01.08.2020 / Erfahrungsberichte

Freiwilligenarbeit in Nepal Erfahrungsbericht

Ich habe mich durchweg immer wohl dort gefühlt. Ungewohnt für uns ist natürlich die relative Strukturlosigkeit. Verabredungen kommen oft nicht zustande, Pläne ändern sich ständig. Die Strukturen sind nicht verlässlich. Wegen der Menschen konnte ich aber trotzdem immer darauf vertrauen, dass alles gut läuft. Ein seltsam anderes Lebensgefühl ist das. Ich habe so viel erfahren und gelernt. Ich bin ganz erfüllt von all den Erlebnissen in Nepal.

Christines Zeit in Nepal

Christine berichtet über drei verschiedene Freiwilligenprojekte, die sie in Nepal unterstützte: Sie unterrichtete an einer Dorfschule, unterstützte die Belegschaft eines kleinen Hotels (geeignet für Praktika) und kümmerte sich um Elefanten in der Papierfabrik (Recycling Projekt).

Meine erste große Reise

Trotz meiner Unerfahrenheit wollte ich gerne einen Freiwilligendienst leisten, um mal für einige Zeit für Menschen da zu sein, denen es weniger gut geht als mir. Die Freiwilligenarbeit in Nepal war meine erste Fernreise überhaupt und somit auch die erste Reise nach Asien. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich konnte nicht einschätzen, ob es gefährlich sein würde, allein als Frau dorthin zu reisen. Ich wusste so gut wie nichts über Nepal, über die gesundheitlichen Risiken, die klimatischen Bedingungen und erst recht nichts darüber, wie die Menschen ihren Alltag bewältigen und welche Arbeits- und Lebensbedingungen mich erwarten würden.

In erster Linie war es mein Wunsch, etwas für andere Menschen tun zu wollen, und erst in zweiter Linie kam der Wunsch dazu, über den Einsatzort hinaus auch die Sehenswürdigkeiten des Landes kennenlernen zu wollen.

Ankunft in Nepal

Meine An- und Abreise war zwar nicht gänzlich reibungslos verlaufen, aber das ist meiner eigenen Reiseunerfahrenheit zuzuschreiben. Grundsätzlich habe ich jeweils immer in geselliger Runde alles lösen können, was zu lösen war. Die Verbindung vom Flughafen bis ins Hotel und wieder zurück war zuverlässig und angenehm gestaltet.

Das Orientierungsprogramm

Das Orientierungsprogramm fand ich gut organisiert. Die erste Runde hat Sher persönlich mit uns gedreht, erst in der näheren Umgebung des Hotels, dann zu einigen wichtigen Sehenswürdigkeiten. Ich habe auf diesen Spaziergängen unglaublich viele Eindrücke bekommen. Zuerst bekommt man einen Schreck von dem Gewusel in den Straßen, aber es dauert nicht lange, dann fasst man Vertrauen. Man wird in all dem Gedrängel nicht bedrängt. Das Gewusel scheint auch keinen Stress auszulösen. Niemand ist gereizt oder unfreundlich.

Besonders auffallend sind die Farben und Gerüche. Es riecht nach Gewürzen, Kräutern und Räucherstäbchen. An die schwarzen Fassaden lehnen sich bunte Märkte an. Überall sind Waren ausgebreitet, auch auf der Straße, auf den Plätzen und Bürgersteigen. Die Menschen lieben leuchtende Farben für ihre Kleidung. Kathmandu sieht farbenfroh aus. In den Straßen sieht man Fahrradrikschas, Lastenträger mit unglaublich großen Säcken auf dem Rücken oder auf dem Kopf. Manche tragen eine Art Joch, das sie auf beiden Seiten beladen haben.

Das erstaunlichste war ein Radfahrer, der ein Sofa mit Sessel und Fußhocker auf dem Gepäckträger hatte und sich einen Weg durch den Verkehr bahnte. Ich hätte immer nur schauen und schauen können, was da alles in den Straßen passiert. Sher hat uns viel gezeigt und erklärt, besonders über die Stadtgeschichte, die Religionen und das Leben in Kathmandu.

Neue Bekanntschaften

Darüber hinaus durfte ich zwei Touren mit einem Guide mitmachen, gemeinsam mit je einem deutschen Ehepaar. Der Guide konnte auch einige spannende Geschichten aus der Mythologie erzählen. Das mochte ich gern.

