01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht vom Straßenkinderprojekt in Ghana

Ich kann nur jedem Interessierten raten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Probiert ruhig auch die leckere einheimische Küche aus und geht abends mal tanzen – die Ghanaer wissen nämlich, wie man feiert. Lasst euch von ihrer Lebensfreude anstecken. Auch Ghanas Natur hat viel zu bieten.

Kathrins Zeit in Ghana

Welcome in Ghana!

Im Folgenden möchte ich euch an meinen Erfahrungen während meines 4-wöchigen Praktikums im Straßenkinderprojekt teilhaben lassen. Vorab sei erwähnt, dass es schon lange mein Traum war, nach Ghana zu reisen und dort Land und Leute näher kennen zu lernen. Daher trat ich mein Praktikum in Ghana gut vorbereitet an und erlitt auch nicht den prophezeiten Kulturschock. Da es sich um ein Entwicklungsland handelt, ist es natürlich eine ganz andere Art zu leben, aber für mich war die Herzlichkeit der Ghanaer entscheidend, die mir gleich das Gefühl gab, willkommen zu sein.

Accra ist eine vielseitige Stadt

Accra ist eine laute und zum Teil recht schmutzige Stadt die neben wuseligen Märkten und einigen schönen Stränden auch ein interessantes Nachtleben zu bieten hat. Die Menschen dort sind sehr kommunikativ und körperbetont. Besonders positiv fielen mir sofort die schönen Stoffe der Kleider und Tücher auf, welche die meisten Frauen dort tragen.

Persönlichen Tipps für Ghana

Wer offen und respektvoll auf die Menschen zugeht und auch längeres Verhandeln (etwa beim Einkaufen) nicht scheut, kann eigentlich wenig falsch machen. Da die Uhren in Ghana – dem Klima entsprechend – allerdings wirklich anders ticken, kann es nicht schaden, etwas Geduld und Gelassenheit mit im Gepäck zu haben. (Weitere Tipps sind: gutes Schuhwerk, Feuchttücher, Desinfektionsmittel und Pflaster dabei haben / seid vorsichtig beim Überqueren von Straßen und vereinbart bei Taxifahrten vorab einen Preis -> übrigens: ein paar Worte Twi können echte Türöffner sein.)

Das Straßenkinderprojekt und meine Unterkunft in Accra

Praktisch war, dass man die erste Woche auf Mama Minas Anwesen gemeinsam mit anderen Freiwilligen verbrachte und so gleich Kontakte knüpfen und gemeinsame Freizeitaktivitäten planen konnte.

Die spätere Unterkunft ist einfach aber völlig ausreichend, wenn man bereit ist, auf gewissen Komfort (wie zum Beispiel fließendes Wasser) zu verzichten und sich auf gelegentliche Stromausfälle einstellt.

Auf demselben Gelände fand auch das Straßenkinderprojekt statt, in dem ich als "Teacher" tätig war und eine dritte Klasse unterrichtet habe. Man muss dazu wissen, dass es sich bei Nima um eine der ärmsten Gegenden in Accra handelt, in der viele Menschen in recht einfachen Behausungen leben. Man sieht dort oft Kinder, die in zerschlissenen Klamotten in Gruppen umherstreifen – ein regelmäßiger Schulbesuch bleibt vielen von ihnen versagt.

Wichtige Verhaltensregeln

Gewisse Verhaltensregeln zum Schutz gilt es in dieser Gegend schon einzuhalten (speziell als "Obroni"). Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man zum Beispiel nicht alleine unterwegs sein. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich nie wirklich in Gefahr gefühlt habe. Einzig die Nutzung der rasanten Tro-Tros auf den holprigen Straßen, hat mir gelegentlich ein paar Schweißperlen auf die Stirn getrieben.

Details zum Straßenkinderprojekt

In dem Projekt, welches Mama Mina gemeinsam mit den Volunteers ins Leben gerufen hat, erhalten die Straßenkinder von Nima nun eine Chance, unterrichtet zu werden und außerdem einen geschützten Rahmen um ihre Kindheit auszuleben. Während meines Aufenthaltes wurden dort etwa 30 Kinder von Montag bis Freitag betreut und in Englisch und Mathematik unterrichtet. Eine kostenlose gemeinsame Mahlzeit rundete jeden Schultag ab.

Vielfältige Tätigkeiten

Da die meisten Kinder ihre jüngeren Geschwister mitbrachten, kümmerte sich eine ghanaische Kraft um die Babies, während die Volunteers den Unterricht gaben. Wenn viele Kleinkinder da waren, haben auch wir Lehrerinnen die Kleinen manchmal ganz afrikanisch auf dem Rücken getragen, während wir unterrichtet haben. Außerdem wurde gemeinsam gespielt und musiziert. Mich beeindruckte die Musikalität und das Körpergefühl der Kinder sehr. Einige von ihnen waren richtige kleine Akrobaten.

Im Umgang mit uns Lehrern waren sie einerseits sehr respektvoll, genossen aber andererseits unsere Zuwendung und bei einigen zeigte sich ein großes Kuschelbedürfnis.

