11.10.2023 / Erfahrungsberichte

Meine Freiwilligenarbeit im Children Center in Südafrika

"Ich kann mich an keinen Morgen in Afrika erinnern, an dem ich aufgewacht bin und nicht glücklich war", so einst der US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway. Dass ich das einmal genau so unterschreiben würde, hätte ich noch vor einem halben Jahr nicht gedacht.

Julias Zeit in Südafrika

Meine Anreise zum Projekt

Auf der Suche nach einem Auslandsaufenthalt im Rahmen meines Lehramtstudiums bin ich in den sozialen Medien auf Rainbow Garden Village und das breitgefächerte Angebot von Freiwilligendiensten und Auslandspraktika gestoßen. Nach intensiver Recherche im Internet, persönlichem Kontakt zum Team und reiflicher Überlegung habe ich mich für acht Wochen Volunteering im Children Center in Kapstadt entschieden.

Anfang August 2023 ging es für mich dann von München aus über Doha in die Hauptstadt Südafrikas. Die Flüge habe ich selbst organisiert und obwohl ich schon ziemlich Respekt vor der langen Reise (18h) alleine hatte, hat alles reibungslos geklappt. Am Flughafen hat Jemaine, der Verantwortliche vor Ort, mittags bereits auf mich und ein weiteres Mädchen gewartet, sodass wir schon kurz darauf unser Zimmer im Volunteer House, das übrigens nur wenige Fahrminuten entfernt liegt, beziehen konnten. Jemaine hat uns gleich noch mit SIM-Karten, WLAN und ein paar ersten wichtigen Tipps versorgt und uns dann den anderen Volunteers überlassen. Die haben uns sofort herzlich in die bestehende Gruppe auf- und zu einem Ausflug mitgenommen.

So bin ich noch am selben Nachmittag per Seilbahn auf dem Tafelberg gelandet und habe die Stadt, in der ich nun zwei Monate leben sollte, von oben bestaunt. Sicherlich ein perfekter erster Tag, an den man sich gerne zurückerinnert und für mich heute in gewisser Weise ein gutes Omen für den darauffolgenden Aufenthalt.

Das Orientierungsprogramm

Am nächsten Tag folgte dann das Orientierungsprogramm mit Jemaine. Innerhalb von einer Stunde hat er uns per PowerPoint-Präsentation generell über die Dos and Don’ts vor Ort, aber auch über die Arbeit im Projekt und das Freizeitangebot in Kapstadt informiert sowie gleichzeitig bereitwillig all unsere Fragen beantwortet. Abschließend bin ich dann noch mit meiner Zimmernachbarin zur Hop-On Hop-Off Bustour, die im Reisepreis inbegriffen ist, aufgebrochen und so hat sich der positive erste Eindruck vom Vortag nur weiter bestätigt.

Meine Zeit im Projekt

Auch von der Arbeit im Projekt war ich schon nach kurzer Zeit sehr angetan und die 4-5-Jährigen im Children Centre und ihre „Teacher Soraya“ haben mein Herz im Sturm erobert. In einer kleinen Gruppe sind wir jeden Morgen vom Volunteer House aus mit einem Uber nach Parkwood gefahren und haben den Vormittag im Children Center verbracht. Parkwood gehört leider zu den eher härteren Pflastern rund um Kapstadt und ist geprägt von Armut und Kriminalität. Das hat man auf dem Arbeitsweg zwar definitiv gemerkt, dennoch gab es keine Situation, in der ich mich wirklich unsicher oder bedroht gefühlt habe und schon gar nicht hinter den Toren der Kindertagesstätte.

Die Kinder in meiner Einrichtung waren zwischen mehreren Monaten und sieben Jahren alt und in mehrere Gruppen (max. 20 Kinder) aufgeteilt, die jeweils von einem Volunteer unterstützt werden. Da sie zu Hause spürbar wenig individuelle Förderung und Zuwendung erhalten, war es umso schöner, ihren Alltag beim gemeinsamen Lernen, Spielen und Basteln zu bereichern. Die Erzieherinnen verfügen zwar vereinzelt über anschauliche Lehrmittel sowie verschiedene Bastelmaterialien und Spiele, dennoch ist jede Spende herzlich willkommen. Neben den Kindern habe ich auch zu den Mitarbeiter:innen ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, sowohl belanglose als auch tiefgründige Gespräche geführt und mich am Ende lautstark mit einem „See you soon!“ verabschiedet.

Die Unterkunft

Das Zusammenleben mit ca. 20 anderen Volunteers unter einem Dach hat auch mehr oder weniger reibungslos funktioniert. Während es nur wenige Einzelzimmer gibt, sind die meisten Räume mit zwei oder sogar drei Betten belegt und verfügen überwiegend über ein eigenes Bad. In den Wintermonaten (Juni-September) muss man sich definitiv auf unangenehme Temperaturen einstellen und wetterfeste Kleidung einpacken, denn da sind es dann in der Nacht mal gerne auch unter zehn Grad im Zimmer. Unter der starken Auslastung des Hauses leidet vor allem die Sauberkeit in den beiden Gemeinschaftsküchen. Auch wenn sich regelmäßig eine Reinigungskraft um die gemeinschaftlich genutzten Flächen kümmert, wünscht man sich doch ein gewisses Maß an Eigeninitiative und Rücksichtnahme, insbesondere wenn es um den Abwasch geht – der eine mehr, der andere wohl weniger ;).

