10.10.2023 / Erfahrungsberichte

Unsere Freiwilligenarbeit im Straßenkinderprojekt in Indien

Wir waren beeindruckt davon, mit welch einer liebevollen Art einem die Kinder begegnen und auch die Menschen, die wir im Slum antreffen, sind uns gegenüber sehr freundlich gestimmt. Die Kinder nennen uns "Didi" - was so viel wie "große Schwester" bedeutet.

Es macht großen Spaß, komplett in die Kultur Indiens einzutauchen und wir sind dankbar für die Offenheit der Menschen, die uns das ermöglichen! :)

Tag 1-4

Am Dienstag war unser erster Arbeitstag mit den Straßenkindern. Shankar, unser Betreuer, zeigte uns den Weg dorthin. Ab Mittwoch mussten wir den Weg zur Arbeitsstelle in Old Delhi, welche etwa eine Stunde von unserem Appartement entfernt ist, bereits alleine antreten, was uns erstaunlich gut gelingt. Wir passen dort auf etwa 20 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren auf. Die Kinder nennen uns "Didi" - was so viel wie "große Schwester" bedeutet :). In unserer Gruppe ist auch ein stummes Kind und ein taubstummes Kind. Es ist sehr interessant, mit ihnen zu interagieren, da man dadurch selbst viel lernt.

Nach getaner Arbeit haben wir eine Grabstätte besucht, wo wir Rahil kennenlernten. Er und sein Freund fuhren uns danach netterweise mit ihrem Moped zur Sehenswürdigkeit "Qutab Minar", was für uns sehr abenteuerlich war, wenn man den Straßenverkehr in Delhi bedenkt. Danach wurden wir von Vijay, dem singenden Tuk-Tuk-Mann, wieder zurück ins Appartement gebracht. Wir sind beeindruckt, welch eine Freundlichkeit und Respekt uns hier von den Leuten entgegengebracht wird, die vermeintlich nur wenig haben.

Tag 5-7

Am Freitag konnten wir einigen Kindern ein paar englische Wörter mittels Schreiben und Zeichnen beibringen, was gar nicht so einfach war, da manche nur Hindi sprechen/verstehen - so verständigen wir uns teilweise mit Händen und Füßen. Ein Mädchen lernte uns dann noch die Schreibweise unserer Namen in Hindi (siehe Foto) :). Nach der Arbeit machten wir uns noch auf den Weg nach Old Delhi. Neugierig schlenderten wir noch durch die Straßen von Old Delhi, wo die verschiedensten "Geschäfte" aneinandergereiht sind - ein Mix aus Unmengen von Büchern, Kopierpapier, Stoffen, Gerüchen, Farben uvm. Wir waren sehr erstaunt darüber, wie wohl wir uns doch fühlen (da Old Delhi als noch ärmer beschrieben wurde).

Am Samstag war unser erster Wochenendtrip. In Begleitung eines Guides ging es für uns nach einer mehrstündigen Zugfahrt zum Weltwunder Taj Mahal, das Monument einer großen Liebe. Das Herzstück des Taj Mahal sind zwei Gräber, Shah Jahan, Herrscher über das indische Reich und seine Ehefrau Mumtaz Mahal, die bereits kurz nach der Geburt ihres 14. Kindes starb. Shah Jahan ließ das Taj Mahal als letzten Wunsch seiner Ehefrau erbauen. Wir staunten auch über das Blumenmuster aus verschiedenen Steinen wie Karneol, Lapislazuli, Jaspis usw., die wir an den Wänden des Taj Mahal sehen konnten. Rund 20.000 Menschen verschiedener Kulturen arbeiteten 22 Jahre an dem Weltwunder. Nach einer kleinen Stärkung waren wir noch kurz beim Agra Fort (Festungs- und Palastanlage).

Am Sonntag ist immer Anreisetag. Somit durften wir unsere neue Zimmerkollegin Stella aus Florenz kennenlernen und noch einige andere neue Volunteers :).

Tag 8-11

Inzwischen haben wir uns gut eingelebt hier in Delhi. Gegenüber von unserem Appartement ist ein großer Park, welcher sich gut zum Kraft tanken eignet. Diese Arbeitswoche stand ganz unter dem Motto "Independence Day", welcher am 15. August gefeiert wird. Es wurden verschiedene Tänze einstudiert und viel gebastelt. Auch wir können nun bereits ein paar Schritte des Tanzes "Maine Payal Hai Chhankai" :). Zudem wurde der Projektraum etwas umgestaltet, sodass wir uns selbst kreativ austoben durften.

Am Montag besichtigten wir nach der Arbeit den Sikh-Tempel "Gurudwara Bangla Sahib". Da im Sikhismus ein Turban getragen wird, mussten wir uns dementsprechend kleiden. Im Tempel gibt es einen großen Gebetsraum, in dem gesungen und mit verschiedenen Instrumenten gespielt wurde. Die Besonderheit dieses Tempels ist das große Wasserbecken außerhalb, in welchem sich die Leute teilweise badeten.

Am Dienstag besuchten wir den hinduistischen Tempel "Akshardham", ein sehr magischer Platz für uns. Abends gab es dort eine Wassershow über die vier Elemente zu sehen. Da in der gesamten Anlage keine Mobiltelefone erlaubt sind, gibt es dazu nur ein Symbolfoto.

Am Donnerstag ging unsere Erkundungstour der hinduistischen Tempel weiter. Zuerst waren wir im "Iskcon"-Tempel, wo viel getanzt, gespielt und gesungen wurde. Besonders interessant fanden wir die Zeremonie, bei der Blumen, Pfauenfedern usw. verschenkt wurden. Danach zogen wir weiter zum "Shiva"-Tempel. Shiva ist ein Gott des hinduistischen Glaubens und Mitbegründer der Kundalini-Philosophie. Auf dem Weg dorthin hat uns eine Hinduistin ein "Bindi" aufgemalt, welches symbolisch für das dritte Auge steht. Es macht großen Spaß, komplett in die Kultur Indiens einzutauchen und wir sind dankbar für die Offenheit der Menschen, die uns das ermöglichen :).

Tag 12-16

Am Freitag begann unser zweiter Wochenendtrip, gemeinsam mit drei anderen Volunteers, nach Jaipur (Hauptstadt von Rajasthan) - wegen der einheitlichen Farbe der Stadt auch "Pink City" genannt . Nach einer informativen Runde quer durch Jaipur schauten wir uns den City Palace an. Danach fuhren wir zum Monkey Tempel, wo wir die Affen füttern durften. Wie man auf den Fotos sieht, hatten wir sehr viel Spaß :D.

Am zweiten Tag in Jaipur erkundeten wir Amber Fort - eine Festung hoch oben auf einem Berg mit sehr schöner Aussicht. Anlässlich des bevorstehenden Independence-Days - dem wichtigsten Feiertag Indiens - wurde auch im Daycare Center am Montag gemeinsam viel getanzt, gelacht und gesungen. Gemeinsam wurde ein Plakat gestaltet mit Händen in den Farben der indischen Flagge. Jasmin war am Nachmittag noch bei einem Shiva- und Shakti-Tempel (Begründer der Kundalini-Philosophie) in Chattapur, in dem ein öffentliches Gebet mit einem Guru stattfand.

Am Dienstag standen ganz im Zeichen des 77. Independence-Days überall indische Flaggen, Luftballons usw. in den Farben orange-weiß-grün. Deshalb hatten wir auch frei und gönnten uns ein bisschen mehr Schlaf als sonst. Am Nachmittag besuchten wir Jama Masjid, eine der größten Moscheen Indiens. Auf dem Weg dorthin wurden wir so oft wie noch nie nach einem Foto gefragt. Der Höhepunkt ereignete sich dann im Jama Masjid. Es kam sogar so weit, dass uns ein Security helfen musste. Ein schräges Erlebnis für uns!

