01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht von einer Schule in Nepal

Ich habe so viel erlebt und eine völlig neue Kultur kennengelernt. Die fünf Monate haben sich angefühlt wie zwei Wochen und waren somit leider viel zu kurz. Ich kann die Freiwilligenarbeit in Nepal nur jedem ans Herz legen, weil sie unglaublich bereichernd ist. Ich werde die Menschen, mit denen ich in Nepal zusammen gelebt habe, auf jeden Fall noch einmal besuchen.

Berlinds Zeit in Nepal

Meine Ankunft in Nepal

Drei Monate nach dem Erdbeben geht es endlich los in Richtung Nepal. Nach einem Zwischenstopp in Istanbul kam ich morgens um 7 Uhr in Katmandu an. Dort wurde ich dann, nach einiger Wartezeit auf mein Gepäck (kleiner Tipp: behaltet euren Gepäckabgabe-Schnipsel, der wird nochmal kontrolliert), von einem Mitarbeiter von Sher abgeholt und zu Sher nach Hause gebracht. Nach ein paar Stunden Schlaf bekam ich von Munu, Shers Frau, mein erstes Dal Bhat (=das Nationalgericht Nepals, Reis mit Linsen und Gemüse). Den Rest des Tages machte ich noch eine kurze Führung durch Thamel, dem Touristenviertel von Katmandu und schlenderte noch ein bisschen selbstständig herum.

Am nächsten Tag machte ich eine geführte Tour zu verschiedenen Tempeln wobei mich mein Guide Dave mit einem Motorrad zu den Sehenswürdigkeiten fuhr. Motorradfahren in Katmandu ist schon ein Abenteuer! In Nepal gibt es nämlich nur eine praktizierte Verkehrsregel: links fahren. Aber ist zum Glück alles gut gegangen. Bei der Tour lernte ich sehr viel über den Hinduismus und die Kultur der Nepalesen kennen.

Trekkingtour im Annapurna–Gebirge

Zwei Tage später brach ich mit Sarah und Dave nach Pokhara auf, um dort an einer viertägigen Trekkingtour teilzunehmen. Pokhara ist eine wunderschöne Stadt, die am größten See Nepals gelegen ist. Am nächsten Tag ging es dann auch gleich los.

Wenn man endlich oben auf dem Poon Hill angekommen ist, ist die Aussicht auf die 7000er Berge einfach atemberaubend. So ganz realisiert man die Höhe nicht. Aber man wird immer wieder daran erinnert, weil man nach zehn Treppenstufen auf der Spitze des Poon Hills aufgrund der Höhe schon außer Atem ist – und leider gibt es ganz schön viele Stufen.

Die Tour war wunderschön. Ich empfehle jedem, dass er im Annapurna-Gebirge wandern geht. Kleiner Tipp am Rande: Es ist günstiger, wenn man sich vor Ort einen Guide sucht, die kosten so ca. 20 – 25€ pro Tag

Unser Hotel in Chitwan

Nach Chitwan reisten Sarah und ich dann alleine. Als wir an der Bushaltestelle in Chitwan ankamen, waren wir das erste Mal auf uns allein gestellt. Zum Glück half uns ein Einheimischer und teilte uns mit, welcher Fahrer uns in das Hotel, das Shiri gehört, bringen konnte. An dieser Stelle erfuhren wir dann auch, dass wir nicht in einer Gastfamilie leben sollten, sondern im Hotel. Das war deshalb so, weil im Moment, aufgrund des Erdbebens, kaum Touristen da waren und somit der erste Stock des Hotels für die Volunteers zur Verfügung gestellt wurde. Das war etwas schade, weil ich eigentlich bei einer Familie leben wollte, um so die Kultur besser kennenzulernen. Dennoch hatte das Hotel auch seine Vorteile, z.B. weil man abends nicht schon um 9 Uhr im Bett sein musste. Vom Alltag habe ich trotzdem genügend mitbekommen.

Kulinarische Besonderheiten und Leben in Chitwan

Zum Frühstück gab es immer Dal Bhat, woran ich mich erst gewöhnen musste. Auch das Essen nur mit den Händen zu sich zu nehmen (aber nur mit rechts) war für mich neu. Im Hotel half ich beim Waschen der Hotelwäsche. Diese muss per Hand gewaschen werden. Auch in der Hotelküche, beim Schneiden und Schälen des Gemüses, oder beim Säubern von Hotelzimmern, war Hilfe immer gerne gesehen. Abends half ich dann beim Kochen für Shiris Familie und für die Angestellten vom Hotel.

Nach einiger Zeit konnte ich mich auch mit den Frauen auf Nepali (Amtssprache in Nepal neben Englisch) verständigen und die wichtigsten Sachen auf Nepali sagen. Das ist sehr hilfreich, da einige Menschen in Nepal kein Englisch sprechen. Was ich nicht sagen konnte, teilte ich mit Händen und Füßen mit. Wenn man offen ist und nicht gleich verzweifelt, wenn es nicht auf Anhieb klappt oder Missverständnisse aufkommen, steht einer Verständigung nichts im Wege.

Unterrichten an einer nepalesischen Schule

Ich unterrichtete an einer Dorfschule, die eine Viertelstunde mit dem Fahrrad vom Hotel entfernt ist. Das Fahrrad bekam ich gestellt. Für Reparaturen muss man allerdings selber aufkommen; und so ein geplatzter Reifen kann auf den Straßen Saurahas, die nicht durchgehend geteert sind und riesige Steine und Schlaglöcher aufweisen, schnell mal vorkommen. Die Reparatur kostet allerdings auch nur 250 Rupien (ca. 2,50€).

