03.07.2020 / Erfahrungsberichte

Mein Highschool- und Nationalpark-Volunteering in Südafrika

Mir wurde sehr bewusst, dass eine Lehrkraft als kleines Glied, gefangen in einem großen Bildungssystem, das an vielen Stellen meiner Meinung nach verbesserungswürdig ist, nur sehr beschränkte Möglichkeiten zur Verbesserung bzw. zur Ausführung einer zufriedenstellenden Arbeit hat. Doch diese Erfahrungen waren auf jeden Fall lehrreich und lohnenswert. Spätestens zu meinem Abschied, den viele Schüler bedauert haben, wurde mir bewusst, dass ich doch etwas bewirken konnte.

Sarahs Zeit in Südafrika

Meinen Reisebericht zu meiner Zeit in Südafrika mit RGV möchte ich gerne in zwei Teile teilen, da ich auch in zwei unterschiedlichen Projekten war.

Meine Freiwilligenarbeit in einer High-School in Kapstadt

Zunächst war ich von Ende Februar bis Ende April an einer High-School ein wenig außerhalb vom Zentrum Kapstadts. Die Schülerinnen und Schüler der Schule besuchten die Klassen 8 bis 12 und kamen aus unterschiedlichen Gegenden der Mittelschicht und teils weniger stabilen Familienverhältnissen.

Die Schule hatte zu dem Zeitpunkt keine Lehrkraft für den Mathematikunterricht aller vier achten Klassen, sodass diese Aufgabe von mir übernommen wurde, anfangs in Kooperation mit einer anderen Freiwilligen. An Unterrichten wie wir es beide im Studium gelernt hatten mit Gruppenarbeit, variablen Sozialformen usw. war in einer Klasse mit mehr als 40 Lernenden, die teilweise große Disziplins-, Respekts- und Motivationsprobleme hatten, war kaum zu denken. Viele Kinder hatten teilweise auch gravierende stoffliche Lücken.

Arbeitsalltag in der High-School

Während eine von uns versuchte, den Arbeitsauftrag zu erklären, war die andere damit beschäftigt, laute Schülerinnen und Schüler zu ermahnen. Die hauptamtlichen Lehrkräfte konnten uns nur wenig unterstützen, da auch sie wie wir jeden Tag bis zu neun Stunden unterrichteten. Mehr als ein Mathebuch und einen groben Lehrplan konnten sie mir als Unterstützung nicht geben. Trotzdem waren sie mir gegenüber immer freundlich, dankbar und konnten in persönlichen Gesprächen einen Einblick in das lokale Bildungssystem geben.

Erfolgsmomente

Allerdings gab es auch immer schöne, erfolgreiche Momente, denn einige Kinder waren lernmotiviert und bearbeiteten die Arbeitsblätter, mit denen ich später hauptsächlich gearbeitet habe, freiwillig zu Hause. Für andere war es schon eine wertzuschätzende Leistung, dass sie zur Unterrichtsstunde erschienen und ihr Heft rausholten. Mir wurde sehr bewusst, dass eine Lehrkraft als kleines Glied, gefangen in einem großen Bildungssystem, das an vielen Stellen meiner Meinung nach verbesserungswürdig ist, nur sehr beschränkte Möglichkeiten zur Verbesserung bzw. zur Ausführung einer zufriedenstellenden Arbeit hat. Doch diese Erfahrungen waren auf jeden Fall lehrreich und lohnenswert. Spätestens zu meinem Abschied, den viele Schüler bedauert haben, wurde mir bewusst, dass ich doch etwas bewirken konnte. Denn ohne mich, hätte es weiterhin keinen Matheunterricht für sie gegeben.

Viele Strukturen und Abläufe in der Schule waren hinderlich, aber vor allem für mich schwierig in dieser Zeit zu verbessern, weshalb ich mich mit ihnen arrangiert habe. Neben mehr kollegialer Unterstützung, außer punktueller Unterrichtsbesuche, bei denen die Lehrer den Kindern kurz eine Standpauke wegen ihres Verhaltens gegeben haben, hätte ich mir auch eine bessere Einführung zu Beginn mit Erläuterungen zum Hintergrund der Schule und ihrer Schülerinnen und Schüler gewünscht. So habe ich die Schule kennengelernt, wie sie eben auch für lokale Lehrkräfte ist: Oft eher reagieren als agieren und das Aushandeln des bestmöglichen Wegs, den Kindern trotz allem etwas beizubringen.

Mein Fazit zur Freiwilligenarbeit in einer High-School

Trotz einiger anstrengender Erfahrungen, habe ich die acht Wochen Schulpraktikum bis jetzt zu keinem Zeitpunkt bereut, nicht nur da ich Probleme in deutschen Schulen nun ganz anders sehe.
Empfehlen würde ich diese Art von Praktikum geduldigen und stresserprobten Freiwilligen, die im Idealfall auch schon fürs Lehramt studiert haben und Unterrichtspraxis haben. Lehramtsinteressierten mit kaum/keiner Erfahrung im Unterrichten von ganzen Klassen würde ich tendenziell eher die Primary School empfehlen (Klasse 1 bis 7), in denen man – der Erfahrung anderer Volunteers nach – in Kooperation mit einer hauptamtlichen Klassenlehrerin arbeitet.

