12.10.2020 / Erfahrungsberichte

Sebastian berichtet von nachhaltiger Farmarbeit in Santa Rosa (Ecuador)

"Während meines bisherigen Aufenthaltes war ich bereits als Gärtner, Bauarbeiter, Schreiner, Imker und Farmer tätig!"

- Volunteer Sebastian spricht im Interview mit RGV über die nachhaltige Farmarbeit in Santa Rosa und seine Zeit in Ecuador

Sebastians Zeit in Ecuador

RGV: Wie war deine Reise nach Ecuador? Wie war deine erste Unterkunft?

Sebastian: Meine Anreise nach Ecuador und zu meiner Unterkunft während des Sprachkurs verlief komplett problemlos. Zwar ging die lange Flugzeit nicht ganz spurlos an mir vorbei, aber nach meiner Ankunft in Quito konnte ich mich umgehend gut ausschlafen.

RGV: Wir sind gespannt auf deine ersten Eindrücke. Was ist dir direkt aufgefallen?

Sebastian: Meine ersten Eindrücke von Ecuador, beziehungsweise Quito, erhielt ich direkt nach meiner Ankunft am Flughafen und der Fahrt durch die Stadt mit Juan.

Offensichtlich stellt die ecuadorianische Fahrweise die italienische Fahrweise mit Leichtigkeit in den Schatten: Abgesehen von der intensiven Nutzung der Hupe, handelt es sich bei den Straßenmarkierungen scheinbar mehr um Empfehlungen als Vorschriften ;)

Was die Ecuadorianer selbst betrifft, war die große Mehrheit immer sehr bemüht auch Leuten, die des Spanischen nicht 100-prozentig mächtig sind, weiterzuhelfen.

RGV: Wie verlief die erste Orientierungszeit und der Sprachkurs?

Sebastian: Ich hatte zwei Wochen Sprachkurs in Quito, wobei in der erste Woche auch gleichzeitig meine Orientierungsveranstaltung stattfand.

Ich hatte zuvor nie Spanischunterricht, ich konnte neben Englisch "lediglich" Französisch. Und jetzt, vier Wochen später, kann ich ohne Probleme alleine einkaufen gehen und mich mit den Einheimischen auf der Farm über das Wetter, die Arbeit oder meine Heimat unterhalten!

Ich bin mit dem Fortschritt mehr als zufrieden und denke, dass mit dem "Learning-by-doing"-Stil des Sprachkurses jeder die Spanischgrundlagen schnell erlernen kann. Empfehlen kann ich allerdings, schon vor Beginn der jeweiligen Reise mit dem Lernen des Grundvokabulars anzufangen, um nicht komplett bei null beginnen zu müssen. (Ich habe dazu die Webseite super-spanisch.de benutzt.) Auch Französischvorkenntnisse helfen aufgrund der vielen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Sprachen sehr weiter.

RGV: Wow! Das hört sich nach einem schnellen Fortschritt an. Bist du mit der Betreuung zufrieden?

Sebastian: Seit meiner Ankunft wurde ich rundum betreut, so klappte der Übergang zu meinem Projekt problemlos. Auch jetzt, auf der Farm in Santa Rosa, erkundigt sich Rainbow Garden Village-Mitglied Juan regelmäßig nach meinem Wohlbefinden. Insofern ein Rundum-sorglos-Paket!

RGV: Das hören wir natürlich gerne :) Wie sieht deine jetzige Unterkunft aus?

Sebstian: Auf der Farm habe ich ein relativ großes Zimmer für mich alleine, wobei darin auch noch andere Volunteers untergebracht werden können. Im Haus gibt es alle üblichen Gerätschaften wie Waschmaschine, Küchenherd oder Dusche. Lediglich die Toilette, ein sogenanntes "baño seco" befindet sich außerhalb in einen gesonderten Häuschen. Abgesehen davon gibt es etwa jedes zweite Wochenende die Möglichkeit, die Familie in die Stadt Ibarra zu begleiten, wo die produzierten Waren verkauft werden. Während sich zum Zeitpunkt meines Aufenthalts die Wohnung im Umbau befindet, kann man dort die Tage verbringen.

RGV: Welche Aufgaben übernimmst du auf der Farm?

Sebastian: Die Aufgaben auf der Farm sind sehr vielseitig, wobei Keith und Marisol sehr darauf bedacht sind, dass jeder Volunteer Aufgaben übernimmt, die ihn auch wirklich interessieren und Spaß machen. Während meines bisherigen Aufenthaltes war ich bereits als Gärtner, Bauarbeiter, Schreiner, Imker und Farmer tätig! Die möglichen Aufgaben betreffend ist das Spektrum wirklich sehr breit gefächert.

