24.06.2022 / Erfahrungsberichte

Kinder betreuen im Children Center in Südafrika

Mein Projekt war das Children’s Center. Es gibt mehrere Gruppen: die Babys, die 2- bis 3- Jährigen, die 4- bis 5-Jährigen und die Vorschulkinder. Die Kinder, die zwar manchmal echt anstrengend sein konnten, aber im Großen und Ganzen mich mit so viel Herzlichkeit empfangen und mich dies gut spüren lassen haben, werde ich nie vergessen.

Freiwilligenarbeit im Children Center in Südafrika

Julias Zeit in Südafrika

Anreise | Ankunft

Nach meinem 12-stündigen Flug landete ich direkt in Kapstadt und wurde dann von Jemaine abgeholt: er ist der Ansprechpartner/Organisator vor Ort. Man sollte sich jedoch nicht wundern, etwas warten zu müssen – die typisch deutsche Pünktlichkeit gibt es hier nämlich nicht ;) Ich habe mir schon am Flughafen eine SIM-Karte gekauft, um ihn zu erreichen, doch eigentlich muss man dies nicht: man bekommt eine von ihm gestellt und er hilft einem auch, alles einzurichten.

Mit Jemaine fährt man dann zu seiner gewählten Unterkunft – bei mir war das das Volunteer House, bei dem man schon nach maximal 20 Minuten ankommt. Egal zu welcher Uhrzeit man ankommt, eigentlich ist immer ein Volunteer im Haus, sodass man nicht allein ist. Ich war schon jetzt geflasht von der Stadt: man sieht schon sehr viel Armut (z.B. wohnen einige Leute hier in Zelten direkt neben der Schnellstraße, was auch irgendwie ein beklemmendes Gefühl hinterlässt) und merkt gleichzeitig, wie groß diese Stadt ist.

Orientierungsprogramm

Das Orientierungsprogramm fängt meistens am nächsten Tag an und ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Zum Einen bekommt man eine kurze Präsentation (1h) von Jemaine gezeigt. Hier erfährt man alles: von schönen Märkten, (deutsch sprechenden) Ärzten in der Umgebung bis hin zu „Verhaltensregeln“ für die Stadt. Ich habe es als sinnvoll erachtet, da man sich hier noch einmal bewusst wird, dass man eben nicht mehr in Deutschland ist und die Mentalität der Menschen eine andere ist. Der andere Teil des Orientierungsprogramms ist eine bezahlte Hop-on Hop-off Bus Tour, für die man sich wirklich Zeit nehmen sollte (ich habe damals einen halben Tag gebraucht).

Aufgabenbereiche

Mein Projekt war das Children’s Center. Es gibt mehrere Gruppen: die Babys, die 2- bis 3- Jährigen, die 4- bis 5-Jährigen und die Vorschulkinder. Ich konnte jede Gruppe einmal kennenlernen und war somit bei jeder Erzieherin dabei. Viertel vor 9 Uhr kamen wir meistens an und die Erzieherinnen haben bis 9 Uhr ein „Aufwärmprogramm“ durchgeführt. Dann ging jeder in seine Gruppe und die Kinder durften eine Stunde lang entweder malen oder kneten.

Als Volunteer liegt die Aufgabe darin, zu schauen, dass die Kinder sitzen bleiben und ihre Aufgaben „erledigen“. Das kann bei 2-Jährigen z.B. denkbar schwierig sein, da sie - logischerweise - nach einer Weile einen gewissen Bewegungsdrang haben oder einfach nicht mehr malen/kneten wollen. Ich habe dann versucht, die Kinder zu animieren, doch noch etwas anderes zu malen, habe mit ihnen zusammen geknetet oder sie einfach für ihre Ergebnisse gelobt.

Danach gab es einen Snack. Hier musst du bei den Babys/kleineren Kindern zum Teil beim Essen helfen. Die nächste Stunde wird meistens gespielt, bis sie dann wieder zum Mittagessen reinkommen. Nach dem Essen schlafen die Kinder und du gehst dann irgendwann.

Generell kann man sagen, dass die Erzieherinnen sehr streng sind und auch etwas Gewalt anwenden. Ihre Erklärung dafür ist für das deutsche Erziehungsverständnis nicht nachvollziehbar. Für mich war das immer wieder schockierend, wenn die Kinder geschlagen wurden und ich stand jedes Mal regungslos daneben.