Ein Ehepaar habe ich später in Chitwan wiedergetroffen. Das war, als ob man alte Freunde wiedertrifft. Auf den Touren durch Kathmandu konnte ich sehr schön in die Stadt und ihre Kultur(en) eintauchen, auch wenn es sicher noch sehr, sehr viel mehr zu lernen und zu erfahren gibt und dies nur ein Anfang sein kann. Es war sehr beeindruckend.

Auch die beiden Ehepaare haben durch ihr Erzählen von ihren Erlebnissen meinen Horizont erweitert. Es war gut, dass wir jeweils zusammen unterwegs sein konnten. Allein hätte ich mich auch garantiert ständig verlaufen.

Erste Eindrücke vom Zielort

Für den Zielort Bachhauli mussten wir während der Fahrt einmal in einen anderen Bus umsteigen. Das war unproblematisch. An der Haltestelle in Bachhauli bin ich dann mit einem Pickup abgeholt worden, gemeinsam mit einer Volunteer-Kollegin aus Ungarn. Wir wurden zuerst einmal ins Büro gebracht und dort von Shiri in Empfang genommen. Dann wurden wir im Hotel in einem Zweierzimmer untergebracht.

Nach einem stärkenden Mittagessen im Hotelrestaurant wurden wir in der näheren Umgebung herumgeführt: zuerst zur Elefantenstation, wo ein kleines Elefantenbaby zu sehen war, dann ein kurzes Stück durch den Wald am Fluss entlang bis zum Sunset Point, wo wir schon das erste Flusskrokodil entdecken konnten.

Meine Unterkunft in Bachhauli

Das Hotelgelände mit den verschiedenen Gebäuden bis zu "Aamas Haus" haben wir selbst erkundet. Dabei haben wir auch immer wieder Familienmitglieder oder Angestellte getroffen, die sich auch gleich mit Namen vorgestellt haben. Die Namen waren für mich zunächst schwer zu lernen und zu behalten gewesen. Umgekehrt ging es den anderen genauso mit mir und meinem Namen. Man kann aber ohne weiteres immer wieder noch mal nach dem Namen fragen. So entstanden die ersten Kontakte.

Nachdem wir den Seitenwechsel vollzogen hatten, ging die Kontaktaufnahme zu allen Mitarbeitern sehr rasch. Jeder ist offen und zeigt dies mit einem gut gelaunten "Namaste!" und einem Lachen im Gesicht. Die Namen waren schwer für mich, die musste ich richtig üben. Mein eigener Name war für die anderen aber auch nicht einfach – grins. Für Topsi war ich bis zum Schluss Kricki. Es geht sehr fröhlich und humorvoll zu.

Die Kontakte kann man immer wieder auffrischen und vertiefen, wenn man morgens früh in der Hotelküche aufkreuzt und bei der Arbeit hilft. (Wenn man das nicht macht, ist auch keiner böse. Man wird zu nichts aufgefordert oder gar gezwungen. Aber das Verhältnis zu den Mitarbeitern ist anders. Im Stillen sind alle froh, wenn man von alleine spürt, was gerade "dran" ist. Sie würden aber nie etwas einfordern.)

Der Tagesablauf im Hotel

Einige Mitarbeiter sind manchmal schon um 5.00 Uhr auf den Beinen. Um 6.00 Uhr beginnen die Vorbereitungen für das Frühstück im Restaurant. Da wird es so langsam hell. Im November waren extrem viele Gäste im Haus, da war jede zusätzliche Hand willkommen. Wahrscheinlich geht es in anderen Monaten gemächlicher zu.

Die Frauen treffen sich ab 7 Uhr hinten in "Aamas Haus" und putzen das Gemüse für die erste Mahlzeit um 10 Uhr. Es gibt einen Milchtee zum Frühstück. Dann geht das Cleaning-Team los, bezieht die Betten neu und reinigt die Zimmer und Flure. Auch hier gab es viel Arbeit wegzuschaffen, denn viele Gäste machen auf ihrer Rundreise nur kurz Station im Hotel. Auch hier geht es in anderen Monaten sicherlich gemächlicher zu.

