05.09.2022 / Erfahrungsberichte

Freiwilligenarbeit im Hundeprojekt in Rumänien

Was gibt es Schöneres als den Tag mit Hundeknuddeln zu verbringen? Das war nämlich das Hauptanliegen! Zeit, Ruhe und Liebe mitbringen! Sich in die Zwinger zu setzen und einfach nur da zu sein. Zu beobachten: Wer ist scheu, wer braucht Ansprache, wer will einfach nur übermütig spielen und ausgelassen Streicheleinheiten empfangen? Wer braucht ein wenig Ansprache und muss etwas gelockt werden? Klar, die Welpen sind unkompliziert, süß und extrem dankbar. Aber sie sind auch ungestüm und meine Schuhe waren gefühlt die Hauptattraktion.

Tanjas Zeit in Rumänien

Anreise/Ankunft

Mein Abenteuer begann am Frankfurter Flughafen, als die Lufthansa Maschine am Vormittag abhob und Kurs auf Bukarest nahm. Ich war sehr aufgeregt, um nicht zu sagen auch etwas ängstlich. Was würde nun alles auf mich zukommen und wie würde ich mit all dem Neuen klarkommen?

Der Flug verlief schon mal ruhig, mein Gepäck in Bukarest kam zügig und sehr gespannt kam ich in die Ankunftshalle. Schnell machte ich Peter ausfindig, der ein Schild mit meinem Namen hochhob und nicht zu übersehen war. Bei ihm waren schon vier weitere Volunteers. Nun waren wir vollzählig, machten uns kurz bekannt und stiegen ins Auto, um die knapp 300 km Fahrt zur Einsatzstelle anzutreten. Die Autofahrt dauerte ca. fünf Stunden, die Stimmung und Unterhaltung war ausgelassen und ich konnte schon einen ersten Eindruck der Gegend und Landschaft aufsaugen.

Als es durch die Karpaten ging, fielen mir die vielen touristischen Straßenläden auf. Peter erklärte, dass diese im Winter sehr ausgelastete Skigebiete sind und auch im Sommer Wander- und Mountainbiker hier die Natur genießen. Nach den Karpaten unglaublich viele Störche! Quasi in jedem Dorf sahen wir auf jedem Strommast Storchennester und auch auf den Feldern fanden sich unglaublich viele dieser Tiere. Einen Bären hingegen suchte ich vergebens. Peter fuhr uns bis in die Fußgängerzone vor die Unterkunft und ich war sehr angetan von der Lage und der Schönheit des alten Gebäudes. Lizzy, ein ehemaliger Straßenhund, der auf dem Areal der Unterkunft wohnt, begrüßte uns verhalten, aber interessiert.

In der Unterkunft angekommen, waren die Betten bereits zugeordnet, d.h. ich habe mein Bett gesucht, auf dem eine Mappe mit meinem Namen lag und in der ich einige wichtige Informationen vorfand. Zum Teil waren die Zimmer der Damenwohnung mit acht, sechs oder drei Betten bestückt. Alles erschien mir einfach, aber zweckmäßig bis liebevoll. An diesem ersten Abend gingen alle Bewohner:innen ins nächste Restaurant und als ich erschöpft ins Bett fiel, blickte ich für die nächsten drei Wochen extrem freudig und beruhigt in die Zukunft. Der Ankunftstag war schon mal richtig gut gelungen!

Orientierungsprogramm

Am nächsten Morgen trafen sich alle „Neuangereisten“ in der Küche der Damen Unterkunft, um Informationen über die Abwicklung in der Accommodation zu erhalten. Dabei ging es um die Einkaufsliste, um die Müllentsorgung, Ansprechpartner:innen, Sauberkeit und Räumlichkeiten. Anschließend ging es weiter mit Peter. Wir wechselten in seine Büroräume und konnten dabei schon erste Eindrücke über das kleine Städtchen am Projektstandort sammeln. Dort ging es weiter mit einer Kennenlernrunde, Informationen zu Land und Region, Verhaltensregeln und vielem mehr. Auch haben wir darüber gesprochen, wie wir uns jetzt fühlen und wie wir uns fühlen wollen, wenn unser jeweiliges Projekt abgeschlossen sein wird. In unserer Gruppe waren die Projekte Naturschutz, Summer Camp und Dog Shelter vertreten.