Tag 17-21

Am Mittwoch begleitete uns unser Betreuer Shankar zum Daycare Center, wo wir vorerst unseren letzten Tag hatten. Nach einer Runde Memory begann für die Kinder ein Life-Skills-Training mit externen Beratern.

Am Donnerstag wechselten wir unser Projekt zu den Kindern im Slum. Dort gibt es nur einen sehr kleinen Raum mit wenig Material und etwa 20 Kindern im Alter von 1 bis 14 Jahren. Als wir dort ankamen, wurde gerade ein Selbstverteidigungskurs mit den Kindern abgehalten, wo wir selbst noch viel dazulernen konnten. Danach gaben wir den Kindern einen kleinen Englisch-Unterricht. Wir waren erstaunt, auf welchem Englisch-Niveau sich die Kinder bereits bewegen. Am Freitag wurden wir mit einem Blumenregen von den Kindern begrüßt. Wir sind beeindruckt, mit welch liebevoller Art einem die Kinder begegnen und auch die Menschen, die wir im Slum antreffen, sind uns sehr freundlich gestimmt.

Am Freitag besuchten wir nach der Arbeit noch den Lodi-Garten. Wie wir finden: eine Ruheoase inmitten des städtischen Treibens ;).

Am Samstag ging es für uns mit drei anderen Volunteers auf nach Amritsar. Nach einer sechsstündigen Zugfahrt sind wir schließlich im Hotel angekommen. Dort erwartete uns eine Dachterrasse inklusive Pool mit Blick über Amritsar. Neugierig machten wir uns gleich auf den Weg zum "Golden Temple", einem der bekanntesten Sikh-Tempel Indiens. Wie es in einem Sikh-Tempel üblich ist, gibt es auch hier ein großes Wasserbecken, auf dem der "Golden Temple" thront. Die Besonderheit dort war für uns die kostenfreie Essensausgabe, welche nur von freiwilligen Spenden finanziert wird.

Am Sonntag besuchten wir ein Museum über die Geschichte Indiens. Dort konnten wir etwas über die Hintergründe des "Independence Day" und die Zusammenhänge Indiens mit Pakistan erfahren. Danach genossen wir noch ein Bad im Pool, ehe uns der Monsunregen verscheuchte :D.

Tag 22-25

Der Montag startete mit den Kids im Slum. Nach einer Partie Memory spielten wir noch einige Runden "Stille Post", was erstaunlich gut funktionierte. Danach lernten wir gemeinsam wieder englische Wörter.

Dienstag war Verabschiedungstag von den Slum-Kids. In einem Kreis sitzend aßen wir gemeinsam die von uns mitgebrachten frischen Äpfel und danach bekam noch jeder einen Keks. Nach einer Spielerunde "my favourite fruit is ..." lasen wir, passend zum Thema, das Buch "The very hungry caterpillar" (Raupe Nimmersatt). Nachdem wir es spielerisch vorgelesen hatten, las es ein Mädchen noch einmal sehr berührend vor. Nach einem liebevollen Abschied von den Kids spazierten wir zu einem beeindruckenden Stufenbrunnen namens "Ugrasen ki Baoli" aus dem 14./15. Jahrhundert.

Mittwochs arbeiteten wir dann wieder im Daycare Center. Als Einstimmung auf den baldigen Zoobesuch zeichneten wir gemeinsam mit den Kindern Zootiere. Nach der Arbeit besorgten wir noch Wasser und Bananen für jedes Kind für den Zoo.

