01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Praktikum im Kindergarten in Namibia Erfahrungsbericht

Namibia, ein Land voller Kontraste. Wir lebten zwischen zwei Welten. Unter der Woche die Arbeit im Kindergarten, geprägt von Armut, Elend und Kindern, die oftmals keine richtige Familie haben und in Wellblechhütten leben. Und an den Wochenenden hatten wir die Möglichkeit den Reichtum Namibias kennenzulernen. Dazu gehörten die Ausflüge, die Landschaft und die Tiere.

Judiths Zeit in Namibia

Wieso ein Praktikum im Kindergarten in Namibia?

Im Rahmen unseres Bachelorstudiengangs Kindheitspädagogik mussten wir ein 6-8-wöchiges Praktikum in den Sommersemesterferien absolvieren. Wir vier, Freundinnen und Kommilitoninnen zugleich, entschieden uns also für ein Praktikum in Namibia, um nicht nur unser Erlerntes vom Studium ausprobieren und anwenden zu können, sondern auch um eine andere Kultur, andere Sitten und andere Erziehungsmethoden kennenzulernen. Da RGV Studierenden die Möglichkeit bietet, studienbegleitende Praktika durchzuführen, die dann auch von der Universität oder Hochschule anerkannt werden, haben wir uns für diese Organisation entschieden.

Unterkunft im Student House in Windhoek

Zu Beginn der Reise hatten wir uns entschieden in einem Student House zu wohnen, da wir nicht auf verschiedene Gastfamilien aufgeteilt werden wollten. Wir lebten in Windhoek-West, in der Simpson Street, in einem sehr kleinen Student House, dass wir uns noch mit drei anderen einheimischen Studentinnen geteilt haben. Für uns war es optimal, kommt man aber allein, wäre das Student House in der Bachstreet empfehlenswerter.

Unsere Einsatzstelle in Katutara

Der Kindergarten liegt im Township von Windhoek, in Katutura. Hier leben offiziell 67.000 Menschen, inoffiziell aber bis zu 300.000. Katutura bedeutet übersetzt "Ort an dem wir nicht bleiben wollen". Ab 1959 mussten alle Schwarzen ihr stadtnahes Wohngebiet "old location" verlassen und nach Katutura umsiedeln, deshalb auch der Name. Dort leben die ärmsten der Armen in einfachen Wellblechhütten.

Ebenso wie Windhoek, wird Katutura auch in verschiedene Viertel eingeteilt. Eines davon ist Okuryangava, wo sich unsere Arbeitsstelle befand. Drei Wochen bevor wir ankamen, ist diese Einrichtung komplett niedergebrannt, weshalb unsere Hilfe dringender denn je war. Der Kindergarten wird geleitet von Alida und Gerhard und deren Töchter und Schwiegertöchter. Für uns Deutsche ist es eigentlich unvorstellbar, denn der Kindergarten beherbergt mehr als 200 Kinder, darunter Babys ab zwei Monaten. Die ersten Tage waren für uns schwer, wir mussten uns erst mal an die Situation nach dem Brand und die Hygieneumstände gewöhnen. Hier ist nichts mit der westlichen Welt vergleichbar. Auf Hygiene wird nicht geachtet und auch die Masse an Kindern und dem dementsprechenden Betreuungsschlüssel wäre in Deutschland unzumutbar, weshalb auch auf ganz andere Erziehungsmethoden zurückgegriffen wird.

Aufgaben im Kindergarten

Wir haben trotz allem versucht, in der Zeit, in der wir in dem Kindergarten waren unser Bestes zu geben und auch den Erzieherinnen Denkanstöße zu neuen Methoden zu ermöglichen. Auf Wunsch von Alida haben wir immer zu zweit eine Gruppe von 20 Kindern zum Unterrichten bekommen, dabei wurden diejenigen ausgewählt, die nächstes Jahr in die Schule kommen. Das aufmerksame Zuhören, ständige Wiederholen und das Eintrichtern von Zahlen, Farben, ABC, hat hier einen großen Stellenwert, da man die Kinder perfekt für die Schule vorbereiten möchte. Wir haben versucht, den Kindern ein möglichst abwechslungsreiches Programm zu bieten, sofern es die Umstände zuließen. Oftmals hatten wir nicht genügend Stühle oder Tische oder es fehlte an Material.

Letztendlich haben wir es geschafft, für alle Kinder, die in unseren Gruppen waren, ein Übungsheft zu gestalten, in dem wir ihnen die Zahlen von 1-10 auf Englisch, das Alphabet, Formen, Farben, den eigenen Namen usw. beigebracht haben. Außerdem war jeden Donnerstag Story-day und jedes Kind durfte ein Bild zur vorgelesenen Geschichte gestalten. Neben vielen Liedern, darunter auch deutsche Lieder, die wir gesungen haben, haben wir auch gespielt und viel getanzt. Aber nicht nur wir haben den Kindern Neues beigebracht, die Kinder haben auch uns ganz tolle Lieder und Gebete gezeigt.

