20.05.2020 / Erfahrungsberichte

Freiwilligenarbeit im ökologischen Hausbau in Tansania

Rückblickend finde ich es besonders erstaunlich wie leicht es mir gefallen ist meine Ansprüche und Gewohnheiten umzustellen. Kaltes Wasser, Handwäsche, eintönige Ernährung, die Toilettensituation – alles Sachen mit denen man leben kann. Genauso die Lebenseinstellung, die tansanische Entspanntheit, Eile gibt es nicht, einfach das Leben leben und genießen wie es kommt.

Lonas Zeit in Tansania

Nach wochenlangem Planen und Vorbereiten ging es Anfang Januar auch für mich endlich los – zwischen Abi und Studium, 12 Wochen lang mal was komplett anderes machen!

Die Reise

Früh morgens ging es zum Flughafen und gegen 22:00 Uhr örtlicher Zeit war die Ankunft in Dar es Salaam. Wie geplant wurde ich von Emanuel abgeholt, wir besorgten eine SIM-Karte für mich und tauschten etwas Geld und fuhren dann mit dem Bajaji zum Student House.

Es ist heiß und voll, alle haben es eilig und rote Ampeln oder Straßenmarkierungen interessieren keinen. Meine erste Nacht war aufgrund der Hitze ziemlich schlaflos, am Morgen gab es Weißbrot mit Erdnussbutter und meine erste Kübeldusche. Gegen Mittag wurde ich wieder von Emanuel abgeholt und wir fuhren ein wenig in der Stadt herum und besorgten mein Busticket nach Mtwara für den nächsten Tag.

Erste Eindrücke

Zu Beginn war ich noch der Meinung, ich würde definitiv meinen Flug umbuchen und früher als geplant zurückfliegen, da ich glaubte, mich in diesem verwirrenden Land niemals alleine zurechtzufinden. Mein Bus nach Mtwara ging um 6:00 Uhr morgens, wir hatten es nicht leicht es pünktlich zum Busterminal zu schaffen, mussten uns dann noch mit dem Gepäck durch die Menschen drängeln und im Dunkeln den richtigen Bus finden, aber es klappte alles. Entgegen meiner Erwartung fuhr der Bus sehr pünktlich ab, ich winkte Emanuel und dachte mir direkt, dass derartige flüchtige Bekanntschaften und Abschiede jetzt wohl häufiger auf mich warten würden.

Die Busfahrt Richtung Süden sollte ca. 8 Stunden dauern, nach 11 Stunden Fahrt war ich angekommen. Auch wenn ich die ganze Zeit über nicht auf Toilette war und kaum etwas zu essen dabei hatte, hatte ich mir die Fahrt und besonders den Bus schlimmer vorgestellt. Am Busbahnhof in Mtwara wurde ich von Tembo und ein paar anderen in Empfang genommen und wir fuhren zum Student House.

Das Student House

Das Student House liegt etwas außerhalb von Mtwara in dem Dorf Mbae und ist auf einem kleinen Hügel zwischen Palmen und Lehmhütten gebaut. Ich hatte zuvor ein Video vom Student House gesehen und wusste daher ungefähr was mich erwartet, trotzdem war ich positiv überrascht. Zum Zeitpunkt meiner Ankunft lebten dort zwei andere Volunteers und die Einheimischen Joshua, Beka, Mike und Tembo. In den nächsten Tagen kamen noch drei weitere Volunteers dazu, außerdem Henry und zwei Lehrerinnern, die in der Schule arbeiteten. Außerdem waren in der Woche tagsüber noch immer die Mädchen aus dem Women Empowerment Projekt und die Köchin im Haus – es war also immer was los. Dank der offenen und netten Art der Menschen im Haus, hatte ich mich schnell eingelebt und fühlte mich wohl.