An sich sind die Erzieherinnen aber alles nette Personen und man kann sich mit der ein oder anderen ganz gut unterhalten. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass das ganze Children’s Center ein riesiger Raum ist, wodurch es teilweise sehr laut und dadurch anstrengend werden kann. Man sollte auch keine Berührungsängste haben, da man erstens die Kinder in das Bad begleitet und zweitens die allgemeine Hygiene hier eher bescheiden ausfällt. Die meisten Freiwilligen bringen auch Geschenke mit: Spielzeug, Farbstifte, Malbücher…

Wohnen

Ich habe im Volunteer House gewohnt, in dem wir in meinem Zeitraum (April/Mai) zwischen 10 und 15 Bewohnerinnen waren. Es sind 2-er Zimmer mit jeweils eigenem Bad. Ansonsten gibt es im Untergeschoss auch Einzelzimmer, wobei man hier kein eigenes Badezimmer hat. Mir hat es echt gefallen, im Haus zu wohnen, da man schnell Anschluss zu anderen Teilnehmenden findet und sich die Pläne für den Nachmittag/Abend so schnell ändern, dass man sonst kaum hinterherkommen würde. Ich habe es auch mitbekommen, dass Freiwillige aus Gastfamilien dann doch in das Haus gewechselt haben, sobald Platz frei war.

Man wohnt in einer relativ sicheren Wohngegend, trotzdem ist das Haus gut gesichert. Man braucht jedoch für alle Aktivitäten erstmal einen Uber, was sich im Geldbeutel schnell bemerkbar macht. Zwar ist man eigentlich nie allein unterwegs und kann sich dadurch Kosten teilen, trotzdem würde ich sagen, dass mindestens ein Drittel aller Ausgaben für Uber Fahrten ausgegeben wurden. Ein Auto hat sich während meiner Zeit hier auch niemand gemietet.

Essen

Da wir im Volunteer House für uns selbst gekocht und eingekauft haben, gab es kulinarisch keine großen Unterschiede (obwohl man relativ schnell deutsches Brot vermisst). Von der Organisation gestellt wurden Toast, Müsli, Haferflocken, Marmelade, Erdnussbutter und Milch (bei veganer Ernährung: Milch-Alternativen und Hummus). Das Leitungswasser kann man rein theoretisch zwar trinken, nur vertragen es viele nicht und es schmeckt stark nach Chlor.

In der Stadt findet man unzählige Restaurants und niedliche Cafés. Es gibt auch gute, typisch (süd)afrikanische Restaurants, die auf jeden Fall mal einen Besuch wert sind. Gute Bars sind alle auf der Long Street!

Freizeit

Die Freizeit lässt sich ganz individuell gestalten. Ich habe die typischen touristischen Highlights abgeklappert und bei schlechtem Wetter gibt es auch interessante Museen. Abends waren wir oft zusammen unterwegs: Karaoke Night, Bars, Pizza oder Sushi All-you-can-eat… Es gibt auf jeden Fall genug zu entdecken!

Außer einzelner Situationen, habe ich mich als junge und sichtbar ausländische Frau eigentlich sicher gefühlt. Man sollte sich jedoch immer der Umgebung bewusst sein und nicht auf alle „Gesprächspartner“ eingehen bzw. sie gekonnt wieder loswerden. Die meisten Leute, die ich hier kennengelernt habe, sind aber alle sehr nett gewesen.

Besondere Erlebnisse

Besonders beeindruckend war für mich der große kulturelle Unterschied. Zum Teil war es wirklich hart für mich, durch die Straßen zu laufen, in denen das Leben von so viel Armut geprägt ist. Doch gerade das hat mich erkennen lassen, wie privilegiert wir sind, nur weil wir in Deutschland geboren wurden. Uns geht es vergleichsweise so gut – nur leider vergessen wir das viel zu oft.

Vergessen werde ich auch nicht die Kinder in meinem Projekt, die zwar manchmal echt anstrengend sein konnten, aber im Großen und Ganzen mich mit so viel Herzlichkeit empfangen und mich dies gut spüren lassen haben.
Dankbar bin ich zudem für die tollen Freundschaften, die sich entwickelt haben!

Erfahrungsbericht von Julia R., April/Mai 2022

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Julia

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