01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Praktikum als Hebamme in Ghana Erfahrungsbericht

Meine Arbeit bestand darin, die schwangeren Frauen zu betreuen, ihre Daten aufzunehmen und mit der Hebamme gemeinsam zu untersuchen und zu behandeln. Die Angestellten haben mich vom ersten Tag an gut aufgenommen und halfen mir die Vorgänge, die sie verrichteten zu verstehen und sie ihnen nachmachen zu können. Einmal hatte ich sogar das Glück bei einer vollständigen Geburt dabei sein zu sein, was sicher zu einem meiner schönsten Momente zählt.

Livias Zeit in Ghana

Suche nach der passenden Organisation

Schon lange war es mein Traum nach Afrika zu reisen und den afrikanischen Lebensstil hautnah miterleben zu dürfen. Mir war aber klar, dass ich nach dem Abi direkt mit meiner Ausbildung zur Hebamme beginnen möchte und so war ein Zwischenjahr für mich ausgeschlossen. Damit ich vor dem Studium trotzdem meinen Wunsch erfüllen konnte, hatte ich die Idee, das obligatorische Praktikum, welches die Fachhochschule von mir forderte, in Afrika zu absolvieren. Also begann ich im Internet nach einer Organisation zu suchen, die so etwas anbot und so landete ich bei RGV.

Die Reise rückt näher

Nach einigem Informationsaustausch war mein 11-wöchiges Praktikum in einer Geburtsklink in der Volta Region gebucht und die Vorbereitungen durften beginnen. Meine Vorbereitungen, um die große Reise in das afrikanische Land Ghana antreten zu können, fielen bei mir etwas kurz aus. Ich hatte noch eine Woche vor meinem Abflug die letzten Abschlussprüfungen und hatte somit viel um die Ohren.

Natürlich hatte ich mir in den Monaten zuvor die wichtigsten Impfungen spritzen lassen und bereitete mich auch versicherungsmäßig gut vor. Dadurch, dass ich mich in meiner ganzen Kindheit mit Afrika befasst hatte und auch einen Freund mit afrikanischer Herkunft habe, verbrachte ich nicht allzu viel Zeit, mich mit den Kulturen und Traditionen von Ghana auseinanderzusetzen. Selbstverständlich habe ich aber einen Blick in den Reiseführer geworfen und mich so schon mental etwas darauf vorbereitet. Bald war ich dann sowieso mitten drin und konnte jeden Tag etwas Neues über die Kultur lernen…

Gastfamilie in Akome Agate

Nach dem 5-tägigen Orientierungs-Programm in Accra, in der ich schon auf einige gute Freunde traf, wurde ich schließlich von Fofo abgeholt. Fofo ist der Gastgeber aus Akome Agate, in dessen Haus ich während meines Aufenthaltes lebte. Bis ich Akome Agate erreicht hatte, dauerte es seine Zeit, doch der herzliche Empfang von Grace, der Köchin, ließ mich die lange und anstrengende Reise bald vergessen. Es war schon sehr spät, doch natürlich kam noch was auf den Tisch und ich wusste vom ersten Moment an, dass ich es hier wunderbar haben würde.

Tatsächlich stellten sich meine Verantwortlichen als die freundlichsten und zuvorkommendsten Menschen heraus, die mich total in ihren Alltag einbezogen und alles für mein Wohlbefinden taten. Als die Tochter von Grace ihre Ferien bei uns verbrachte, fühlte es sich sogar an, als wären wir eine kleine Familie. Zusammen gingen wir in die Kirche, besuchten das kleine Dorf, die Nachbarn und Verwandten, wurden zum Essen eingeladen und und und…

Ein Dorf inmitten von Natur

Als einzige Freiwillige in der Volta Region fühlte ich mich manchmal tatsächlich fast als eine Afrikanerin unter vielen andern Afrikanern und ich liebte den guten Kontakt, den ich während meiner Zeit zu den Dorfbewohnern und meiner "Familie" pflegte. Auch der Ort ließ mein Herz höher schlagen. Akome Agate ist ein kleines Dorf (ungefähr 30 min von Ho), das inmitten einer wunderschönen und grünen Berglandschaft liegt. Ich fühlte mich von Anfang an wie Zuhause, denn von meinem Wohnort in der Schweiz bin ich es gewohnt in der Natur zu leben.

