30.04.2020 / Erfahrungsberichte

Gärtnerin Anna bei der nachhaltigen Farmarbeit in Ecuador

Ich habe viel gelernt und würde so eine Reise wieder machen. Man lernt sich selbst neu kennen. Und wenn man kein Spanisch kann, kommt man trotzdem weiter. Es hat Spaß gemacht, den Nachbarn bei der Arbeit zu helfen, die netten Arbeiter kennenzulernen und Marisols Haus zu streichen. Es passiert immer etwas lustiges bei Marisol. Nie ist es langweilig. 

Annas Zeit in Ecuador

Anna war fünf Wochen in unserem Farmprojekt in Ecuador. Sie erzählt von frisch geerntetem Gemüse zum Mittagessen, Wanderungen auf Vulkane und Komposttoiletten. 

April 2019

RGV: Hallo Anna, du bist ja vom Beruf Gärtnerin. Dann war das Farmprojekt für dich genau richtig?

Anna: Ja, ich wollte mein Fachwissen erweitern. Ich habe neue Pflanzen kennengelernt und erstmals mit der Schlaghacke gearbeitet. Noch nie in meinem Leben habe ich so eine dunkle, fruchtbare Erde gesehen. Viele der Aufgaben waren mir durch meinen Beruf natürlich schon vertraut. 

RGV: Was waren das für Aufgaben?

Anna: Die Aufgaben sind je nach Saison unterschiedlich; ich war von Februar bis März da. Ich habe Unkraut gejätet, den Boden umgegraben, mich um die Aussaaten gekümmert, die Wiese gemäht, Mulch und Asche verteilt. Wir haben Zitronen geerntet, Clementinen und Cherimoya. Die Früchte, Salat und Kräuter haben wir gleich mal für das Mittagessen und für die selbstgemachte Limonade genutzt. 

RGV: Konnte dir die Farmerin Marisol noch mehr beibringen?

Anna: Marisol freut sich immer, wenn man ihr Fragen stellt. Sie nimmt sich gerne Zeit und ist offen für Ideen, die Farm zu gestalten. Wer noch nie allein gelebt hat, lernt bei Marisol kochen, zum Beispiel traditionelles Essen. Das Essen ist vegan und doch bekommt man leckere Kekse und Pancakes zum Frühstück hin. Ich danke Marisol sehr, dass sie mir viel beigebracht hat. Auch Ihre Rezepte werde ich zu Hause nachkochen und backen. 

RGV: War für die Kochtipps die Sprache eine Barriere?

Anna:  Unter uns Freiwilligen haben wir auf Deutsch geredet und mit Marisol meistens auf Englisch, weil wir nicht so gut in Spanisch waren.

Auf dem Gemüsemarkt in Quito 

RGV: Hat dir der Sprachkurs weitergeholfen, den du vor Projektbeginn in Quito hattest?

Anna: Das Vokabeltraining fand ich gut. Was Grammatik anging, finde ich drei Stunden zu viel. Ich war danach sehr müde und hatte keine Energie, die Lektionen zu wiederholen. Spielerisches lernen hätte mehr gebracht. 

RGV: Danke für das Feeback! Aber ihr habt ja nicht nur Grammatik gebüffelt, sondern seid auch rausgegangen?

Anna: Ja, in Quito habe ich jeden Tag einen etwa drei-stündigen Ausflug mit Juan gemacht. Er hat mir viel über sein Land erzählt. Die Ausflüge haben mir super gefallen, aber ich wünschte, sie wären länger.

RGV: Was waren das für Ausflüge?

Anna: Wir haben einen Volunteer zur Arbeit in den Zoo begleitet, haben den Vulkan Rucu Pincchincha besichtigt und den Kunsthandwerks-Markt. Zudem waren wir am Äquator. Wir haben auch die Altstadt gesehen und beim Obst- und Gemüsemarkt eingekauft.

RGV: Was gab es denn leckeres beim Obst- und Gemüsemarkt?

Anna: Die Säfte muss man unbedingt probieren, besonders Mora – das sind Beeren mit Kokosmilch. Geliebt habe ich das Fastfood Chochos. Das sind weiße Bohnen mit Salsasauce, Limetten und gerösteten Maiskörnern. 

RGV: Und wie war es für dich, mal alleine unterwegs zu sein?

Anna: Die erste Woche traute ich mich nicht, die Umgebung alleine zu erkunden. Ich konnte kein Spanisch und mit Englisch kommt man dort nicht weiter. Aber in der Nähe der Gastfamilie ist ein stillgelegter Flughafen, auf dem man prima Sport machen sowie ein Buch lesen und entspannen kann.

Raus aus Quito. Rein in die Natur.

RGV: Nach dem Sprachkurs bist du dann zur Farm. Ein ziemlicher Kontrast, oder?

Anna: Quito ist sehr laut und die Abgase machen sehr müde. Doch die Ruhe auf der Farm bei Marisol war sehr angenehm. Man hat Zeit, sich in aller Ruhe Gedanken zu machen. 

RGV: Hast du dich mit den anderen Volunteers gleich gut verstanden?

Anna: Als ich ankam, waren schon vier Mädels dort. Die waren sehr zusammengeschweißt und so hatte ich Schwierigkeiten, in deren Gruppe zu kommen, doch mit der Zeit ging das auch und wir haben uns gut verstanden. Ich teilte mein Zimmer mit einem der Mädels. 

RGV: Ihr habt sicherlich einige Ausflüge gemacht. Was gibt es in der näheren Umgebung?