Am ersten Tag begleitete ich einen Lehrer und lernte, wie hier in Nepal unterrichtet wird. Ich war ganz schön überrascht und geschockt; denn die Kinder werden hier sehr streng gemaßregelt. Es werden auch keine Noten verteilt. So war es teilweise sehr schwierig für mich, für Ruhe zu sorgen. Denn die Schüler merkten schnell, dass ich sie weniger streng behandelte, als es ihre übrigen Lehrer taten. Der erste Tag, an dem ich mir den Unterricht nur ansah, war auf jeden Fall lehrreich und ich empfehle jedem einen solchen "Eingewöhnungstag".

Der Arbeitsalltag in der Schule

An der Schule war ich dann als Aushilfslehrerin tätig. Morgens nach der Morgenversammlung, mit Gymnastik, Schulgebet und Nationalhymne, ging ich zum Direktor und erhielt von ihm meinen Stundenplan für den kommenden Tag. Ich unterrichtete alle Fächer in verschiedenen Klassenstufen, vom Kindergarten mit den Dreijährigen bis hin zur 10. Klasse. Größenteils ging es aber darum, den Kindern Englisch beizubringen. Aber auch Mathe und Naturwissenschaften standen auf dem Plan.

Meist reichte es, zum Stundenbeginn schnell in die Bücher der Schüler zu schauen und sich sagen zu lassen, bei welchen Kapitel sie gerade waren. Dann versuchte ich mit dem entsprechenden Stoff eine Stunde zustande zu bringen, was auch meistens gut funktionierte.

Die Kinder freuen sich über alle kleinen Mitbringsel. So brachte ich z.B. einmal Kopien von Ausmalbildern und Sticker mit. Auch wenn man zur Auflockerung kleine Spiele mit ihnen spielt, ist man der Held des Tages, da auch schon die Dreijährigen von 10 bis 16 Uhr im Unterricht sitzen müssen und das für sie echt anstrengend ist.

Freizeit in Sauraha und Umgebung

Wenn der Unterricht um 16 Uhr endete oder ich an den Samstagen frei hatte, hatte ich genügend Zeit, um etwas in Sauraha zu unternehmen. Ich nahm z.B. an einer Elefanten-Tour durch den Dschungel teil, die im Preis inbegriffen ist. Mit den anderen Freiwilligen fuhr ich außerdem einmal in die nächstgrößere Stadt Bakthapur (kleiner Tipp: lasst euch vorher sagen, wie viel der Bus kostet, denn Touristen bzw. Weiße werden gerne übers Ohr gehauen).

Wenn man nur ein bisschen Essen oder Süßigkeiten kaufen will, reicht auch ein Spaziergang durch Sauraha. Wenn man dort einkauft, sollte man in das Gespräch einfließen lassen, dass man als Volunteer in diesem Ort tätig ist, denn dann bekommt man manche Sachen ein bisschen günstiger.

Natürlich genoss ich es auch, wenn ich mal nichts zu tun hatte und mich einfach beim Lesen eines guten Buches oder in Sonne liegend entspannen konnte.

Fazit: Meine Zeit in Nepal war unvergesslich!

Ich habe so viel erlebt und eine völlig neue Kultur kennengelernt. Die fünf Monate haben sich angefühlt wie zwei Wochen und waren somit leider viel zu kurz. Ich kann die Freiwilligenarbeit in Nepal nur jedem ans Herz legen, weil sie unglaublich bereichernd ist. Ich werde die Menschen, mit denen ich in Nepal zusammen gelebt habe, auf jeden Fall noch einmal besuchen.

Erfahrungsbericht von einer Schule in Nepal von Berlind V., 22.12.2015

Portrait Berlind
Autor
Berlind

Mehr Projekte die dich interessieren könnten

Hast du noch kein geeignetes Programm für deine Zeit im Ausland entdeckt? Kein Problem, wir präsentieren dir weitere Freiwilligenprojekte im Ausland, die möglicherweise dein Interesse wecken könnten.

Befindest du dich vielleicht noch am Anfang deiner Überlegungen für deine Reise und hast noch keine Vorstellung davon, was für dich geeignet sein könnte? Ob für kurze Zeit als Volunteer ins Ausland, oder doch lieber ein FSJ bis zu 12 Monate im Ausland leisten? Eventuell ist ein Auslandspraktikum in einem bestimmten Fachbereich die beste Möglichkeit für dich, Auslandserfahrungen zu sammeln?

Kinder unterrichten an einer Dorfschule in Nepal, Chitwan Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Nepal | Unterrichten
An der Schule Kinder unterrichten in Nepal
Volunteering Recycling Projekt in Nepal Nachhaltigkeitsziel 12 - Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Freiwilligenarbeit
Nepal | Community Work
Freiwilligenarbeit im Papier Recycling Projekt in Nepal
Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Nepal | Großkatzen
Freiwilligenarbeit im Tiger Projekt in Nepal
Freiwilligenarbeit im Tierschutz Projekt in Nepal Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Nepal | Wildtiere
Freiwilligenarbeit in Nepal für Umwelt- und Tierschutz
Unterrichten in einer Schule im Südosten Balis Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Bali & Indonesien | Unterrichten
Englisch unterrichten in einer Schule auf Bali
Unterrichte Kinder an einer Schule in Windhoek Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Namibia | Unterrichten
Freiwilligenarbeit an einer Grundschule in Namibia
Ghana Schulpraktikum Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Ghana | Unterrichten
Freiwilligenarbeit an einer Grundschule in Ghana
Freiwilligenarbeit als Betreuer in Namibia Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung