22.11.2021 / Erfahrungsberichte

Meine Erfahrungen im Schulprojekt in Mombasa

Ich bin überaus dankbar für diese Erfahrung in meinem Leben und werde auf jeden Fall mit Steven und seine Frau sowie mit Olives verbunden bleiben und weiter Geld sammeln, um sie zu unterstützen (sie funktionieren ausschließlich über Spenden). Sie kämpfen seit 15 Jahren täglich für Kinder die nichts, aber auch gar nichts haben.

Myriams Zeit in Kenia

Ich habe Mombasa zum ersten Mal als Tourist besucht und war frustriert so wenig Kontakt mit der Bevölkerung zu haben. Während der Pandemie habe ich beschlossen Kiswahili zu lernen als Ausgleich zum harten Lockdown. Da ich viel Freude daran hatte, wollte ich die Sprache auch leben und habe das Projekt „School Volunteer in Mombasa“ von Rainbow Garden Village entdeckt. Das hat mich angesprochen.

Meine Vorbereitung

Voller Elan habe ich vor meiner Abreise Hefte, Buntstifte und andere Schulsachen gesammelt für die Kinder und die Schule. Ich hatte auch Geld gesammelt, um Grundnahrungsmitteln für Waisen zu kaufen. Welcher Schule ich zugeteilt wurde, wusste ich nicht und war mir nicht so wichtig. Ich wusste es wird eine Challenge, so ganz anders als mein Büro-Alltag.

Meine Ankunft

Am Tag nach meiner Ankunft hat mich Esther der Schulleitung Pastor Stevens und Michael vorgestellt. Mitten im Slum, aus Wellblech gebaut, in einer Affenhitze, nah einer brennenden Müllkippe. Ich war happy und unsicher, ob ich der Aufgabe gewachsen sein würde, zugleich.

Mein Alltag

Die Kinder werden teilweise sehr früh in die Schule gebracht, um 6:00 Uhr, sodass auch die Lehrerin der Vorschüler, Jane, um 6:00 Uhr anfängt zu arbeiten. Das ist meine persönliche Heldin! Großes Herz, klare Worte. Wenn die Köchin nicht erscheint, kocht sie parallel zum Unterricht auch noch den 10:00 Uhr Porrige für alle 100 Kinder.

Mein Tag beginnt um 7:30 Uhr. Da sind alle Kinder schon eingetroffen. Ich wurde ihrer Klasse zugeteilt, weil es die größte Gruppe ist mit ca. 20 kleinen Vorschülern, lebendig, hungrig, durstig, schmutzig und frech. Die Kinder sind mir schnell ans Herz gewachsen. Sie haben mich auch schnell herausgefordert weil sie einen sehr großen Bewegungsdrang haben und dem nachgeben. Ich musste Strategien entwickeln, um sie am Ball zu halten mit dem Lernen: Laut zusammen Worte aussprechen, zwischendurch aufstehen und den Baum üben (aus dem Yoga – Stabilitätsübung) bzw. das ABC oder 1-2-3 in Englisch hüpfen, den schnell-lernenden Kindern andere Aufgaben geben und in der Zeit die Hand der weniger Schnell-lernenden führen um 5 und 2 richtig herumzuschreiben.

Sie waren sehr scharf auf Buntstifte, Spitzer und der Radiergummi war sowieso der Hit. Ich habe immer wieder Taschen durchsucht, um diese Sachen wieder zu finden. Fair enough fand ich. Die Kinder haben sehr schnell gemerkt, dass ich gerne knuddle und kamen immer wieder, um sich eine Streicheleinheit zu holen. Das fehlt ihnen in ihrem so harten Leben im Slum sehr: Geborgenheit und Nähe. Wenn ein Kind in meinen Armen einschläft, ist es das größte Vertrauensgeschenk, das es mir machen kann. Egal wie müde ich war, dabei ist ein Herz immer wieder aufgegangen.

Während die Kinder schliefen, haben wir die Hausaufgaben in jedes Heft geschrieben. Wenn es kein Heft gab, habe ich Blätter von meinem Block verwendet. Um 15:00 Uhr nach dem Abschiedsgebet werden die meisten Kinder nach Hause entlassen, einige bleiben bis 17 Uhr und somit auch Jane als Aufsichtsperson. Und ich war fertig! Die Hitze war die größte Herausforderung für mich. Dennoch habe ich die Lehrer, auf ihren Wunsch hin, noch in Französisch unterrichtet, eine Stunde am Tag.

Spenden

In Absprache mit den Personen, die mir Geld für die Waisen gespendet hatten, habe ich sofort ein Teil des Geldes für die Schule investiert: Zwei Wochenrationen Grundnahrungsmitteln (Reis, Bohnen, Zucker, Mehl, Porrige, etc…), fünf Matratzen für die Kleinsten, damit sie Mittagschlaf halten können, tägliches Trinkwasser für alle (ca. 1,50 EUR am Tag versorgen alle mit sauberem Trinkwasser). Bei 30 Grad unter dem Wellblechdach wirklich kein Luxus.

Aus meiner persönlichen Kasse habe ich die Buntstifte, Radierer und Spitzer gekauft, denn ich musste meine gesammelten Spenden leider daheim lassen, weil mein Flug mit 40kg Freigepäck storniert wurde, zehn Tage vor Abflug. Der neue Flug war doppelt so teuer, was mein Budget stark eingeschränkt hatte.

Beim Teilen meiner Bilder in WhatsApp konnte ich noch mehr Spenden sammeln: Steven konnte so die Kindertoiletten renovieren, durch das Anbringen von transparentem Welldach kommt jetzt das Tageslicht in die Toiletten, Dachrinnen wurden montiert um das Regenwasser zu sammeln, das dann dem Spülen in den Toiletten dient und somit nicht gekauft werden muss, eine rostige Wellblechwand wurde durch eine gemauerte Wand ersetzt, die Küche wurde renoviert und noch vieles mehr…

Resümee

Ich bin überaus dankbar für diese Erfahrung in meinem Leben und werde auf jeden Fall mit Steven und seine Frau sowie mit Olives verbunden bleiben und weiter Geld sammeln, um sie zu unterstützen (sie funktionieren ausschließlich über Spenden). Sie kämpfen seit 15 Jahren täglich für Kinder die nichts, aber auch gar nichts haben. Die Schule bleibt meistens die einzige Konstante in ihrem Leben, die einzige Mahlzeit und das einzige Trinkwasser, das sie oft erhalten. Und jede Seele zählt und gibt ihnen Recht: die ersten Kinder haben ihren Abschluss geschafft und sehen einer hoffentlich besseren Zukunft entgegen.

Myriam G. war als Volunteer in Kenia, und hat am Schulprojekt in Mombasa teilgenommen

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Autor
Myriam