12.04.2020 / Erfahrungsberichte

Marleen im Frauenhaus – Interview über die Arbeit in den Höhen von Cusco

Am meisten vermisse ich die ganzen vielen bunten Früchte und die frischen Säfte. Und ich vermisse Avocados. Die gibt es hier zwar auch, aber sie sind teuer und schmecken nicht sonderlich. Ich vermisse die Mentalität, die wunderschönen Landschaften, die Musik, die spanische Sprache… Südamerika hat mir unheimlich gut gefallen und es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass ich diesen Kontinent besucht habe.

Marleesn Zeit in Peru

Marleen war zuerst auf einer ökologischen Farm in Ecuador. Den Erfahrungbericht dazu findet ihr hier: http://www.rainbowgardenvillage.com/magazin/marleen-erzaehlt-von-der-nachhaltigen-farmarbeit

RGV: Du warst mit Rainbow Garden Village im Frauenhaus in Cusco – was ist Dein Fazit?

Marleen: Mein 4-wöchiger Einsatz im Frauenhaus in Cusco begann am 27. März 2017. Man arbeitet um die vier Stunden pro Tag und es gibt eine Schicht am Morgen, danach Mittagessen und dann eine zweite Schicht für den Nachmittag. Mit mir waren viele andre Freiwillige aus sämtlichen Nationen und Altersgruppen dort und man hat schnell Anschluss gefunden. Die Menschen waren super lieb und offen. Die jungen Mütter haben mich sehr schnell aufgenommen und in ihr Leben mit einbezogen. Ich habe meistens morgens gearbeitet und war die ganzen vier Wochen bei den kleinsten Kindern, von denen einige gerade frisch geboren und die Ältesten um die 4 Jahre alt waren.

RGV: Was gehörte zu den Aufgaben?

Marleen: Die Kinder mussten gewickelt und sauber gemacht, gefüttert und schlafen gelegt werden. Wir haben natürlich auch ganz viel gespielt und waren draußen im Garten. Anfangs dachte ich, dass die vier Stunden Arbeit nicht sehr anstrengend werden, habe dann aber sehr schnell gemerkt, wie energieraubend die Arbeit ist, auch wenn sie unheimlich viel Spaß macht und die Kinder einfach toll sind.

"Anfangs kam ich mir ein wenig verloren vor."

RGV: Wie war die Organisation im Projekt?

Marleen: Das Projekt war ganz gut organisiert. Ende der Woche gab es immer einen neuen Plan mit den Einteilungen für die Schichten, und man wusste immer wann man wo mit wem arbeitet. Allerdings kam ich mir anfangs ein wenig verloren vor, da man mir nur kurz das Gebäude gezeigt hatte und mich dann in der Gruppe mit den kleinen Kindern abgeladen hat ohne weitere Information. Ich musste dann alles nachfragen bei den anderen Freiwilligen, anstatt dass man mir einfach kurz ein paar Dinge erklärt und gezeigt hätte.

RGV: Das sollte natürlich besser laufen! Wir nehmen diesen Hinweis von Dir dankend auf und werden mit dem Team im Frauenhaus darüber sprechen. Gab es ansonsten problematische oder komplizierte Situationen? Konnte dir ggf. das Rainbow Garden Village Team weiterhelfen?

Marleen: Problematische oder komplizierte Situationen gab es keine während meiner Zeit dort, und bei Fragen, welche die Arbeit betrafen, konnte ich mich immer ganz offen an Mitarbeiter wie Carmen oder Jose wenden. Ansonsten war das Rainbow Garden Village Team immer erreichbar, hat mir Fragen beantwortet und mir zum Beispiel geholfen, als ich einmal krank war oder ich mir eine peruanische SIM-Karte besorgt habe.  

Mit Coca-Tee und Bonbons gegen die Höhenluft  

RGV: Welche Tipps hast Du für Volunteers, die demnächst nach Ecuador oder Peru reisen?

Marleen: Naja, es kommt natürlich immer auf das jeweilige Projekt an. Je nach Projekt sind gute bis sehr gute Spanischkenntnisse schon wirklich sinnvoll, und im Frauenhaus wäre es ohne gutes Spanisch nicht gegangen. Ansonsten sollte man sich informieren, wie die Höhenlage und das Klima am Einsatzort sind. Wer zum Beispiel in Ecuador auf die Farm möchte, sollte definitiv dünne, langärmelige Hemden mitnehmen und eine Taschenlampe.

RGV: Was gibt es sonst zu beachten?

Marleen: Im Frauenhaus in Cusco hatten einige ziemlich mit der Höhe zu kämpfen. Ich habe direkt von Anfang an täglich Coca-Tee getrunken und die Bonbons gelutscht, die überall verkauft werden und mir ging es damit sehr gut. Was ich eigentlich voraussetze, wenn man sich für einen Freiwilligendienst im Ausland entscheidet, ist Offenheit, Eigeninitiative, Interesse und Toleranz gegenüber den anderen Menschen im Projekt, aber auch den Einheimischen. Wer festgefahrene Meinungen hat, nicht bereit ist, sein Weltbild zu verändern und nicht auf andere zugehen und deren Ansichten akzeptieren kann, wird es in den Projekten sehr schwer haben.

Meerschweinchen und Pisco Sour

RGV: Was sollte man dort mal ausprobiert haben?