Am Donnerstag begann der Ausflug mit einer wilden Busfahrt zum Zoo. Dort angekommen bekam jeder eine Wasserflasche und eine Banane von uns. Insgesamt waren wir 22 Kinder und fünf Erwachsene. Es war ein sehr schöner Ausflug für alle und für uns wunderbar zu sehen, wieviel Spaß die Kinder in der Natur und beim Tiere entdecken hatten. Nach einer noch wilderen Heimfahrt mit dem Bus gingen wir abschließend noch gemeinsam etwas essen. Der Zoobesuch und das Essen wurden durch Spendengelder finanziert. Es macht unsere Freude noch größer, dass wir mit diesem Geld den Kindern einen schönen Ausflug ermöglichen konnten. DANKE :)

Tag 26-28

Am Freitag war unser letzter Tag mit den Kindern im Daycare Center. Ein Bub brachte uns das Spielen auf einer Handtrommel ein wenig bei. Danach versammelten sich die Kinder, die Mitarbeiter vom Daycarecenter und vom Slum zu einer Verabschiedungsrunde. Zuerst durften die Kinder ihr Feedback äußern und ein paar der Kinder hatten sogar Dankeskarten für uns gebastelt. Sehr berührend war für uns auch das Feedback der Mitarbeiter. Einer der Mitarbeiter meinte: "You have given a hug to everybody here". Das freute uns sehr zu hören, da es uns vor allem wichtig war, immer alle Kinder mit einzubinden und kein Kind zu separieren oder zurückzulassen. Als Andenken bekamen wir eine bestickte Tasche von den Mitarbeitern geschenkt. Dann durften auch wir ein paar Worte an die Kinder und Mitarbeiter richten und wir sind sehr dankbar, ein Teil des Projekts gewesen zu sein. Zum Schluss ist noch Rajiv, welcher ursprünglich die Arbeitsstelle für uns ausgewählt hatte, dazugestoßen. Rajiv betonte, dass er diese Arbeitsstelle in Old Delhi für uns ausgesucht hatte, da wir so ein positives Mindset haben und deshalb gut dorthin passten. Wir haben uns sehr gefreut, als wir von den Mitarbeitern noch auf eine Veranstaltung eingeladen wurden. Bei der Veranstaltung handelte es sich um einen kulturellen Nachmittag, wo von unterschiedlichen Gruppen verschiedenste Tänze, Theaterstücke etc. aufgeführt wurden. Es war schön für uns noch ein letztes Mal Zeit mit den Kindern und Mitarbeitern zu verbringen :)

Am Abend wurden wir Volunteers von Rajiv und Shankar in ein sehr edles Restaurant nahe dem Ikscon-Tempel ausgeführt, welchen wir nach dem Essen noch gemeinsam besichtigten. Am Samstag haben wir uns mit Digamber, einem Mitarbeiter der Organisation, den "Lotus-Tempel" angesehen. Ein atemberaubend schöner Platz, in dem sehr auf die Stille innerhalb des Tempels Wert gelegt wird. Wir hatten sogar das Glück, an einer Messe teilzuhaben, bei welcher auch das "Vater Unser" in Englisch gesungen wurde. Nach einer Stärkung am Street-Food-Stand ging es weiter in den Lodi-Garten und nach Chattapur. Wir genossen den letzten Tag in Delhi noch sehr :).

Am Sonntag verbrachten wir die letzten Stunden im Park nahe unseres Appartements, ehe es schließlich an der Zeit war, sich bei Deepak und Shankar, den Betreuern vom Appartement, zu verabschieden. Speziell Shankars Erfahrung in Delhi machte es uns rückblickend recht leicht, dort Fuß zu fassen, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Im Flugzeug flossen dann bei uns beiden die Tränen, verbindet man doch sehr viele schöne Erinnerungen mit Delhi/Indien. Am Ende bleibt uns nur eins, nämlich DANKE zu sagen für jede bereichernde Begegnung und an alle Menschen, die es uns ermöglicht haben, dass wir uns wie ein Teil vom Ganzen fühlten :).

Erfahrungsbericht von Jasmin und Maiken, Volunteers im Straßenkinderprojekt in Indien, Juli & August 2023

Portrait Jasmin und Maiken
Autor
Jasmin und Maiken

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