Wenn ich mal morgens vor der Arbeit einen Kaffee brauchte oder ein Toast mit Ei, weil ich es nicht gewohnt bin, ohne Frühstück an die Arbeit zu gehen, war das im Hotelrestaurant immer möglich. Ich wurde rührend umsorgt: "Hast du Hunger? Setz dich, ich bring dir gleich was." Eine solche Aufmerksamkeit wie ich sie dort erfahren habe, bin ich von zu Hause her nicht gewöhnt. Es geht hier sehr liebevoll zu.

Oft habe ich auch über die Männer gestaunt. Es gibt Neckereien, aber keine Machosprüche, keine Aufgeblasenheit oder Arroganz. Keiner fühlt sich über bestimmte Arbeiten (z.B. Putzarbeiten) erhaben. Wenn ich eine Arbeit angefangen habe, kam meist ein anderer dazu, um mich damit nicht allein zu lassen.

Wenn eine Arbeit nicht erledigt wird, dann am ehesten aus mangelndem Perfektionismus. Ich habe nicht erlebt, dass eine Arbeit aus Überheblichkeit abgelehnt worden wäre. Das kam nicht vor. Was gemacht werden musste, wurde gemacht. Jeder war bestrebt, seinen Arbeitsbereich gut zu meistern.

Die Ausstattung des Hotels

Die Unterbringung im Hotel ist sehr komfortabel. Es gibt eine warme Dusche und ein sauberes WC mit Klopapier. Man hat einen Schrank für seine Sachen und viel Platz. Das kann zum Eingewöhnen hilfreich sein. Es besteht aber die Gefahr, dass man in den Touristen-Modus rutscht, was den Seitenwechsel erschwert, denn eigentlich gehört man als Volunteer ja auf die Seite der Mitarbeiterschaft. Das fühlt sich aber im Hotel erstmal nicht so an. Unsere erste Mahlzeit haben wir im Hotelrestaurant eingenommen – wir wurden also von genau den Leuten bedient, denen wir eigentlich zur Hand gehen sollten. Das wollten wir ändern. Um das zu ändern, haben wir nach dem Gartenfest am Abend (das wir ebenfalls wie Touristen genießen durften) erstmal beim Aufräumen und Geschirrabwaschen kräftig mitgeholfen. Das war gut. Alle haben sich darüber gefreut. Wir sind mit den Mitarbeitern in Kontakt gekommen und hatten den Seitenwechsel vollzogen.

Mein Wechsel zu Gastfamilie

Wochen später konnte ich zu Shiris Familie nach hinten ziehen. Das fand ich viel schöner als im Hotel zu wohnen, obwohl es nicht so komfortabel war. Aber ich habe es geliebt, mit den anderen zusammen sein zu können, gemeinsam in der großen Küche am offenen Herdfeuer zu sitzen, zu schwatzen, zusammen zu lachen und Quatsch zu machen.

Von der Gastfamilie aus hat man einen wunderschönen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya. Wir haben unser Geschirr mit Pottasche gereinigt. Die Kartoffeln wurden mit einem Fußmesser in Stücke geschnitten. Ich habe erlebt, wie ein Huhn geschlachtet und ausgenommen wurde oder wie frisch gefangene Fische geputzt werden. Ich habe gelernt, mit den Fingern zu essen. Der Reis wurde von Aama (Mutter) mit der Sichel geerntet bis sich die Reisgarben im Hof auftürmten. Ein paar Drescher aus dem Süden haben die ganze Nacht den Reis von Hand auf einer Palette gedroschen. Ich durfte das auch mal ausprobieren.

Als die Büffelkuh gekalbt hatte, gab es eine ganz außergewöhnliche Milchspeise, mit der besonders ich verwöhnt worden bin. Die Büffelmilch ist überhaupt sehr lecker. Gehaltvoll und süß. Ganz anders als unsere Supermarktmilch.

Wenn ich nachts über den Hof zum Klohäuschen gehuscht bin, hatte ich über mir einen wunderschönen Sternenhimmel. Gegenüber lagen die beiden Elefanten unter ihrem Dach und schliefen. Ich habe noch nie zuvor nachts am Bett eines Elefanten gestanden und seinem Schnarchen gelauscht. Ich durfte am Leben teilhaben. Das war das Schönste!

