent (sie informieren darüber, woher ihre Tiere kommen und was mit ihnen passieren wird).
  • Wenn möglich, soll die lokale Bevölkerung miteinbezogen werden; Wissen bzgl. Tierschutz und Verhalten gegenüber den Wildtieren wird an die lokale Bevölkerung weitergegeben.

Unsere Tipps für dein Wildlife-Erlebnis

  1. Sei besonders vorsichtig bei Projekten, in denen Volunteers ohne entsprechende Ausbildung Aufgaben von Tierpflegern oder Tierärzten übernehmen sollen. Dort ersetzt du eher das Personal. Außerdem kann so die Einhaltung der richtigen Tierpflege und des Tierschutzes kaum gewährleistet werden.
  2. Projektwahl: Bevor du dich für ein Projekt entscheidest, informiere dich genauer. Lies die Beschreibung sowie Berichte anderer Volunteers und schau dir Fotos bzw. Videos zum Projekt an! Aus diesen Infos kannst du einige Schlüsse ziehen.
  3. Wahl der Organisation: Informiere dich, ob die Organisation mit Tierschutz-Organisationen zusammenarbeitet oder ob es Richtlinien gibt, wie die Projekte ausgewählt werden.
  4. Überlege dir genau, was für eine Volunteer-Erfahrung du machen möchtest! Der Einsatz in Wildlife-Projekten ist meist harte körperliche Arbeit, kein Urlaub und kein Streichelzoo. Möchtest du den Tieren nahekommen? Dann entscheide dich lieber für ein Projekt mit Haustieren, z.B. ein Straßenhunde-Projekt oder für eine Tierauffgangstation. Die Tiere dort sind domestiziert und sehnen sich daher meist nach Kuscheleinheiten. Sie sind dankbar für jede positive und liebevolle Zuwendung.

Seit November 2016 ist RGV Mitglied der südafrikanischen Campaign Against Canned Hunting (CACH) und auf deren Website als „Ethical volunteer placement agency“ gelistet. Gemeinsam mit CACH setzen wir uns für sozialverantwortliches Volunteering in Tierschutz- und Wildtier-Projekten ein. Diese Überzeugung praktizieren wir – über Südafrika hinaus – in allen unseren Zielländern. Für unsere Wildtier-Projekte heißt das: Sie sind vertrauenswürdig und in der Regel CACH-zertifiziert. Zudem arbeiten wir mit ProWildlife zusammen. Von ihnen haben wir auch unsere Tierschutzrichtlinien prüfen lassen. Sie sind die Experten im Bereich Tierschutz und wir vertrauen auf ihre Meinung und ihren Rat.

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