Herausforderungen beim Unterrichten

Obwohl ich in Deutschland bereits in Schulen gearbeitet habe, stellte mich das Unterrichten vor eine gewisse Herausforderung, da nicht nur die Gruppe der Lehrer wild zusammen gewürfelt war (eben aus Volunteers mit unterschiedlichen Vorerfahrungen), sondern es auch an Lehrmaterialien mangelte. Im Grunde besteht die "Schule" nur aus ein paar Tafeln, Tischen und Stühlen unter einem Wellblechdach, sowie einem Schrank mit ein paar Stiften und Heften. Auch die Kinder brachten recht unterschiedliche Wissensstände mit. Einige hatten bereits eine reguläre Schule besucht, während andere kaum lesen und schreiben konnten. Hier war definitiv Kreativität gefragt.

Zum Glück hatte ich einige Unterrichtsmaterialien aus Deutschland mitgebracht. In mir wuchs der Wunsch, diesen Kindern mehr zur Verfügung zu stellen und die Idee kam auf, ein paar Spenden (wie Bücher oder Spielzeug) für die Schule zu sammeln, wenn ich wieder in Deutschland bin. Insgesamt würde ich sagen, dass in diesem Projekt eine gewisse Lebenserfahrung bzw. Vorerfahrung im Unterrichten sicher nicht schaden kann. In jedem Fall können hier beide Seiten viel voneinander lernen.

Herzlicher Abschied

Bei meiner Verabschiedung nach 4 Wochen, die viel zu schnell vergangen waren, wünschten Mama Mina und die Kinder mir, neben Gottes Segen, dass ich doch bald zurückkommen möge. Als Abschiedsgeschenk erhielt ich, neben vielen Umarmungen, eine Holzstatue ("Mama Africa"), die jetzt in meinem Wohnzimmer steht und mich an die tolle Zeit in Ghana erinnert.

Fazit zu meinem Praktikum in Ghana

Ich kann nur jedem Interessierten raten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Probiert ruhig auch die leckere einheimische Küche aus und geht abends mal tanzen – die Ghanaer wissen nämlich, wie man feiert. Lasst euch von ihrer Lebensfreude anstecken. Auch Ghanas Natur hat viel zu bieten.

Nutzt die Wochenenden, so wie ich, zum Reisen. Etwa in die Voltaregion (wandern im Dschungel und Affen beobachten) oder in das schöne Cape Coast (das sowohl Kultur als auch Entspannung am Strand zu bieten hat.) Der Mole-Park im Norden soll sich ebenfalls lohnen.

Aus der Faszination für ein fremdes Land ist, durch meine Zeit in Ghana, viel mehr geworden. Ich habe mich richtig in dieses Land verliebt und werde in diesem Jahr wieder hinreisen. Wer kommt mit?

Dankesbrief von Kathrin für alle Spenden

Ihr Lieben, im Oktober bin ich erneut aus Ghana zurückgekehrt, wo ich wieder einige Wochen in dem Straßenkinder-Projekt in Accra gearbeitet habe. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich das Land und die Menschen als Volunteer kennen und lieben gelernt. So dass ich, zurück in Deutschland, in Anbetracht unseres Wohlstands (den viele leider kaum zu schätzen wissen) beschlossen habe, Geld für die Straßenkinder in Nima zu sammeln.

Nach einem Jahr der Spendenakquise, wurde es dann Zeit für meine nächste Reise nach Ghana und ich freute mich sehr alle wieder zu sehen. Dank großzügiger Spenden aus dem Bekanntenkreis konnte ich über 1000 Euro für das Schul-Projekt sammeln. Einen Großteil der Dinge (vor allem die Bücher und Lernspiele) habe ich in Deutschland gekauft und im Flugzeug nach Ghana transportiert. Vor Ort habe ich dann den Rest erstanden (wie zum Beispiel einen großen Schulschrank aus massivem Holz, einen Wassertank für die Kinder und Hygieneartikel, wie Windeln).

Ich möchte an dieser Stelle gerne die Gelegenheit nutzen, mich im Namen der Kinder, wirklich ganz herzlich bei allen Spendern zu bedanken. Vielen Dank auch für all euren Zuspruch, praktische Tipps und eure interessierten Fragen.

Zu meiner besonderen Freude habe ich jetzt auch ein ghanaisches Patenkind, den kleinen 8-jährigen Sami. Der aufgeweckte Junge war mir bereits im vergangenen Jahr sehr ans Herz gewachsen und ich habe ihn seither nicht aus dem Sinn bekommen. Als ich ihn dieses Jahr wieder traf und die Familie in finanzieller Not sah, habe ich beschlossen ihn zu sponsern und für seine Bücher aufzukommen, da seine Eltern das Geld dafür nicht aufbringen können. Ich bin sehr froh, ihn damit unterstützen zu können und hoffe er geht seinen Weg und wird ein glücklicher Erwachsener.

Die Zeit mit den herzlichen Menschen in Ghana war wieder wunderschön und ich kann nur jedem Interessierten empfehlen dieses kulturell vielfältige und aufregende Land mit seiner tollen Natur einmal zu besuchen.

Erfahrungsbericht vom Straßenkinderprojekt in Ghana von Kathrin K, 27.10.15

Portrait Kathrin
Autor
Kathrin

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