Marleen: Also in Ecuador sollte man definitiv an der Äquatorlinie gewesen sein. Wenn man nicht, wie ich, Vegetarier ist, sollte man Cuy (Meerschweinchen) probiert haben. In Peru sollte man auf jeden Fall Machu Picchu besuchen, ein paar Tage im wunderschönen Cusco verbringen und Pisco Sour probieren!

RGV: Gibt es etwas, das man lieber nicht machen sollte?

Marleen: Etwas was man nicht machen sollte? Mit Drogen erwischt werden, ist eine ganz schlechte Idee! Alkohol in der Öffentlichkeit trinken, sollte ebenfalls vermieden werden. Und auch die 90 Tage, für die man kein Visum braucht, sollte man wirklich nicht überschreiten. In den meisten Städten sollte man bei Dunkelheit nicht unbedingt alleine rumlaufen, aber ansonsten fällt mir wirklich nichts ein, was man nicht tun sollte.

RGV: Wie haben sich deine Spanischkenntnisse entwickelt?

Marleen: Meine Spanisch-Kenntnisse sind ziemlich gut mittlerweile. Ich war insgesamt vier Monate in Südamerika unterwegs und habe auf meinen Reisen durch die Länder unheimlich viel gelernt. Die ersten zwei Monate waren ziemlich holprig, aber im Frauenhaus habe ich dann schnell große Fortschritte gemacht und nach etwa drei Monaten konnte ich mich ohne Probleme unterhalten und ausdrücken.

„Ich musste wieder mit Deutschlands starrer Struktur und der Inflexibilität klar kommen.“

RGV: Wie war dein Rückweg?

Marleen: Mein Rückweg nach Deutschland war super anstrengend und ich war dann auch wirklich froh, als ich endlich in Frankfurt gelandet bin. Da mein Flug überbucht war musste ich einen ganzen Tag auf den nächsten warten, habe Stunden am Flughafen mit warten verbracht und da mein Anschlussflug nochmal zwei Stunden Verspätung hatte, war die Rückreise echt anstrengend.

RGV: Und wie fühlt es sich an, wieder zuhause zu sein?

Marleen: Ich habe mich auf meine Familie und Freunde gefreut, aber es hat ein bisschen gedauert bis ich mit der Zeitumstellung wieder klar gekommen bin und mit Deutschlands starrer Struktur und der Inflexibilität.

RGV: An was musstest Du dich erst wieder gewöhnen? Und was vermisst du?

Marleen: Am meisten vermisse ich die ganzen vielen bunten Früchte und die frischen Säfte. Und ich vermisse Avocados. Die gibt es hier zwar auch, aber sie sind teuer und schmecken nicht sonderlich. Ich vermisse die Mentalität, die wunderschönen Landschaften, die Musik, die spanische Sprache… Südamerika hat mir unheimlich gut gefallen und es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass ich diesen Kontinent besucht habe.

„Das Frauenhaus auf diese Weise zu führen, wäre ohne die Hilfe der Freiwilligen nicht möglich.“

RGV: Siehst du jetzt Ecuador, Peru und Lateinamerika mit anderen Augen? Was von deinen Erwartungen von den Ländern hat sich erfüllt? Wovon warst du überrascht?

Marleen: Ich hatte wenige Erwartungen und Vorstellungen von den Ländern, als ich rüber geflogen bin. Ich kenne viele Südamerikaner aus dem Studium und es fiel mir oft schwer, ihre Mentalität und ihre Offenheit nachzuvollziehen. Ecuador hat mich überrascht, da das Land erstaunlich weit entwickelt ist und ich mit deutlich weniger Fortschritt gerechnet hätte. Peru hat diesbezüglich schon eher meinen Erwartungen entsprochen. Mich hat die Vielfältigkeit der Länder überrascht und beindruckt. Sowohl Ecuador, als auch Peru haben eine unfassbar große Palette an unterschiedlichen Landschaften und Kulturen und gerade die gigantischen Ausmaße der Anden habe ich ziemlich unterschätzt.

RGV: Würdest du noch einmal an einem Freiwilligendienst teilnehmen? Falls ja: Was würdest du dann anders machen?

Marleen: Ich habe bereits vor Rainbow Garden Village an einem Freiwilligendienst teilgenommen und würde dies auch wieder und auch mit Rainbow Garden Village tun. Viel ändern würde ich dabei nicht. Was mir persönlich immer sehr wichtig ist, ist es die jeweilige Sprache zu erlernen, viel mit Einheimischen im Kontakt zu sein und etwas Sinnvolles zu tun, was mir vor allem bei den Projekten von Rainbow Garden Village sehr gefallen hat.

RGV: Tragen die Projekt aus Deiner Sicht in einer sinnvollen Art und Weise zur Verbesserung der Situation vor Ort bei? Hattest du das Gefühl, dass dein Einsatz nützlich ist?

Marleen: Dementsprechend lautet meine Antwort auch: Ja, ich denke, die Projekte tragen in einer sinnvollen Art und Weise zur Verbesserung der Situation vor Ort bei. Vor allem trifft dies auf die Arbeit im Frauenhaus zu. Die Einrichtung auf diese Weise zu führen, wäre ohne die Hilfe der Freiwilligen nicht möglich und ich bin sehr froh, mich für dieses Projektentschiedenzu haben.

Portrait Marleen
Autor
Marleen

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