01.09.2020 / Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht zum Auslandspraktikum im Solar-Projekt in Tansania

Im Anschluss an die Universität wollte ich raus in die Welt. Allerdings war für mich klar, dass es nicht ein Rumreisen sein sollte, sondern ein Eintauchen in eine fremde Kultur. Deshalb suchte ich ein längeres Praktikum, am liebsten etwas, das mit erneuerbarer Energie in Afrika zu tun hat. So kam es, dass ich in Iringa, Tansania, in einem Microfinance Institute ein halbjähriges Praktikum absolvierte.

Stefans Zeit in Tansania

Meine Anreise und das Einleben in Iringa

Nach meiner Ankunft blieb ich vorerst noch ein paar Tage in Dar, um den Sprachkurs zu absolvieren. Danach ging es per Busreise nach Iringa, dort wohnte ich im Haus von Shedrack und dessen Bekanntem. So waren wir drei Jungs Mitte 20 und lebten in einem schön grossen Haus ausserhalb der Stadt. Der Standard war verhältnismässig hoch, es gab fliessend Wasser, sogar mit Elektroboiler, und auch Stromanschluss am Netz.

Allerdings gab es manchmal kurze Stromausfälle und wegen einer verspäteten Regenzeit wurde uns während dreier Wochen alle drei Tage das Wasser für einen Tag ausgeschaltet. Man lernt schnell damit umzugehen, indem man immer einige Kübel Wasser bereitstellt und für das Handy eine Powerbank griffbereit hat. Bald kaufte ich mir ein Motorrad, so war ich schnell bei der Arbeit.

Meine Freiwilligenarbeit im Microfinance Institute

Ihr habt richtig gelesen, ich arbeitete in einem Microfinance Insitute. Was hat das mit Solarsystemen zu tun? Das Hauptverkaufsgebiet der Solarsysteme sind die ländlichen Gegenden. Die Siedlungen sind so verstreut, dass die wenigsten Dörfer am Stromnetz angebunden sind. Da die Kunden in den Dörfern oft wenig Bargeld zu Hause haben, bezahlen sie nur einen kleineren Teil. Der Rest wird fortlaufend per Handy abbezahlt, sonst sperrt die Batterie. Wir verkauften kleine, etwa schuhkartongrosse Solarsysteme, welche ein Panel, eine Batterie, vier LED-Lampen, eine Taschenlampe, ein Radio und ein Handyladekabel enthielten. Es war deshalb technisch nicht anspruchsvoll.

Der Verkauf war der Hauptbereich, darum das Microfinance Institute. Gerade zu Beginn war viel Zuschauen angesagt, erst mit dem vertrauteren Gebrauch von Swahili und etwas Erfahrung konnte ich mich besser einbringen. Auf der anderen Seite gewann ich sehr tiefe Einblicke in das dortige Leben, da ich zahlreiche Dörfer und noch viel mehr Familien besuchte. In deren Häusern haben wir jeweils das Panel und die Lampen montiert. Es gab auch Tage, an denen ich im Büro blieb. Da ist es gut, wenn man sich selbst beschäftigen kann, so hatte ich z.B. nebenbei Sachen am Computer programmiert.

Wem empfehle ich diese einzigartige Erfahrung?

Will man etwas in die praktische Umsetzung der Elektrifizierung der ruralen Gebiete reinschauen, dann reichen ein paar Wochen perfekt aus. Will man selbst mitarbeiten, bleibt man besser ein paar Monate. Zwingend sollte man vom Charakter und der Einstellung her eine gewisse Gelassenheit mitbringen! Eine Hocktoilette ist der Standard, Kleider gewaschen wird von Hand, anstatt Duschen hat’s manchmal nur Wassereimer gegeben. Wartezeiten gehören dazu und Reis ist die dominierende Mahlzeit. Ist einfach so. Wer sich damit nicht abfinden kann, sollte ernsthaft gleich zu Hause bleiben! Wer sich aber darauf einlässt und für die tansanische Kultur offen ist, kann eine grossartige Zeit erleben.

Weihnachten bei einer tansanischen Familie

Ich hatte das Glück, tolle Personen kennen zu lernen und konnte spezielle Anlässe erleben, wie zum Beispiel Uniabschlussfeiern, eine Posa (Anfrage für Heiratserlaubnis an die zukünftigen Schwiegereltern) und ich verbrachte auch die ganzen Weihnachtstage in einer einheimischen Familie. Wie man auf die Leute zugeht, kommt es auch zurück. So kam ich dann fast nebenbei auch im ganzen Land herum. Die Menschen waren ausnahmslos hilfsbereit und freundlich.

Meine Freizeit in Iringa: Märkte, Fußballbegeisterte und Safari

Natürlich hat man auch Freizeit, da musste eine Safari sein. Von Iringa ist es nicht weit in den Ruaha Nationalpark. Abseits vom Massentourismus kann man dort grossartige Safaris machen. Iringa selbst hat einen grossen Markt (eigentlich das gesamte Stadtzentrum) und viele kleine Läden. Es gibt auch ein paar Clubs zum Feiern. Am Sonntag gehen viele Tansanier in die Kirche und am Nachmittag schauen sich die Jungs europäische Fussball-Ligen in Bars an, spielen Billard oder kicken selbst auf dem Bolzplatz. In der Stadt trifft man auch auf andere Deutsche, so dass man zwischendurch Deutsch reden und Heimatgefühle aufkommen lassen kann.

Kwa heri, Tanzania!

Nach einem halben Jahr war es für mich wieder an der Zeit zurückzukommen. Im Gepäck hatte ich nebst Souvenirs auch ein Bündel voll grossartiger Erinnerungen. Die Wehmut hielt sich dennoch in Grenzen, denn zu viele tolle Menschen habe ich kennen gelernt. So war schon bei der Abreise klar, dass ich nicht das letzte Mal in Tansania gewesen bin. Kwa heri, Tanzania!

Erfahrungsbericht von Stefan B. der von August 2016 bis Februar 2017 im RGV-Solarprojekt in Tansania mitarbeitete

Portrait Stefan
Autor
Stefan

Mehr Projekte die dich interessieren könnten

Hast du noch kein geeignetes Programm für deine Zeit im Ausland entdeckt? Kein Problem, wir präsentieren dir weitere Freiwilligenprojekte im Ausland, die möglicherweise dein Interesse wecken könnten.

Befindest du dich vielleicht noch am Anfang deiner Überlegungen für deine Reise und hast noch keine Vorstellung davon, was für dich geeignet sein könnte? Ob für kurze Zeit als Volunteer ins Ausland, oder doch lieber ein FSJ bis zu 12 Monate im Ausland leisten? Eventuell ist ein Auslandspraktikum in einem bestimmten Fachbereich die beste Möglichkeit für dich, Auslandserfahrungen zu sammeln?

Freiwilligenarbeit Pferde Tansania Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Pferde
Freiwilligenarbeit auf einer Farm mit Pferden in Tansania
Freiwilligenarbeit in der Baumschule Tansania Nachhaltigkeitsziel 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Umweltschutz
Freiwilligenarbeit in der Aufforstung in Tansania
Umweltbildung Ecuador Nachhaltigkeitsziel 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz
Freiwilligenarbeit
Ecuador | Umweltschutz
Freiwilligenarbeit im Umweltschutz in Ecuador