Mein Hebammen-Praktikum auf Sansibar

Im April stand ich mit Rucksack und eher gemischten Gefühlen am Flughafen von Berlin. Ein Monat Sansibar stand auf meinem Plan. Was ich mir dabei gedacht hatte wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht so genau, aber dass ich mir nicht so viele Gedanken gemacht habe und die Reise spontan gebucht habe ohne viel Zeit damit zu verbringen mich zu informieren, sollte mit einer der besten Dinge sein, die mir passierten.

Die Ankunft auf Sansibar

Nach ein paar Stunden Flug und einmal umsteigen komme ich also nachts um 3 Uhr auf Sansibar an. Die Deutsche in mir wundert sich natürlich direkt über das nicht vorhandene Nachtflugverbot. Aber da hatte ich ja noch keine Ahnung, dass meine deutsche Ader in den nächsten Wochen rasant zurückgehen wird.

Am Flughafen werde ich von Lukas mit dem Auto abgeholt und ins Student House gebracht. Mit mir sind noch zwei andere Mädchen dort. Dass ich um halb fünf polternder Weise das Zimmer betrete macht ihnen Gott sei Dank nichts aus. Auch sie sind ja schließlich irgendwann angekommen. Stattdessen werde ich direkt herzlich willkommen geheißen und kann mit gutem Gefühl meine erste Nacht auf Sansibar schlafen.

Am nächsten Tag lerne ich die restlichen Haus Bewohner kennen und bekomme meine Orientierung. Das Nachtflugverbot war noch gar nichts im Hinblick auf andere Sachen die man so ganz sicher nirgendwo in Europa sehen würde. Aber das schaut ihr euch besser selbst an. (Seid mir nicht böse, aber je weniger ihr wisst, desto überraschter und vor allem belustigter werdet ihr sein wenn ihr all das selbst erlebt)

Der erste Arbeitstag und der Alltag im Projekt

Am nächsten Tag ist auch schon mein erster Arbeitstag. Da für den Vorrat an Kleidung (Kassak) nicht garantiert werden kann solltet ihr euch am besten selbst eins von Zuhause mitbringen. Mit blau dürftet ihr nichts falsch machen. Fragt aber am besten nochmal nach, ob es Änderung gibt. Nach dem anfänglichen ‚Schock‘ im Krankenhaus komme ich schnell mit anderen Volunteers von anderen Organisationen in Kontakt und werde auch dort herzlich willkommen geheißen. Seid also offen für neue Kontakte und bringt euer Englisch auf ein gutes und vor allem sicheres Niveau bevor ihr aufbrecht.

Es ist nun mal unabdingbar, um mit anderen Kontakt aufzubauen. Im Krankenhaus ist es nötig zumal nicht alle Ärzte und Mitarbeiter Englisch sprechen und ihr somit von den wenigen, die es tun, klar verstehen müsst, was sie euch sagen wollen. Scheut euch auch nicht davor ein paar Fetzen Swahili zu lernen. Die Patienten können zu 99% kein Englisch. Möchtet ihr also auch dort ein Mindestmaß an Kommunikation sicherstellen ist es gut einen Sprachkurs zu buchen und stetig Swahili zu üben.

Viel hängt von eurer Eigeninitiative ab

Trotz der teilweise vorhandenen Sprachbarriere tun die netten und offenen Ärzte alles dafür mir eine gute und lehrreiche Zeit zu bescheren. Seid euch darüber im Klaren, dass das, was ihr dort seht in keiner Weise den europäischen Standards von Hygiene und Vorgehensweisen der Medizin entspricht, die ihr gewohnt seid. Wenn ihr was lernen wollt, lasst euch darauf ein und nutzt die Chancen, die euch geboten werden. Setzt aber auch Grenzen, wenn euch etwas zu weit geht (z.B. wenn du keinen direkten Kontakt mit einem Patienten möchtest, etc). Das ist kein Problem und wird auch respektiert.

In den folgenden Tagen sollte ich die intensivsten Erfahrungen machen, die mir möglich sind. Pro Tag sah ich mehrere Geburten. Mal mehr, mal weniger kompliziert, aber immer interessant und lehrreich. Wie viel und was ihr zu sehen bekommt hängt mitunter stark von eurer Eigeninitiative ab. Seid euch also nicht zu schade den Ärzten hinterherzulaufen und stets zu schauen wann die nächsten Eingriffe, Besprechungen etc stattfinden.

Freizeitgestaltung auf Sansibar

Nach dem Arbeiten bietet die Insel genug Möglichkeiten für Freizeitgestaltung. Erwartet euch keinen Partyurlaub mit Animateuren an jeder Ecke. Sowas werdet ihr vergeblich suchen. Dafür lässt es sich aber an den vielen schönen Stränden mit einem Buch in der Hand und Musik auf den Ohren gut aushalten. Am Abend könnt ihr die Stone Town erkunden. Mittwochs Abends bekommt ihr in der Osteria zwei Pizzen zum Preis von einer und am Wochenende könnt ihr im Tatu tanzen gehen. Auch hier empfehle ich euch nicht zu viel im Vorhinein zu stöbern sondern vieles auf euch zukommen zu lassen und lokal zu entdecken. Ihr werdet es nicht bereuen! Lasst eure Sorgen am Flughafen und Sansibar wird euch eine unvergessliche Zeit schenken.

Mein Hebammen-Praktikum auf Sansibar, von Franziska N., Juli 2018