Festtage in Nepal

An den Festtagen durfte ich an den Zeremonien und Festritualen teilnehmen. Nicht nur, dass ich zuschauen durfte. Ich wurde in alles miteinbezogen, einschließlich Tika auf der Stirn und Blumenkette um den Hals. Durch die Tharu-Mitarbeiter habe ich auch die Tharu-Kultur (Tharu = die eigentlichen Ureinwohner des Dschungels) kennengelernt. Tharu-Dörfer bestehen aus kleinen Lehmhütten mit Reisstrohdach. Auf dem Hof laufen Enten und Hühner herum. Oft gehören auch ein Büffel und ein paar Ziegen dazu.

Traditionen der Tharu-Kultur

An den Hauswänden sind bunte Handabdrücke aufgedruckt, die Segen und Wohlstand von der Göttin Lakshmi erbitten. Ich durfte in einer Tharu-Familie an einer Ram-Zeremonie teilnehmen. Ich habe mit den Männern der Familie im Kreis um ein Rauchopfer gesessen. Jeder hatte ein großes Bananenstaudenblatt als Teller vor sich. Darauf verschiedene Früchte, Knollen, Süßkartoffeln, Reis und Büffelmilch. Zuerst wurde eine kleine Gabe von allem in das Rauchopfer geworfen. Dann wurden die Früchte verspeist. Es war eine Art Fastenmahlzeit. Manche der Früchte und Knollen hatte ich noch nie gesehen. Es schmeckte aber alles lecker.

Die alten Menschen waren oft genauso aufgeschlossen und offen wie die jungen. Sie gingen unbefangen und natürlich mit mir um. Die alten Frauen hatten noch die traditionellen Tätowierungen an den Armen und Beinen. Eine tätowierte Frau war eine heiratsfähige Frau. Die Tätowierungen stellen Reis- und Gemüsepflanzen dar.

Es gibt ein kleines Tharu-Museum. Die Gegenstände darin sind witzigerweise noch heute in Gebrauch, also ganz und gar nicht museal. Tharu lebten früher als Jäger und Sammler, heute von der Landwirtschaft und vom Tourismus. Viele der Guides sind Tharu. Sie sind gute Fährtenleser und nehmen als Abwehr-Waffe einen Stock mit in den Dschungel. Früher wurden wilde Tiere mit diesem Stock von den Feldern vertrieben. Die Stocktänze werden heute Touristen vorgeführt. Der Stock ist aber immer noch im Einsatz.

Ich wurde sogar zweimal mit den Projekten vertraut gemacht, durch die Fest- und Feiertage, allerdings mit der bereits erwähnten Verzögerung. Da Sher zum Familienfest nach Bachhauli gekommen war, haben wir eine kleine Tour mit dem Moped durch die Umgebung gemacht.

Eine neue Augenklinik ist im Aufbau

Ich habe die Augenklinik besichtigt, die jetzt zu meiner Zeit hier noch gebaut und demnächst fertig gestellt wird. Von der Zusammenarbeit mit den Volunteers erhofft man sich, eine gute Qualität für die Klinik zu erzielen, z.B. durch Ideen aus dem Ausland. Das kann alle Arbeitsbereiche umfassen, angefangen vom Führen einer Krankenakte, bis hin zur technischen Einrichtung, Beratung in Sachen Hygiene, Etablierung von geeigneten Routinen und Arbeitsabläufen etc.

Ich bin auch dem Projektleiter vor Ort vorgestellt worden, der mir am nächsten Tag die Grundschule gezeigt und den Englischkurs für Frauen initiiert hat.

Verschiedene Unterkünfte für Volunteers

Der Projektleiter wohnt ein Stück weit entfernt vom Hotel in der Tharu-Siedlung. Das ist mit dem Fahrrad gut zu erreichen.

Neben dem Haus seiner Familie wurde eigens ein kleines Lehmhäuschen mit Strohdach und Außentoilette plus Außendusche gebaut, in dem sechs Volunteers untergebracht werden können. Strom gibt es durch Solarenergie. Die Mahlzeiten können die Volunteers dann bei seiner Familie einnehmen. Das sieht alles sehr gemütlich und einladend aus.

Darüber hinaus können zwei Volunteers bei Shiri untergebracht werden. Hier gibt es sogar ein innenliegendes Klo und Badezimmer mit warmer Dusche. Das ist sehr komfortabel.