Dennoch überwiegen für mich definitiv die positiven Seiten des Zusammenlebens im Volunteer House. Viele Menschen bedeutet halt auch viele potenzielle Freundschaften und Gesprächspartner:innen und langweilig wird es sicher nie. Sobald jemand eine Unternehmung geplant hat, waren alle anderen stets willkommen, sich anzuschließen. Aber auch wenn man sich mal alleine zurückziehen und dem ganzen Trubel entkommen wollte, wurde das respektiert.

Das Frühstück ist im Reisepreis inbegriffen und besteht grundsätzlich aus Kaffee, Tee, Toast und Brotaufstrichen oder Müsli. Alles, was wir darüber hinaus haben wollten sowie Nahrungsmittel für Mittag- und Abendessen haben wir bequem über eine App an die Haustür liefern lassen oder beim Einkauf im Supermarkt selbst besorgt. Die Preise für Lebensmittel und Getränke sind fair und zu denen in Deutschland vergleichsweise günstig.

Freizeit in Südafrika

Auch Restaurantbesuche sind erschwinglich und insbesondere die verschiedenen Essensstände auf beliebten Märkten müssen getestet werden – da ist wirklich für jeden Geschmack was dabei! Auch wenn alle Volunteers zu unterschiedlichen Zeiten aus den Projekten zurückkommen, bleibt nachmittags genügend Zeit für kleine Ausflüge ins Stadtzentrum (ca. 15 Minuten Fahrzeit). Egal wohin, wir haben übrigens immer ein Uber bestellt, weil das im Vergleich zu lokalen Taxen oder öffentlichen Verkehrsmitteln einfach sicherer ist. An schönen Tagen lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch der Strände von Camps Bay, Clifton oder Muizenberg – sei es zum Baden, Surfen, Sonnen oder auch für die wunderschönen Sonnenuntergänge. Aber auch die Berge Table Mountain, Lion’s Head oder Signal Hill lassen sich innerhalb kurzer Zeit bezwingen und belohnen mit einer atemberaubenden Aussicht.

Doch auch durch ganz alltägliche Sachen wie in einer der noblen Malls ins Kino, shoppen oder Kaffee trinken gehen vergehen die Tage wie im Flug. Abends saßen wir oft gemütlich alle um einen Tisch versammelt und haben bei guter Musik Wein und Essen geteilt oder ehrgeizig Gesellschaftsspiele gespielt. An den Wochenenden sind wir für gewöhnlich gemeinsam losgezogen und haben uns in das Nachtleben auf der bekannten Partymeile, der Long Street, gestürzt. Zudem hat Jemaine an den freien Tagen immer wieder größere Ausflüge für die ganze Gruppe organisiert, beispielsweise ans Kap der Guten Hoffnung oder zu idyllischen Weingütern. Sonst haben wir auch eigenständig Events oder Touren gebucht. Mit einer Gruppe von Mädels bin ich so zum Beispiel auf eine 3-tägige Garden Route Highlights Tour mit Safari gegangen. Das war die perfekte Möglichkeit, Afrikas berühmte Tierwelt und die unglaubliche Landschaft im Landesinneren hautnah zu entdecken.

Mein Fazit zur Freiwilligenarbeit im Children Center in Südafrika

Alles in allem habe ich keinerlei negativen Erfahrungen in Kapstadt gemacht. Selbst wenn mal etwas nicht ganz nach Plan oder nach meiner Zufriedenheit gelaufen ist, hat alles zu dem prägenden und positiven Gesamteindruck beigetragen, den ich heute rückblickend immer noch habe. Auch bin ich froh, in gewisser Weise beide Seiten von Kapstadt kennengelernt zu haben: Zum einen haben wir Volunteers, ähnlich wie viele gutsituierte Ansässige und Tourist:innen, dort ein privilegiertes Leben geführt und uns verhältnismäßig viel leisten können. Zum anderen habe ich aber durch mein Projekt und im Austausch mit Einheimischen auch die Kehrseite der Medaille, die Armut, Kriminalität und Perspektivlosigkeit miterlebt und Kontakt zu Menschen geknüpft, die finanziell absolut keine Möglichkeit haben, all die Sachen, die ich in den zwei Monaten in ihrer Heimat erlebt habe, auch nur einmal im Leben zu machen.

So hatte ich in Kapstadt eine unvergessliche Zeit und der Abschied von den anderen Volunteers, den Kindern und Kolleg:innen und den gesamten Vibes vom Land und seinen Leuten ist mir am Ende alles andere als leichtgefallen.

Erfahrungsbericht von Julia, Volunteer im Children Center in Südafrika, August bis Oktober 2023

Portrait Julia
Autor
Julia

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