Das Projekt

Das Bauprojekt fand in der Schule statt, die am Fuß des Hügels direkt an das Haus angeschlossen war. Ziel war es, drei weitere Klassenräume fertig zu stellen. Zu meiner Zeit im Projekt brauchten wie sehr oft Beton, die Aufgabe war also Sand oder Steine zu schaufeln oder in Eimern von A nach B zu tragen. Das Ganze wurde auf einen Haufen einfach auf den Boden gekippt, Zement und Wasser dazu und anschließend mit Schaufeln gemischt. Ich war jedes Mal erneut beeindruckt von der Kraft und Ausdauer der einheimischen Arbeiter, wenn es darum ging etwas fertig zu machen. Die Arbeit war körperlich sehr anstrengend und wir versuchten uns abzuwechseln. 

Nachmittags, wenn alle Kinder aus der Schule abgeholt oder nach Hause gebracht waren und wir auf der Baustelle auch fertig waren, haben wir sechs meistens zusammen unser Ugali zum Mittag gegessen und sind dann mit dem Daladala oder Pikipikis in die Stadt oder zu einem der vielen schönen Strände gefahren. In Mtwara waren wir meistens beim Bäcker, Saftladen, einem der Supermärkte oder auf dem großen Markt, wo man Gemüse, Kleidung oder Stoffe auf die altmodische Weise kaufen konnte. Mit etwas Übung kommt man mit dem Swahili sehr gut klar, kann sich orientieren und um die Preise für alles Mögliche verhandeln, um nicht abgezogen zu werden und den Mzungu-Preis zu zahlen.

Freundschaften & Freizeit

Wir haben viel mit den Jungs, die mit uns im Haus wohnten, unternommen, denn der eine oder andere wurde zu einem echten Freund! Ob gemeinsam zum Friseur, ins „Local Restaurant“ zu Reis und Bohnen, an den Strand, abends in die Bar oder den Club oder einfach auf der Dachterrasse entspannen.

An den Wochenenden gab es immer Ausflüge, ob einen Segeltrip durch den Bay von Mikindani, ein Motorrad Trip nach Msimbati, Wellness im Old Boma oder einfach mit der Fähre rüber zum wunderschönen Strand von Msangamkuu. Mein persönliches Highlight war eine 3-tägige Motorradtour nach Ndanda und auf dem Rückweg über das Makonde-Plateau.

Nach meinen neun Wochen im Projekt in Mtwara bin ich noch drei Wochen im Land herumgereist. Die erste Woche gemeinsam mit Lukas und zwei anderen Volunteers mit dem Auto, erst zum Malawisee und von dort aus nach Iringa, um dort die Ruaha Safari zu machen. Von Iringa aus bin ich alleine mit dem Bus weiter nach Arusha und Moshi gefahren und dann mit dem Flieger nach Sansibar um die anderen Volunteers dort wieder zu treffen. Die RGV Kontakte haben mir dabei sehr geholfen, so habe ich 3 Nächte im Student House in Arusha verbracht und bin mit Carolines Hilfe weiter nach Moshi gefahren.

Tansanische Entspanntheit

Grundsätzlich sind die Menschen sehr hilfsbereit. Auch wenn sie gerne mal einen erhöhten Preis verlangen oder etwas aufdringlich sind kann man sie immer um Hilfe oder Tipps bitten. Auf diese Weise habe ich viele Menschen an verschiedenen Orten kennengelernt und wie erwartet auch flüchtig verabschiedet. Natürlich ist immer etwas Risiko dabei, aber hätte ich dem Safari Guide in Arusha, dem Wander-Tour-Guide und dem Massai Guide in Moshi oder Henrys Kumpel auf Sansibar nicht vertraut, dann hätte ich einige tolle Erinnerungen weniger und ein um´s andere Mal mein Hotel wahrscheinlich nicht wiedergefunden.

Rückblickend finde ich es besonders erstaunlich wie leicht es mir gefallen ist meine Ansprüche und Gewohnheiten umzustellen. Kaltes Wasser, Handwäsche, eintönige Ernährung, die Toilettensituation – alles Sachen mit denen man leben kann. Genauso die Lebenseinstellung, die tansanische Entspanntheit, Eile gibt es nicht, einfach das Leben leben und genießen wie es kommt.

Erfahrungsbericht aus dem Projekt Freiwilligenarbeit Ökologischer Hausbau von Lona M., Mai 2019

Portrait Lona
Autor
Lona

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