Anna: Die Natur im Regenwald ist wunderschön. Es gibt viele Bananen- und Zitronenbäume. Für Ausflüge muss man etwas weiter fahren. Man braucht etwa drei Stunden, um zu Fuß nach Apuela zu kommen. Aber es gibt heiße Thermalbäder in der Nähe, die von einem Vulkan aufgeheizt werden. Alle zwei Wochen fährt Marisol mit ihrer Tochter dorthin und wir konnten mitkommen. 

RGV: Was gab es sonst noch zu sehen?

Anna: In etwas mehr als einer halben Stunde kommt man zu Fuß zur Bushaltestelle. Von dort aus kann man nach Apuela oder Richtung Otavalo reisen. Otavalo hat jedes Wochenende einen riesigen Kunsthandwerkermarkt. Zudem gibt es einen Kondor-Park. Dort kann man Eulen, Adler und Kondore sehen sowie eine Flugschau erleben. 

RGV: Wart ihr auch am Laguna Cuicocha?

Anna: Klar, es ist ein wunderschöner See mit sauberem und königsblauem Wasser. Dort kann man stundenlang prima Wandern. Es ist sehr anstrengend aber die Tour lohnt sich. Man sollte nur genug Essen dabei haben. Auch eine Bootstour im See ist empfehlenswert. Am See hat man einen prima Blick auf den Cotacachi, dessen Gipfel mit Eis bedeckt sind.  

RGV: Es gibt ja nicht nur den Vulkan Cotacachi, sondern auch eine gleichnamige Stadt.

Anna: Genau, in der Stadt Cotacachi findet sich ein deutscher Bäcker mit sehr leckerem Brot. Die Stadt ist sehr klein, aber bekannt wegen ihrer Lederwaren. Wichtig auf den Märkten ist es, zu feilschen, ich habe es geliebt, die Preise ein bisschen zu drücken. Es ist in Ecuador ein Muss ;)

Keine Scheu vor einer nachhaltiger Lebensweise 

RGV: Lass uns nochmal zum Aufenthalt auf der Farm zurückkehren. So ländlich gelegen stellt man sich ja eher eine einfache Lebensweise vor.

Anna: Geduscht wird alle drei Tage, da es dort sehr wenig Wasser gibt. Das klingt hart, aber es ist nicht schlimm, man gewöhnt sich dran. Man muss nicht jeden Tag Haare waschen, weil die Luft dort sehr sauber ist. Also keine Scheu ;) Auf der Farm gibt es eine Kompost Toilette und ich fand die super. Aus den Fäkalien wird Dünger gemacht. Alles wird verwendet. Ich habe Marisol vorgeschlagen, aus den Klopapierrollen Aussaatbehälter zu machen. 

RGV: Recycling wird dort also groß geschrieben?

Anna: Bei Marisol ist fast alles plastikfrei, so lernte ich bei ihr Metall-Wäscheklammern kennen, das hat mich so fasziniert ;). In der Nähe der Farm gibt es eine Frauengemeinschaft, die aus organischem Material Taschen und Untersetzer häkelt. 

RGV: Wie ist dein Fazit aus der Projektarbeit?

 Anna: Ich fand es sehr nützlich. Ich habe viel gelernt und würde so eine Reise wieder machen. Man lernt sich selbst neu kennen. Und wenn man kein Spanisch kann, kommt man trotzdem weiter. Es hat Spaß gemacht, den Nachbarn bei der Arbeit zu helfen, die netten Arbeiter kennenzulernen und Marisols Haus zu streichen. Es passiert immer etwas lustiges bei Marisol. Nie ist es langweilig. 

RGV: Hast du abschließend noch einen Tipp für die nächsten Voluteers?

Anna: Wer eine empfindliche Haut hat, soll Feuchtigkeitscreme einpacken, denn das Mückenschutzspray trocknet die Haut aus. Ich habe leider Neurodermitis bekommen.

Portrait Anna
Autor
Anna

Mehr Projekte die dich interessieren könnten

Hast du noch kein geeignetes Programm für deine Zeit im Ausland entdeckt? Kein Problem, wir präsentieren dir weitere Freiwilligenprojekte im Ausland, die möglicherweise dein Interesse wecken könnten.

Befindest du dich vielleicht noch am Anfang deiner Überlegungen für deine Reise und hast noch keine Vorstellung davon, was für dich geeignet sein könnte? Ob für kurze Zeit als Volunteer ins Ausland, oder doch lieber ein FSJ bis zu 12 Monate im Ausland leisten? Eventuell ist ein Auslandspraktikum in einem bestimmten Fachbereich die beste Möglichkeit für dich, Auslandserfahrungen zu sammeln?

Farm Volunteer in Vietnam Nachhaltigkeitsziel 12 - Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Freiwilligenarbeit
Vietnam | Farmarbeit
Farm Volunteer in Vietnam
Farmarbeit Nachhaltigkeitsziel 12 - Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Freiwilligenarbeit
Südafrika | Farmarbeit
Farmarbeit in Südafrika
Auslandspraktikum in der Landwirtschaft in Uganda Nachhaltigkeitsziel 12 - Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Freiwilligenarbeit
Uganda | Farmarbeit
Farmarbeit in Uganda
Oekologische Farmarbeit im Naturschutzprojekt Nachhaltigkeitsziel 12 - Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Freiwilligenarbeit
Senegal | Farmarbeit
Freiwilligenarbeit im Umweltschutz auf einer Farm im Senegal