01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Freiwilligenarbeit mit Blinden in Südafrika Erfahrungsbericht

In der Blindenschule fand mein Projekt in der Vorschulklasse statt. Meine 3 bis 6-jährigen Kinder waren alle sehbehindert und lernten in der Schule selbstständig mit ihrer Behinderung leben zu können. Ich fand die Freiwilligenarbeit in der Blindenschule sehr interessant und jedes Kind wurde individuell je nach Sehschwäche gefördert. 

Chiaras Zeit in Südafrika

Auf ins Abenteuer Südafrika!

Am 16. März 2014 war es bei mir endlich so weit, dass ich auch zum ersten Mal allein eine tolle und unvergessliche dreimonatige Reise nach Südafrika antreten durfte. Ich war furchtbar aufgeregt, da ich einfach 14.244 km von zu Hause weg war und mich eine völlig fremde Welt erwarten würde.

Ankunft in Kapstadt

Nach einer tränenreichen Verabschiedung von meiner Familie und einem schrecklich anstrengenden fünfzehnstündigen Flug ins traumhafte Kapstadt wurde ich total lieb und typisch afrikanisch ein wenig verspätet von meinem Betreuer Jemaine abgeholt. Bei meinem ersten Gespräch mit ihm habe ich sofort gemerkt, dass ich es am Anfang mit dem afrikanischen Englisch sehr schwer haben würde.

Die ersten Tage im Student House

Trotz der anfänglichen Verständigungsprobleme war Jemaine sehr freundlich und hat mich in unser Student House von RGV gefahren. Ein wunderschönes und großes Haus für alle RGV Volunteers mit Swimming Pool und einer riesen Wohnfläche, dass auch alle genug Platz haben. Ich war total begeistert, zudem wir von unserem Balkon aus einen grandiosen Ausblick auf den Tafelberg hatten, der zu dem Zeitpunkt wunderschön in der Morgensonne stand.

Ich bekam von Jemaine ein Afrika Handy, mit dem ich total günstig innerhalb von Südafrika und natürlich auch nach Hause telefonieren konnte. Das habe ich als sehr gut und unterstützend empfunden, da man ja vor allem bei seiner Ankunft noch total nervös und fremd ist und auch ein bisschen unter Heimweh leidet und sich so nicht auch noch in Unkosten stürzt, wenn man zu Hause anruft.

Meine tolle Gastfamilie

Nach drei Tagen im Student House, in denen ich schon eine sehr gute Freundin gefunden habe, bin ich in eine Gastfamilie ein paar Nebenorte weiter von unserem Student House gezogen. Ich wurde total herzlich von meiner Gastmama Heidi, meinem Gastpapa Barry und meiner Gastschwester Amy empfangen. Bei meiner Ankunft stand das Abendessen schon fertig zubereitet auf dem Tisch und Heidi, die seit ihrer Jugend blind ist, kümmerte sich gleich rührend um mich. Die drei haben ein kleines Häuschen, wo ich trotz der Größe ein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad hatte.

Mobilität und Sicherheit in Kapstadt

Die Zugstation war ebenfalls nur 5 min zu Fuß entfernt, was gut war, da ich jeden Morgen mit dem legendären Minibus zu meinem Projekt gefahren bin. Heidi und Barry sagten mir jedes Mal wenn ich die drei Türen des ganzen Grundstücks aufschließen musste, bevor ich das Haus verließ, ich solle sehr vorsichtig mit meinen Sachen sein, da hier schrecklich viel geklaut wird und man auch mal angegriffen wird. Das hat mir um ehrlich zu sein jedes Mal ein bisschen Angst gemacht, da ich immer allein unterwegs war, wenn ich von Retreat (meinem Wohnort ) ins Student House oder in die Innenstadt fahren musste.