RGV: Kannst du uns einen typischen Tagesablauf beschreiben?

Sebstian: Die Arbeit der Volunteers auf der Finca beginnt etwa um 8 Uhr. Meistens wird man von Marisol in die jeweilige Tätigkeit eingewiesen, wobei dies, abhängig davon welche Wünsche man bezüglich der Arbeit geäußert hat, stark variieren kann. Das gemeinsame Mittagessen findet normal um 12:30 statt, an heißen Tagen aber auch schon mal etwas früher. Es werden jeden Tag etwa sieben Stunden gearbeitet, außer am Wochenende. Danach hat man Zeit sich etwas auszuruhen, zu duschen, um anschließend Abend zu essen.

Wanderungen durch den unberührten Urwald und ein nachhaltiger Lebensstil

RGV: Welche Erlebnisse sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Sebastian: Ich hatte während meines bisherigen Aufenthaltes bereits zwei Erlebnisse die mir wahrscheinlich nie mehr aus dem Kopf gehen werden: Zum einen blieben wir auf dem Rückweg vom Markt zur Finca etwa 700 Meter vor dem Ziel mit dem Auto hängen, da die Gangschaltung des Autos den Dienst quittierte. Mit Mühe und Not, sowie der Hilfe des nächstgelegenen Nachbarn mit Auto, konnten wir den Truck mitten in der Nacht von dem schlammigen Weg befördern.

Zum anderen starteten wir während eines Wochenendes eine richtige kleine Expedition quer durch dichten, unberührten Urwald, um den höchsten Punkt eines Wasserfalls zu erreichen. Mit Macheten bewaffnet gelang es uns nach sehr langem Suchen, den tatsächlich betreffenden Platz zu erreichen, wobei sich besonders der Rückweg als ziemlich risikoreich entpuppte! Gerade noch vor Nachteinbruch erreichten wir die Finca.

RGV: Das klingt nach einer sehr spannenden Wanderung! Was hast du sonst noch erlebt?

Sebastian: Ich habe zusammen mit Marleen, der anderen Freiwilligen auf der Farm, den Markt in Otavalo und Ibarra besucht, dort einige Souvenirs gekauft und dabei mit den Verkäufern um die Preise gefeilscht. Sowohl die Busfahrt dorthin, als auch der Aufenthalt in diesen Städten war ein tolles Erlebnis, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Generell habe ich durch den wechselnden Aufenthalt, während der Woche auf der Farm und jedes zweite Wochenende in Ibarra, tolle Einblicke in das Leben der Ecuadorianer, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt erhalten!

RGV: Hast du irgendwelche Tipps oder Verbesserungsvorschläge?

Sebastian: Mein persönlicher Tipp für alle, die die Freiwilligenarbeit auf der Finca in Betracht ziehen ist, sich bereits im Vorfeld Gedanken zu machen, welche Tätigkeiten man dort ausüben möchte. Dabei sollte man auch nicht davor zurückschrecken beim Rainbow Garden Village-Team, und speziell Viviana, öfters nachzufragen um ein noch konkreteres Bild zu bekommen. Der Vorteil dabei ist, dass man unmittelbar auf der Farm mit der Arbeit loslegen kann. Abgesehen davon kann man natürlich jederzeit in andere Bereiche hineinschnuppern, man ist also trotz der Entscheidung nicht komplett festgelegt. 

Ein weiterer Tipp von mir ist auch, nach Möglichkeit, die Zeit auf der Farm mit anderen Volunteers, also nicht alleine, zu verbringen. Zu zweit oder in der Gruppe werden sowohl die Arbeit, als auch die Ausflüge am Wochenende lustiger!

RGV: Wir haben noch eine letzte Frage an dich: Was ist dein persönliches Fazit?

Sebastian: Abschließend kann ich festhalten, dass ich mit meinem Aufenthalt rundum glücklich war, beziehungsweise im Moment bin. Ich kann ihn jedem weiterempfehlen, der ein Gefühl für einen WIRKLICH nachhaltigen Lebensstil bekommen möchte oder einfach Interesse an der Arbeit auf der Farm hat und von zwei Experten auf diesem Gebiet, Keith und Marisol, lernen möchte. Hier sind sowohl Zeit, als auch Geld gut investiert!

RGV: Vielen Dank Sebastian. Wir freuen uns, wenn du nach deiner Rückkehr von deinen weiteren Eindrücken berichten kannst!

Im zweiten Teil des Interviews erzählt Sebastian, zurück in Deutschland, von Wanderungen im Intag-Tal, Sprachkenntnisssen und der Sinnhaftigkeit der Freiwilligenarbeit auf der ökologischen Farm. Hier geht es zum zweiten Interview.

Portrait Sebastian
Autor
Sebastian

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