30.12.2020 / Erfahrungsberichte

Meine Freiwilligenarbeit im Kindergarten in Tansania

Ich bin Finja, 18 Jahre alt und hatte von Januar bis August die Möglichkeit für sieben Monate eine Freiwilligenarbeit in Mtwara, Tansania in einem Kindergarten mit Vorschule zu absolvieren. Nach monatelangen Planen und viel Vorfreude ging es am 12.1. dann endlich los, ins mir bis dahin unbekannte Land Tansania.

Finjas Zeit in Tansania

Die Ankunft

Die Ankunft in Dar Es Salaam verlief problemlos und schnell. Um vier Uhr nachts wurde ich – völlig übermüdet – von Emmanuel am Flughafen mit einem Bajaji (Tuk-Tuk) abgeholt und in einer sehr abenteuerlichen Fahrt zu meiner ersten Station, das Transferhaus, gebracht. Ein paar Stunden Schlaf später ging es dann auch schon wieder weiter und los in die Stadt zu meinem Orientation Day.

Ich saß das erste Mal hinten auf einem Pikipiki (Motorradtaxi) drauf, fuhr das erste Mal in einem überfülltem Daladala (Kleinbus) mit und aß meine erstes – sehr leckeres – traditionelles Chipsi Mayai (Omelett mit Pommes). Ich bekam alles Wichtige im großen und sehr chaotischen Dar Es Salaam von Emmanuel gezeigt und lernte schon bald meine ersten Wörter auf Kiswahili „Mambo? Poa!“ (Wie geht’s dir? Gut!) und „Asante“ (Dankeschön).

Wir kauften noch ein Busticket für mich für den nächsten Tag, gingen zum Strand und wieder im Transferhaus angekommen verbrachte ich den Rest des Tages mit schlafen und viel Vorfreude mich am nächsten Tag endlich auf den Weg zu meinem Ziel Mtwara zu machen. Einen Tag und 10 Stunden holprige Busfahrt später kam ich dann auch endlich in Mtwara an. Dort wurde ich von ein paar Volunteers und Joshua abgeholt und ins Student House gebracht.

Meine neues Zuhause

Das Student House in Mtwara, welches in den letzten Monaten zu meinem zweiten Zuhause geworden ist, ist auf einem kleinen Hügel im Dorf namens Mbae gelegen. Von weitem ähnelt es einem Baumhaus und ist somit unverkennbar. Dort angekommen bezog ich mein Zimmer, welches ich mir am Anfang mit zwei weiteren Volunteers teilte, bevor ich in ein Einzelzimmer zog und bekam in den ersten Tagen so einiges neues zu sehen und wurde umso mehr neuen Leuten vorgestellt.

Abgesehen von Joshua wohnten bzw. arbeiteten im Student House noch der fleißige Mike, die beiden Köchinnen Eliza und Mama Ailatti, die beiden Künstler/ Musiker Henry und Beka, der Nählehrer, von allen nur „Teacher“ genannt, die beiden Lehrerinnen aus dem Kindergarten, Secilia und Latiffah und Tembo, der den Swahili Unterricht für die Volunteers macht. Mit Tembo hatte ich in Mtwara dann auch einen zweiten Orientation Day und begann den Tag darauf auch schon die Freiwilligenarbeit im Kindergarten – der Alltag und die darauffolgenden Monate konnten also beginnen.

Die Einsatzstelle

Im Kindergarten waren zu dem Zeitpunkt noch zwei weitere Volunteers und die beiden fest angestellte Lehrerinnen, Madame Secilia und Madame Latiffah. Zusammen betreuten wir zwischen 30 und 40 Kinder aufgeteilt in zwei Klassen und brachten Ihnen erste Schreib-, Mathe- und Englischkenntnisse bei. Der Unterricht erfolgte hauptsächlich in Kiswahili, so dass ich schnell die ersten Vokabeln lernte, um mich mit den Kindern und Lehrerinnen zu verständigen.

Zugeteilt wurde ich dann der „Middle Class“ bei Madame Latiffah, also den etwas älteren Kindern (ca. 4-5 Jahre alt). Am Anfang schaute ich erstmal nur beim Unterricht zu und half bei Kleinigkeiten mit, wie z.B. Aufgaben aufschreiben in den Heften. Je mehr dann meine Swahili Kenntnisse wuchsen, desto größere Aufgaben bekam ich dann auch. So unterrichtete ich schon bald die Kinder in Englisch und Mathe, und brachte ihnen bei, sich auf Englisch vorzustellen oder die Zahlen von 1 bis 10 aufzuschreiben und auf Englisch zu sagen.

Meine Fortschritte

Zum Ende hin (als meine Swahili Kenntnisse soweit ausreichten um die Kinder ohne Hilfe zu unterrichten) oder aber auch, wenn eine der Lehrerinnen mal krank war, stand ich dann auch mal allein vor der Klasse und unterrichtete die Kinder zusätzlich auch noch in Kiswahili. So lernte man schnell zu improvisieren und sozusagen aus dem Nichts Unterrichtsmaterial herzuzaubern.