Falls man Interesse hat, einen Einblick in andere Einrichtungen mit einem anderen Standard zu bekommen, ist dies mit RGV jederzeit möglich. Dazu hatten wir ebenfalls die Möglichkeit und schnupperten für einen Tag in eine andere Einrichtung. Dieser Einrichtung wurde die Stufe 1 zugeteilt (wir arbeiteten 6 Wochen in Stufe 3). Unsere Feststellung und ein Tipp: Wenn man diesen Freiwilligendienst oder Praktikum alleine absolvieren möchte, sollte man sich für Stufe 1 entscheiden, da es alleine möglicherweise sehr schwer fallen wird, mit den Umständen klarzukommen.

Da wir zu viert waren, fiel es uns zwar auch sehr schwer, wir hatten jedoch uns und konnten somit diese Situation in unserer kleinen Gruppe besser bewältigen. Für uns alle war es eine wunderbare Erfahrung, auch wenn es Momente gab, an denen wir an unsere Grenzen gestoßen sind – wir sind dankbar, dass wir das erleben durften.

Ausflüge in Namibia

An den Wochenenden haben wir unsere eigenen Trips und Ausflüge geplant, um die schönen Seiten des Landes kennenzulernen. Es war recht einfach zu reisen, denn in Windhoek gibt es viele Reiseunternehmen, die Drei-Tages-Ausflüge zu den verschiedenen Zielen anbieten. Man ist dann mit einer Reisegruppe von ca. 10 Personen in einem Truck unterwegs. Auf diese Weise haben wir den Etosha Nationalpark und Sossusvlei erkundet.

Etosha ist Namibias berühmtester Nationalpark mit einer Fläche von 22.000 km². Es war einfach traumhaft, 5m vor Giraffen, Elefanten, Zebras usw. zu stehen. Man fährt mit dem Truck durch das Gebiet und stoppt an den Wasserlöchern, um die Tiere beim Trinken zu beobachten. Nachts im Zelt hört man die Löwen brüllen – wenn das nicht Afrika-feeling ist. Sossusvlei ist auf jeden Fall auch eine Reise wert. Dort entstehen Bilder die man wohl sonst nirgends auf der Welt machen kann. Sossusvlei ist mit den rot-orangenen Sanddünen ein absolutes Erlebnis.

Auch Swakopmund sollte man gesehen haben. Eine Stadt, in der noch viel von der deutschen Atmosphäre erhalten geblieben ist (Häuser und historische Gebäude). Swakopmund liegt an der Küste und grenzt gleichzeitig an die Namibwüste. Unser Highlight von Swakopmund, war die Quadbiketour in der Wüste. Falls man noch Geld übrig hat und nach einer harten Arbeitswoche Erholung braucht, kann man noch auf einer Lodge übernachten (das sind Bungalows in der Savanne). Einer Empfehlung folgend waren wir auf der Gocheganas Lodge und konnten den endlosen Blick über die Dornbuschsavanne genießen und mit ein bisschen Glück kann man auch hier Wild-Animals entdecken und nebenbei die Wellnessangebote genießen. Für uns haben sich die Paviane aus dem Gebüsch getraut.

Freizeitaktivitäten in Windhoek

Falls man nachmittags etwas unternehmen möchte, kann man Windhoek auf eigene Faust erkunden. Für uns Mädels war der Markt in der Independence Avenue von den Himba-Frauen ein Highlight, ebenso wie das Bummeln und anschließende Kaffeetrinken in Namibia Craft Centre gehört zu den schönen Sachen. Auch die Christuskirche und das historische Museum sollte man gesehen haben. Unsere Insidertipps zum Ausgehen sind Joes Beerhouse, die Bushbar & Andys.

Fazit meines Auslandspraktikums in Namibia

Namibia, ein Land voller Kontraste. Wir lebten zwischen zwei Welten. Unter der Woche die Arbeit im Kindergarten, geprägt von Armut, Elend und Kindern, die oftmals keine richtige Familie haben und in Wellblechhütten leben. Und an den Wochenenden hatten wir die Möglichkeit den Reichtum Namibias kennenzulernen. Dazu gehörten die Ausflüge, die Landschaft und die Tiere. Außerdem haben wir viele Bekanntschaften gemacht, sei es mit dem Taxifahrer aus Katutura, der selbst sehr ärmlich lebt oder mit Menschen, die aus den reicheren Stadtteilen Windhoeks kommen und denen es eigentlich an nichts mangelt. Eingezäunt und abgeschottet leben sie in ihren Villen & sehen oftmals das Elend ein paar Meter weiter gar nicht. Auch wenn wir zwischendurch am Verzweifeln waren und nicht wussten wie wir die Arbeit im Kindergarten aushalten sollen, sind wir nun stolz und dankbar für diese Erfahrungen, sowohl die guten als auch die traurigen. Man sollte sich auf jeden Fall im Klaren sein, dass man sich mit Afrika für ein Entwicklungsland entschieden hat und keine deutschen Standards erwarten darf. Wichtig ist, nicht aufzugeben und sich auf die andere Kultur einzulassen.

Praktikum im Kindergarten in Namibia Erfahrungsbericht von Judith H.

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Autor
Judith

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