Beim Mittagessen in einem tollen Restaurant konnten wir uns stärken. Zurück in der Unterkunft ging es mit dem Sprachunterricht weiter. Zwar waren wir in Rumänien, allerdings wird hier vornehmlich Ungarisch gesprochen. Peter hat das toll gemacht und mit einem Flipchart einige grundlegende Dinge der Sprache gut erklärt. Meine persönliche Schwierigkeit lag allerdings darin, dass sich aufgrund der Tatsache, dass mir auf Englisch die Ungarische Sprache erläutert wurde, gefühlt ein großer Knoten in meinem Hirn bildete.

Der Tag endete mit einem zweistündigen Stadtrundgang. Hier kamen wir an eindrucksvollen Gebäuden vorbei, parallel dazu aber auch an wichtigen logistischen Punkten wie Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken und Bars bzw. Restaurants. Am zweiten Tag vor Ort gingen die Volunteers in ihr jeweiliges Projekt, für mich also der erste Ausflug in den Dog Shelter. Wir fuhren mit dem Auto die 3,5 km lange Strecke und wurden am Tor für einige Instruktionen empfangen. Bei unserem Rundgang brach dann erstmal Tumult in Form von Hundegebell aus. Ca. 300 bis 400 Hunde sind hier untergebracht.

Aufgabenbereiche

Was gibt es Schöneres als den Tag mit Hundeknuddeln zu verbringen? Das war nämlich das Hauptanliegen! Zeit, Ruhe und Liebe mitbringen! Sich in die Zwinger zu setzen und einfach nur da zu sein. Zu beobachten: Wer ist scheu, wer braucht Ansprache, wer will einfach nur übermütig spielen und ausgelassen Streicheleinheiten empfangen? Wer braucht ein wenig Ansprache und muss etwas gelockt werden? Klar, die Welpen sind unkompliziert, süß und extrem dankbar. Aber sie sind auch ungestüm und meine Schuhe waren gefühlt die Hauptattraktion.

Mir persönlich haben es die älteren Hunde angetan! Auf Nachfrage konnte ich die Geschichte oder Herkunft der Fellnasen erfahren. So manche Geschichte hat mich sehr berührt. Jeder Hund erhält im Dog Shelter einen Namen, der im Übrigen auch jeweils nur einmal vergeben wird. Auch das hat mir gezeigt, wie liebevoll hier mit den Tieren umgegangen wird. Alle Zwinger sind in hervorragendem Zustand: Spielzeug, Freiraum, Wasser, nie habe ich irgendeinen Missstand wahrgenommen! Das Dasein für die Hunde habe ich als meditativ und beruhigend empfunden. Mein Alltag war 1.700 km entfernt, ich zählte als Mensch unter Hunden einfach nur durch meine Präsenz. Dankbarkeit kann so spürbar sein! Es gab auch die Möglichkeit, bei Kastrationen dabei zu sein oder Hunde an der Leine im Außenbereich zu führen, aber ich verbrachte meine Zeit in den Zwingern. Zu kostbar erschien mir diese Begegnung zwischen Hund und Mensch, als dass ich sie anders verbringen wollte und das war für alle so okay.

Meine Anwesenheitszeit wäre eigentlich nur an den Werktagen von 10 – 13 Uhr gewesen, aber mich zog es schon weit früher und meist auch am Nachmittag wieder zu den Fellnasen und auch am Wochenende war ich zumindest für zwei Stunden vor Ort. Kam ich in einen Zwinger, in dem mal ein paar Häufchen lagen, so waren diese vor meiner Knuddeleinheit schnell entfernt. Füttern und Wasser nachfüllen ist dem Personal dort zugeteilt, damit kam ich nicht in Berührung. Einmal kam ein Spendentransport, dem ich beim Ausräumen half und in meiner Halbzeit wurde ein Transport vorbereitet, mit dem 22 Hunde nach Deutschland ausreisen durften. Ansonsten half ich auf Zuruf beim Hundebaden oder anderen kleinen Tätigkeiten.