Das Student House in Kapstadt

Während meiner Zeit in Kapstadt habe ich in einem Student House von RGV gewohnt, in dem ausschließlich deutsche Mädels in Vierer-, Sechser- und Achterzimmern gelebt haben. Platzprobleme in den Bädern oder der Küche gab es aber auch morgens, wenn sich alle fertig für das Projekt gemacht haben, eher selten. Der Wassermangel zu der Zeit war teilweise ein wenig nervig, manche Nachmittage konnten wir ab 15 Uhr weder kochen, noch duschen usw., doch man lernte, sich damit zu arrangieren. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, mit denen ich einige tolle Erlebnisse in Kapstadt und Umgebung hatte. Die Natur, der Ausblick von einem soeben erklommenen Berg oder wieder ein traumhafter Strand, übertönte so manchen anstrengenden Arbeitstag. Die Sicherheitslage in Kapstadt ist mit einer gewohnten europäischen Stadt natürlich nicht zu vergleichen, doch in den Vierteln, in denen wir meist unterwegs waren, habe ich mich zu keinem Zeitpunkt unangenehm unsicher gefühlt, auch wenn man bedachter mit seinen Wertgegenständen umgeht. In vielen Gegenden ist Kapstadt doch sehr westlich geprägt.
Ein öffentliches Nahverkehrssystem gibt es dort nicht wirklich und da es das einfachste und günstigste war, habe ich mir vor Ort ein Auto gemietet. Vor dem Linksverkehr und alleine in der Dunkelheit fahren hatte ich zu Beginn schon Respekt, doch auch daran gewöhnt man sich schneller als gedacht und in bekannten, sicheren Gegenden war das irgendwann auch kein Problem mehr. 
Sehr zu loben sind die Restaurants und Food-Märkte. Ich kann mich nicht daran erinnern, einmal etwas gegessen zu haben, was mir nicht geschmeckt hat.

Die Freiwilligenarbeit im Nationalpark

Mein zweites Projekt war von in einem Nationalpark nordwestlich von Johannesburg. Anders als in Kapstadt war im Programmpreis neben Unterkunft und Frühstück auch Mittag- und Abendessen inbegriffen. Ich lebte mit Volunteers aus aller Welt in einem Haus auf einem umzäunten Gelände mitten im Nationalpark. Die Unterkunft war in Ordnung, wir schliefen in Mehrbettzimmern mit geteilten Bädern, einmal wöchentlich war man in der Küche als Unterstützung zur Zubereitung von Mittag- oder Abendessen eingeteilt.

Arbeitsalltag im Wildtierreservat

Die Tage starteten früh mit dem ersten Drive um 6 Uhr morgens. Nachmittags ging es von 3 bis 8 Uhr nochmals in das Safari-Auto. 
Unsere hauptsächliche Aufgabe bestand darin, Ausschau nach Tieren zu halten. Die Big 5 (Löwen, Leoparden, Elefanten, Büffel und Nashörner), Geparden und Hyänen werden in einer großen Datenbank überwacht, wofür Fotos zur Identifizierung notwendig sind. Jeden Tag sahen wir Neues und man musste sich manchmal daran erinnern, wie cool es eigentlich ist, Giraffen und Zebras fast direkt vor der Haustür zu haben. Manchmal sahen wir längere Zeit nur einige der zahlreichen Antilopen, Warzenschweinen oder Gnus oder verfolgten Löwenspuren, die uns aber dann doch nicht zur Raubkatze führten. Doch einige Male haben wir dann in genau diesen eher unspektakulären Drives plötzlich etwas Unerwartetes wie eine jagende Löwin am Wegesrand oder einen durchs Gebüsch streifenden Leoparden gesehen. Unvergessen bleibt nicht nur der eine Vormittag, an dem wir mehr als 100 Elefanten, die den Fluss überquerten, gesehen haben und der Sleep Out unter dem schönsten Sternenhimmel, den ich je erlebt habe. In der kalten afrikanischen Nacht konnten wir mehrere Elefanten und einen jagenden Löwen vorbeiziehen sehen. 
Zu unseren täglichen Aufgaben gehörte außerdem der Besuch von sich vorrübergehend in Quarantäne befindenden Geparden und Löwen. Ein besonderes Highlight war es, ihnen beim Fressen zuzusehen. Außerdem umwickelten wir einige Bäume mit Maschendraht, um Elefanten daran zu hindern, die Borke und somit den gesamten Baum zu zerstören. Obwohl man sich den ganzen Tag über wenig selbst bewegt, da man die meiste Zeit im Auto sitzt, war ich abends immer total müde und erschöpft von den vielen neuen Eindrücken und der unglaublich schönen Landschaft.

Unglaublich viel Schönes und unvergessliche Momente

Insgesamt waren die Wochen in Südafrika vielleicht die bisher aufregendsten in meinem Leben, da ich so unglaublich viel Schönes gesehen und erlebt habe. Natürlich gibt es im Nachhinein immer Punkte, die man sich vielleicht anders gewünscht hätte, aber Reisen bedeutet eben auch, sich auf Neues einzulassen. 
Ich hätte die Reise im Allgemeinen genauso wieder geplant und werde die unvergesslichen Momente für immer in schöner Erinnerung behalten.

Mein Highschool- und Nationalpark-Volunteering in Südafrika, von Sarah K., Juni 2018

Portrait Sarah
Autor
Sarah

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