Ich selbst war bei Shiris Schwester und Mutter untergebracht. Wir haben zu dritt in einem Raum geschlafen. Klo und Bad sind draußen auf dem Hof. Es gibt kein Waschbecken, sondern einen hüfthohen Wasserhahn, an dem man sich gut waschen kann, auch die Haare. Das Wasser ist kalt. Komischerweise hat mich das nicht gestört. Einen Fön gibt es nicht, das macht das Herdfeuer oder die Sonne. Es gibt aber Strom, da könnte man einen Fön anschließen, wenn man einen mitgebracht hat.

An der Pumpe draußen habe ich nie geduscht. Im "Duschhäuschen" ist man vor Blicken geschützt. Da kann man zurechtkommen. Wenn man es etwas komfortabler braucht, darf man immer auch bei Shiri duschen oder die Toilette benutzen. Die Tür ist immer offen.

Ein eigenes Büro für den Projektleiter ist in Planung und soll in die Räume der Augenklinik integriert werden. Von hier aus soll die Arbeit der Volunteers dann künftig koordiniert werden.

Unterstützung bei der Vorbereitung durch RGV

Zu Beginn meiner Suche nach meiner Freiwilligenarbeit in Nepal bzw. Einsatzort habe ich im Vorfeld erkennen müssen, dass es ein breites Spektrum von Projektanbietern gibt. Bei einigen Agenturen ist der Volunteer schwerpunktmäßig ein Tourist, bei anderen Anbietern ist er eher ein Entwicklungshelfer.

Die Organisation Rainbow Garden Village hat mir in einem persönlichen Telefonat zu meinem Fragen zum Auslandspraktikum zunächst einmal sehr genau zugehört und sich ein Bild davon gemacht, was ich für Vorstellungen über den Freiwilligeneinsatz hatte. Dann wurde mir ausführlich beschrieben, was mich bei diesem Projekt erwarten würde. Die Beschreibung war sachlich und aufrichtig. Mein Eindruck war: Es ging nicht darum, Kunden um jeden Preis zu gewinnen, sondern herauszufinden, ob Projekt und Volunteer wirklich zusammenpassen. Dies hat mich sehr für RGV eingenommen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass der Gedanke des Hilfseinsatzes im Vordergrund steht, auch wenn man dafür sorgt, dass der Volunteer freizeitmäßig auf seine Kosten kommen kann.

Viele Fragen und Ängste wurden in zahlreichen Telefonaten und E-Mails geduldig mit mir besprochen und ich wurde behutsam zu diesem Freiwilligendienst ermutigt. Es stand im Vordergrund, mich über echte Risiken genau aufzuklären, mir aber auch unbegründete Ängste zu nehmen und die Freude auf die nepalesische, für mich noch fremde Lebenswelt zu stärken.

An keiner Stelle schienen meine vielen Fragen lästig (und ich hatte viele Fragen! Darunter auch ganz banale, die meiner Reiseunerfahrenheit zuzuschreiben sind.) Man hat sich immer für mich Zeit genommen und meine Fragen ausführlich und zuverlässig beantwortet. Ich habe mich gut beraten und in guten Händen gefühlt.

Das RGV Reise-ABC

Das Informationsmaterial und auch das Reise ABC reichen für die Vorbereitung aus, denn ich musste mich an keiner Stelle allein in Nepal zurechtfinden.

In Kathmandu wurde ich von Sher, seiner Familie und seinen Mitarbeitern gleich herzlich empfangen und ganz liebevoll unter die Fittiche genommen, in Chitwan von Shiri, seiner Familie und seinen Mitarbeitern. Die Wärme und Herzlichkeit sind so umwerfend groß, dass ich mich gleich ganz geborgen und wie zuhause gefühlt habe. Die Erfahrung der Guides wie Shiri ist Gold wert und oft helfen sie dabei, Tiere zu entdecken, wo das ungeübte Auge sie nicht gesehen hätte.