Zudem fahren die Züge in Kapstadt häufiger mal nach Lust und Laune und wenn man Pech hat kommt der Zug gar nicht oder fährt früher weg, als der Fahrplan angibt. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und war auch immer rechtzeitig da, sodass ich auf jeden Fall irgendeinen Zug erwischt habe. Woran ich mich allerdings nicht gewöhnen konnte war, dass ich ab spätestens 17.00 Uhr nicht mehr Zug geschweige denn Minibus fahren sollte und schon gar nicht alleine, wovor mich meine Betreuerin Lisa ausdrücklich gewarnt hat.

Viele weiße Mädchen und auch Jungs wurden bei Dämmerung oder nachts schon überfallen und sogar angegriffen. Das wurde mit der Zeit sehr anstrengend, da ich entweder Ausflüge mit meinen Freunden aus dem Student House verpasst habe, da ich sonst nicht mehr zurück hätte fahren können, oder ich dann ab und zu im Student House "Couchsurfing" machen musste, da wir sehr spät von Ausflügen nach Hause kamen. Darum bin ich für einen Monat bei meiner Gastfamilie geblieben, so lange wie ich auch bei in der Blindenschule gearbeitet habe.

Mein Freiwilligenprojekt in einer Blindeneinrichtung

In der Blindenschule fand mein Projekt in der Vorschulklasse statt. Meine 3 bis 6-jährigen Kinder waren alle sehbehindert und lernten in der Schule selbstständig mit ihrer Behinderung leben zu können. Ich fand die Freiwilligenarbeit in der Blindenschule sehr interessant und jedes Kind wurde individuell je nach Sehschwäche gefördert. Die Lehrerin war, was das anging, auch sehr streng und ließ sich von niemandem in das Lernkonzept reinreden.

Was mir an der Sache nicht so gut gefallen hat war, dass man mit den Kindern nicht so viel rumalbern oder spielen konnte oder ihnen helfen durfte, wenn sie wirklich nicht mehr weiter wussten. Ich wurde jedes Mal ermahnt und bekam als Erklärung, warum ich das nicht dürfte, dass man den Kindern sonst den Eindruck vermitteln würde, sie müssten sich selber nicht mehr so sehr anstrengen, wenn sie merkten, dass man ihnen helfen wolle.

Die Sache mit dem Rumalbern und Knuddeln war nicht erlaubt, da die meisten Kinder manchmal ein bisschen frech waren und man ihnen dadurch die Strafe entziehen würde. Ich mochte die Kinder sehr gerne, konnte aber leider in meinem Projekt nicht viel machen, außer ihr Verhalten beobachten. Daher zog ich nach einem Monat bei meiner Gastfamilie, die ich auf keinen Fall verlassen hätte, wenn der Weg nicht so weit gewesen wäre, wieder ins Student House.

Children’s Center in Cape Town

Auch mein Projekt wechselte ich und ging ab sofort ins "Children´s Center". Dort arbeitete ich in der Babygruppe und dann hatte ich das Gefühl richtig angekommen zu sein! Ich war vom ersten Tag an in die Babys verliebt und ich durfte sie so oft knuddeln und verhätscheln wie ich wollte. Die hygienischen Aspekte wurden in der gesamten Einrichtung nicht so sehr ernst genommen, was mich am Anfang schon ein wenig schockiert hat. Zum Beispiel, dass die Babys auf dem Fußboden ihren Lunch essen, auf dem wir Erzieherinnen mit den Straßenschuhen ständig drüber laufen.

Was ich im Gegenzug allerdings wieder sehr schön fand war, dass die Erzieherinnen den Babys sehr viel Zuneigung schenkten und sie liebkosten, auch wenn es nicht ihre eigenen Kinder waren. Außerdem fand ich es des Öfteren sehr schlimm mit anzusehen, wie die Babys morgens ohne Socken und Schuhe zu Center kamen, obwohl es eisig kalt war und es in Strömen regnete. Gott sei Dank wurden sie in solch einem Fall gleich warm gebadet und bekamen frische warme Klamotten angezogen.

Die Arbeit im Children's Center hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es nur mit dem Auto zu erreichen war. Ich war schrecklich traurig, als ich mich am Ende meiner Reise von den Babys und den wirklich liebevollen Erzieherinnen verabschieden musste.