Wohnen

Die Unterbringung erfolgte in einem Volunteer House, rechts vom Hof ging es in die Frauenunterkunft, links in die Herrenunterkunft. Dieses Zusammenleben mit unterschiedlichen Nationalitäten und Altersgruppen habe ich als bereichernd empfunden. Wollte ich Gesellschaft, so fand ich diese. Es gab aber auch Rückzugsmöglichkeiten und nach drei Wochen, bei all diesen Eindrücken, sind auch diese Momente wichtig.

Wollte ich mir abends noch etwas kochen, so fand sich meist ein:e Gesprächspartner:in mit mir in der Küche ein und so gab es sehr gesellige bisweilen auch sehr berührende Gespräche, aus denen auch Freundschaften erwachsen sollten. Die Gruppe gewann dadurch an Dynamik und wuchs zusammen, auch wenn die Sprache manchmal speziell für mich ein Hindernis war. Sich in Englisch über Gefühlswelten auszutauschen war mir bis dato nicht so geläufig!

Essen

Werktags waren wir mittags im Restaurant „verabredet“. In der ersten Woche war es ein Restaurant wenige Meter von der Unterkunft entfernt, bei dem wir uns immer um 13:30 Uhr mit Peter trafen. In der zweiten und dritten Woche war es dann ein Buffet Restaurant. Hier zeigten wir lediglich unseren Volunteer Ausweis vor und konnten uns dann durch die reichhaltigen, zum Teil landestypischen Angebote, durchfuttern. Hatte man über die Einkaufsliste vorgesorgt, so konnte abends individuell gekocht werden, aber auch die Vorratskammer erfüllte so einige Wünsche. Da das auswärtige Essen in Rumänien extrem preiswert ist, waren wir aber auch oft genug abends einfach in Restaurants unterwegs. Sehr empfehlenswert: Tosca, nicht weit von der Unterkunft!

Freizeit

Die Unterkunft bietet fünf Fahrräder. Da diese vor allem für die Dog Shelter Volunteers gedacht sind, habe ich oft auch Ausflüge mit diesen direkt nach meiner Tätigkeit bei den Fellnasen gestartet. So führte mich mein Weg zum Denkmal einer Schlacht aus dem 18. Jahrhundert ins Dorf Siculeni. Ferner fuhr ich zum Stausee hinter Frumoasa, der wirklich sehr sehenswert ist. Aber auch die Basilika Sumuleu Ciuc sowie eine Wanderung über das Wallfahrtsgelände Misericordia zu einem wirklich abenteuerlichen Aussichtsturm waren fantastisch! Das örtliche Freibad war anders als ich Freibäder kenne, aber ein absolutes Muss, wenn man sich für das Leben der Einheimischen interessiert. Ansonsten gibt es kaum eine Straße der Stadt, die ich nicht abgeradelt oder abgelaufen bin. Am ersten Wochenende im August fand das Stadtfest in der City statt, an dem es viele Verkaufsstände, Live-Musik und ein sehr belebtes Nachtleben gab.

Warum RGV?

Um es ganz offen anzusprechen: Ich hatte keine Empfehlung. RGV habe ich ausgewählt, weil es mich bei meiner Recherche im Internet angesprochen und überzeugt hat. Das Beste ist: Ich wurde nicht enttäuscht! Ich fühlte mich von Anfang bis zur Abreise bestens betreut und aufgehoben. Es gab Notfallnummern, die ich aber nicht bemühen musste. Die Betreuung vor Ort war fantastisch. Peter oder Nikki waren oft zu sehen (beim Mittagessen in der Unterkunft) und wenn sich Fragen ergaben, erhielt ich stets Unterstützung und Auskunft. Kurz vor meiner Abreise gab es ein Abschlussgespräch zwischen Peter und mir, indem er mir viele Fragen stellte, die ich ihm gerne beantwortete. Am Meisten hat mich überrascht, dass er auch ein Feedback für mich und zu meiner Person hatte. Dies zeigte mir, dass auch er sehr am Wohl und an der Entwicklung der Volunteers interessiert ist.

Erfahrungsbericht von Tanja, Juli/August 2022

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Autor
Tanja

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