Das Reise ABC hat mir wertvolle Tipps zur Gesundheitsvorsorge mitgegeben, angefangen mit den richtigen Impfungen, Durchfallvorsorge, Vorsorge und Umgang mit Mückenstichen, der richtigen Kleidung (in Nepal herrschen große Temperaturunterschiede) und ganz besonders die Packlisten für Dinge, an die man sonst gar nicht denken würde wie z.B. Ersatzakkus oder Minitaschenlampen mit Kurbeln, weil der Strom nicht immer zuverlässig da ist, aber auch Gummilatschen für den Toillettengang, besonders in der Nacht, oder die wichtigsten Telefonnummern auch noch mal in Schriftform zur Verfügung zu haben.

 Aber auch die mitgegebenen Verhaltensregeln waren Gold wert.

Aufgrund der schlechten Planbarkeit der Dinge, also eben nicht wie bei uns gewohnt alles pünktlich regeln zu können, wurde oft aufgrund fehlender Strukturen besonders viel Eigeninitiative, Flexibilität und Geduld benötigt. Das gemeinsame Essen, das viel Bedeutung in Nepal hat, wie ein ausgewogenes Geben und Nehmen sind für ein gutes Miteinander sehr wichtig, und das gesellige fröhliche Beisammensein gleicht Vieles wieder aus. Die Dankbarkeit und das Interesse, auch besonders von Kindern am Unterricht, ist deutlich spürbar.

Unterrichten an der Dorfschule

Schon bei der Einführung in die Arbeit erfährt man hautnah, wie sehr es auf die Eigeninitiative der Volunteers ankommt, denn in Nepal läuft oft nichts so wie es geplant war. Gerade das hält die Arbeit zusammen, und gibt für beide Seiten den Ausschlag an Erfolg und Freude. Ich selbst habe Englisch unterrichtet. Ich war oft froh, dass ich mich aufgrund der Vorab-Informationen von RGV auf den Freiwilligendienst entsprechend mit Material, z.B. für Lernspiele, vorbereiten konnte.

Die nepalesischen Namen sind nicht leicht zu merken und auch nicht auszusprechen. Auch der Lernstand der Schüler muss oft selbst erfasst werden. Aber mit etwas Mühe und einer gewissen "Mach-Mal"-Mentalität kommt man hier bestens voran. Es macht auch Sinn, die für uns üblichen Kontexte, die in Nepal eben nicht so alltäglich sind, an die Gegebenheiten anzupassen. Oft gibt es in Nepal für die bei uns alltäglichen Gegenstände, wie einen Regenmantel, gar keinen direkten Begriff.

Einige gewisse Flexibilität und Anpassungsgabe für die Planung von Einätzen und Freizeit ist sinnvoll, da aufgrund häufiger Festtage immer wieder Unvorhergesehnes eintreten kann und geplante Projekte darunter leiden. Ich habe mir angewöhnt, meine Freizeit insbesondere auf die Festtage zu legen.

Zusätzliche Tipps für die Freiwilligenarbeit

Zu gewissen Zeiten ist die Schule geschlossen und man sollte sich dann entsprechend anderweitig Arbeit suchen. Zum Beispiel kann man mit Tieren arbeiten, wie z.B. in der Elefantenpflege oder der Elefantendung-Papierfabrik oder beim Verkauf der daraus hergestellten Produkte helfen. Schön ist, dass man hier auch recht eigenständig Design, Präsentations oder Verkaufsideen einbringen kann.

Der richtige Umgang mit Geld, dessen Verhältnisse pro Maßeinheit dort gänzlich anders sind, muß erlernt und berücksichtig werden. Was für uns ein Trinkgeld darstellt, ist dort oftmals ein ganzer Monatslohn. Auch die gewechselten Stückelungen der Rupien sollten so klein wie möglich ausfallen, da die Einwohner auf einen "großen" Schein gar nicht herausgeben können.

Es hat nie jemand ausdrücklich von mir verlangt zu arbeiten, und das hat mir sehr gut gefallen, es war Freiwiligenarbeit im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hätte auch die Hände in den Schoß legen können und niemand hätte sich beschwert. Aber ich war ja zum Arbeiten gekommen.

Vormittags war ich dann in der Schule, danach habe ich mich mit der Frauengruppe getroffen für den Konversationskurs. Danach habe ich noch mit einem fleißigen jungen Mann Deutsch geübt. Freizeit hatte ich immer dann, wenn es sich ergab.