Tolle Zeit mit den Volunteers im Student House

Nun noch ein paar Dinge, die für mich unvergesslich geworden sind: Was mich sehr erstaunt hat war die Tatsache, dass es im Student House zu meiner Zeit, trotz fast zwanzig Mitbewohnern, eigentlich immer sehr friedlich zuging und man sich wirklich verstehen konnte, wenn jeder ein bisschen dazu beigetragen hat.

Wir saßen abends sehr oft zusammen in unserem riesigen Esszimmer und haben gelacht und gequatscht, oft wurde auch zusammen gekocht und abends zusammen weggegangen. Ich habe ein paar neue Freundinnen fürs Leben gefunden und wir hatten unglaublich viel Spaß zusammen.

Freizeitaktivitäten in Südafrika

Den Tafelberg innerhalb von 7h zu erklimmen war eines meiner Highlights, zudem wir bei Sonnenaufgang losgewandert sind und der Ausblick von oben einfach atemberaubend ist. Was ich definitiv missen werde sind die unersetzbaren Foodmarkets (Hout Bay, Old Biscuit), die einem - egal bei welchem Wetter - den Tag retteten. Leider habe ich das nach meiner Reise auch ein meinem Körpervolumen gemerkt. Ich sage nur, man muss dort so oft hingehen, wie nur möglich!

Ein schönes Plätzchen ist auch die Waterfront, wobei mir das für meinen Geschmack zu touristisch war. Zum Feiern gehen gab es für mich keine bessere Adresse wie das Township Restaurant M’zolis. Dort habe ich die coolsten Partys gefeiert, was größten Teils an der Lebensfreude und der guten Partylaune der Einheimischen lag. Es war alles im Vergleich zu Deutschland sehr einfach aufgebaut, aber die Stimmung war nicht zu vergleichen. Ein weiteres Highlight war meine Namibia Reise, da ich noch nie an einem so einsamen und verlassenen Fleck auf der Erde war und es einfach unbeschreiblich schön war. Vor allem die namibische Wüste bei Sonnenaufgang raubt einem den Atem.

Auch mein Besuch im Khnysna Elephant Park bei meiner Safari entlang der Garden Route werde ich niemals vergessen. Schon immer fand ich Elefanten faszinierend und wollte mal einem ganz nah sein und dort hatte ich die Chance. Wir haben die Elefanten gefüttert und durften sie streicheln und sogar mit ihnen durch den Park laufen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Danach fühlte ich mich total glücklich und relaxed.

Zu meinen zahlreichen Erlebnissen bei der Safari kam zu guter Letzt noch mein Bungee Sprung von der weltweit höchsten Brücke. Ich dachte, ich muss verrückt sein, aber ich würde es jederzeit wieder tun. Es war grandios und mein Adrenalingehalt schoss bei dieser Reise ins Unermessliche. Mein krönender Südafrika-Abschluss war das Sharkdiving bei Mosselbay. Ich war schrecklich aufgeregt aber hatte keineswegs Angst. Es war alles so faszinierend, dass man einfach nur noch mittendrin sein wollte. Die weißen Haie aus nächster Nähe zu beobachten war ein unbeschreibliches Erlebnis.

Fazit: Viel erlebt & gelernt!

Nach drei Monaten Südafrika konnte ich mich doch schon deutlich besser auf Englisch verständigen als zu Beginn und auch kleine Aufgaben wie eine Pizza bestellen oder einen Ausflug buchen hat man mit der Zeit drauf. Außer dass ich oftmals wirklich Angst hatte aufgrund der hohen Kriminalität, würde ich jederzeit wieder nach Kapstadt reisen und für die erste alleinige Reise war RGV eine super Stütze und ich habe unheimlich viele Erfahrungen, Erlebnisse und Freunde fürs Leben gesammelt.

Freiwilligenarbeit mit blinden in Südafrika Erfahrungsbericht von Chiara

Portrait Chiara
Autor
Chiara

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