Sich mal austoben

Neben dem Unterricht durfte der Spaß aber natürlich auch nicht zu kurz kommen. Fest auf dem Stundenplan standen somit auch noch Sport, Kunst und Spiele. Während der Trockenzeit gingen wir oft mit den Kindern nach draußen auf den Fußballplatz, spielten Fußball, hüpften mit dem Springseil, verfolgten uns beim Fangen und spielten viele weitere Spiele. In der Regenzeit verbrachten wir die Tage oft mit Singen und Tanzen, was bei den Kindern immer besonders gut ankam. Nach dem austoben gab es Uji (Porridge) zum Frühstück und zum Ende meiner Zeit auch noch Mandazis (kleines, süßes Gebäck) mit Tee. Danach ruhten wir uns aus und manche der Kinder schliefen.

Fortschritte vor Ort

Während meiner Zeit im Kindergarten veränderte sich sehr viel, so baute das Baustellenprojekt nebenan zwei weitere Klassenzimmer, die wir bunt strichen und dann direkt einweihten. Außerdem bekamen wir aus Dar Es Salaam richtiges Spielzeug, hauptsächlich Puppen und Autos, die die Kinder liebten! Und auch die Entwicklung der Kinder in den wenigen Monaten erleben zu können war sehr schön. So wurden aus dem einst schüchternen Jungen ein kleiner Frechdachs und das Mädchen, was anfangs noch nicht einmal einen Stift halten konnte, schrieb kurz darauf ordentlicher als die meisten anderen.

Ausflüge

Da der Kindergarten nur bis 12 Uhr ging, blieb mir und den anderen Volunteers nachmittags viel Zeit, um die Stadt zu erkunden und viele verschiedene Aktivitäten zu unternehmen. Mit jeder Volunteergruppe entwickelten sich verschiedene Routinen, so waren wir mal nachmittags am Strand und aßen Chipsi Mayai, waren in der Stadt unterwegs und erkundeten den farbenfrohen Markt, immer auf der Suche nach dem perfekten Stück Kitenge (afrikanischer Stoff) für eine neue Hose, fuhren in den Nachbarort Mikindani, erkundeten das Dorf Mbae und die vielen verschiedenen geheimen Wege, die es da so gab, gingen beim Bäcker und im Supermarkt einkaufen, gingen zum lokalen Friseur, spielten Fußball mit den Mädchen vom Women Empowerment Projekt, probierten neue Restaurants und Gerichte aus (insbesondere das viele, frische Obst von den Märkten!) oder chillten einfach nur Zuhause auf der Dachterrasse mit dem wunderschönem Ausblick auf das Dorf. Am Wochenende machten wir dann auch mal den ein oder anderen größeren Ausflug zusammen mit unseren Mitbewohnern, die uns so auch nochmal mehr von ihrem Leben und ihrer Kultur zeigen konnten.

Segel-Ausflüge

Einen Segeltrip zur Halbinsel Pemba, Tagestrips oder auch mal ein verlängertes Wochenende unterwegs mit dem Motorrad nach Ndanda, Msaangamkuu, Pemba oder Msimbati, mit der Fähre rüber nach Msaangamkuu oder auch mal ganz spontan ein bisschen weiter weg, wie zum Beispiel auf die Trauminsel Sansibar oder an den Malawisee nach Mbamba Bay. So lernten wir die Vielfältigkeit Tansanias kennen und lieben!

Safari

Außerdem machte ich mit RGV eine Safari in den Ruaha National Park in Iringa und die einwöchige Massai Tour im Norden Tansanias in Handeni. Dadurch lernte ich ebenfalls nochmal komplett andere, spannende Seiten des Landes kennen.

Der Abschied

Nach sieben Monaten in diesem wunderschönen Land fiel der Abschied natürlich nicht gerade leicht. Zwar sind die Lebensumstände das komplette Gegenteil von Deutschland, dennoch lebte ich mich sehr schnell ein und übernahm die tansanische Gelassenheit und Spontanität. Sachen wie eine kalte Dusche, Hocktoiletten, Stromausfall oder, wenn es gerade mal kein fließendes Wasser gab, eine Kübeldusche machten mir sehr schnell nichts mehr aus und wurden zur Gewohnheit. Ich lernte mein Leben fernab vom Luxus und Massenkonsum zu genießen und zu würdigen. Mit den anderen Volunteers und unseren Einheimischen Mitbewohnern erlebte ich viele verschiedene verrückte Sachen, die ich so schnell nicht vergessen werde! Die Tansanier haben mir in den letzten Monaten sehr viel gezeigt und beigebracht und ich kann es kaum erwarten hoffentlich bald wieder in diesem Land zu sein!

Asante sana na tutaonana baadae! (Vielen Dank und bis später!)

Freiwilligenarbeit im Kindergarten in Mtwara, Tansania. Erfahrungsbericht von Finja O., Dez 2019

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Finja

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