Das Dorf an sich ist sehr traditionell und gibt einen wunderbaren Einblick in das Familienleben und den Alltag. Für jeden der sich nach einem authentischen Dorfleben in Ghana sehnt, ist Akome Agate die absolut beste Destination!

Mein Praktikum im Geburtshaus

Jeden Morgen nach einem nahrhaften Frühstück fuhr mich ein Fahrer mit seinem Motorbike zur Arbeit. Die Geburtsklinik, in der ich arbeitete, befindet sich im nächsten Dorf. Neben dem Geburtshaus gibt es auch eine Krankenklinik, aber alles im kleinen Rahmen. Meine Arbeit bestand darin, die schwangeren Frauen zu betreuen, ihre Daten aufzunehmen und mit der Hebamme gemeinsam zu untersuchen und zu behandeln. Die Angestellten haben mich vom ersten Tag an gut aufgenommen und halfen mir die Vorgänge, die sie verrichteten zu verstehen und sie ihnen nachmachen zu können. Einmal hatte ich sogar das Glück bei einer vollständigen Geburt dabei sein zu sein, was sicher zu einem meiner schönsten Momente zählt.

Natürlich sind die Umstände in Sache Ausstattung, Hygiene und Patientenumgang nicht mit den Verhältnissen in Europa zu vergleichen, aber damit muss man umgehen können, wenn man in ein Entwicklungsland reist. Ich kann euch aber versichern, dass es in meiner Klinik sehr akzeptabel war und man sich darum keine Sorgen machen muss! Außerdem gewöhnt man sich an alles.

Zur Abwechslung unterrichten an einer Schule

Neben der Klinik begleitete ich Fofo einige Male in die Schule, wo er ca. 30 Kinder unterrichtet. Bevor die Kinder schließlich Schulferien hatten, durfte ich die Hälfte von ihnen zweimal in Englisch unterrichten. Die Kinder hatten große Freude, dass ich sie besuchte und einige gaben sich auch sehr Mühe etwas von mir zu lernen. Es war zusätzlich eine interessante und lehrreiche Erfahrung, die ich gerne wiederholt hätte.

Land und Leute

Das Land zu bereisen und die verschiedensten Orte zu sehen ist interessant und wichtig. Ich beließ es aber bei wenigen Wochenend-Reisen, da mir die langen Fahrten immer sehr viel Energie raubten und ich lieber die Zeit im Dorf mit den Leuten verbrachte. Trotzdem empfehle ich jedem das Städtchen Cape Coast zu besuchen, zu den Shai Hills zu fahren und natürlich unbedingt die Volta Region zu erforschen. Zudem gibt es viele andere bemerkenswerte Destinationen, doch darüber werdet ihr alle von Mama Mina gut informiert!

Fazit meines Auslandspraktika als Hebamme in Ghana

Ich empfehle allen, die sich für ein Projekt in Afrika interessieren, sich diesen Wunsch mit der RGV-Organisation zu erfüllen. Es wird sehr gut organisiert und man ist immer in Kontakt mit Deutschland, wenn man das so möchte. Auch die Organisatoren in Accra sind sehr liebevolle Menschen und unterstützen dich in jeder Situation, solange du es zulässt. Garantiert werden sie sich alle Mühe geben, das Beste aus deinem Projekt zu machen.

Damit du wirklich einen guten Eindruck von Ghana erhalten kannst und das Land und die Leute verstehen und lieben lernst, solltest du meiner Meinung nach am besten drei Monate dort verweilen. Auf jeden Fall ist ein Monat zu kurz, denn diese Zeit braucht man, um sich körperlich und vielleicht auch geistig an diese fremde Welt anzupassen. Die Zeit danach ist erst die Zeit in der man auflebt und alle Dinge von der positiven Seite zu sehen beginnt…

Ich wünsche allen viel Freude und viele gute Erfahrungen!

Praktikum als Hebamme in Ghana Erfahrungsbericht von Livia, November 2014

Portrait Livia
Autor
Livia

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