Bei aller Arbeit haben die Menschen in meiner Umgebung immer gut auf mich aufgepasst. Sie haben Sorge getragen, dass ich genug esse. Sie haben mir den Teller gefüllt und heißen Tee für mich bereitgehalten. Sie waren so fürsorglich! Ganz anders als hier in Deutschland, wo man mit Burnout aus den Schuhen kippt und keinen interessiert es. Da habe ich mir die Arbeit gern auf die Schultern gepackt. Sie waren alle so lieb!

Safari, Tiere und ganz viel Natur

Shiri hat uns einfach mal zwischendurch auf eine Jeeptour zu den 20.000 Seen mitgenommen als noch zwei Plätze frei waren. Oder ich durfte mit Kage und seiner Touristengruppe zur Elefantenaufzuchtstation mitgehen. Ein anderes Mal wurde ich in Barathpur beim Tuchhändler nepalesisch eingekleidet. Die Kurtas Surual, die die Schneiderin daraus für mich gemacht hat, habe ich mit Stolz und Freude getragen.

Am letzen Wochenende durfte ich noch mit 2 Guides auf eine Kanu-Tour über den Rapti mit anschließendem ganztägigen Jungle Walk und Übernachtung in einem Dorf. Das war so was von klasse! Sie sind erstklassige Fährtenleser und haben eine erstaunliche Sinneswahrnehmung. Wir haben sogar einen Leoparden gesehen! Der saß hinter uns auf dem Weg. Leider konnte ich kein Foto machen. Meine Kamera hatte ich nach der ersten Woche fallen lassen. Da war dann das Objektiv kaputt. Und das Handy hat nur ein Weitwinkelobjektiv. Das war ungeeignet, um Tiere zu fotografieren. Leider!

Vier Nashörner aus nächster Nähe habe ich auch gesehen. Dazu drei der vier Arten Wild, Krokodile, Gariale, Eisvögel, Marabus, Spechte, Streifenhörnchen und vieles mehr. Besonders lustig war die natürlich gewachsene Lianenschaukel mitten im Wald. Da hatten wir viel Spaß!

Besonderheiten und Abschied von Nepal

Ich hatte kein Problem mit einer gewissen Einseitigkeit der Ernährung. Es war lecker und sättigend. Wer damit Probleme hat, findet im Hotelrestaurant zur Not auch Abwechslung. Ich fand es aber spannender, Dhaal Bhaat mit den Fingern zu essen und dabei hinten bei der Familie in der Küche zu sitzen. Die Sanitäreinrichtungen sind öfter alles andere als komfortabel. Im Freien musste ich mich nie duschen. Ich war im Duschhäuschen. Ich kann mir vorstellen, dass es bei empfindlicheren Menschen auch mal Ekel auslöst. Im Hotel und bei Shiri zu Hause ist aber alles okay. Kein Problem!

Ich bin sehr warmherzig und liebevoll verabschiedet worden. Sher hat mich persönlich zum Flughafen gebracht. Mein Flug ging ja recht spät, so hatte ich vorher noch genügend Zeit, ein paar Geschenke für meine Familie und Freunde einzukaufen. Bissal hat mir dabei sehr geholfen, denn Kathmandu ist immer noch verwirrend für mich. Aber ich habe viele schöne Erinnerungen, ich bin in eine fremde Welt eingetaucht und dort mit Wärme und Herzlichkeit aufgenommen worden.

Fazit: Ich habe mich immer wohl gefühlt!

Ich habe mich durchweg immer wohl dort gefühlt. Ungewohnt für uns ist natürlich die relative Strukturlosigkeit. Verabredungen kommen oft nicht zustande, Pläne ändern sich ständig. Die Strukturen sind nicht verlässlich. Wegen der Menschen konnte ich aber trotzdem immer darauf vertrauen, dass alles gut läuft. Ein seltsam anderes Lebensgefühl ist das. Ich habe so viel erfahren und gelernt. Ich bin ganz erfüllt von all den Erlebnissen in Nepal. Letztlich war alles noch viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Ich könnte mich sofort in den Flieger setzen und wieder dorthin zurück fliegen. Nepal war für mich eine ganze Blumenkette voller aufgefädelter schöner Momente.

Herzliche Grüße und vielen Dank auch Dich, Steffen, und an RGV!

Freiwilligenarbeit in Nepal Erfahrungsbericht von Christine S. November 2013

Portrait Christine
Autor
Christine

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