26.06.2020 / Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht von einer Pferderanch in Tansania

Insgesamt habe ich mich bei dem Projekt gut aufgehoben gefühlt. Am Anfang war es etwas schwierig sich ohne viel Anleitung selbst Aufgaben und Beschäftigung zu suchen. Jedoch empfand ich diese Freiheiten als wirklich toll und bereichernd. Das Land an sich ist kulturell ein riesiger Unterschied zu Deutschland, auf den man sich erstmal einlassen und gewöhnen muss, und ohne das ein oder andere Wort Kiswahili kann es manchmal doch etwas schwierig werden. Dies lernt man aber schnell.

Ines Zeit in Tansania

Nach dem Abi wollte ich nochmal raus. Irgendwohin, nochmal etwas ganz neues erleben. Durch Zufall stieß ich im Internet dann auf RGV und fand dort auch gleich das perfekte Projekt für mich. Ein Praktikum auf einer Pferdefarm. Zuerst sollte es eine Farm in der Nähe von Dar es Saalam sein. Drei Wochen bevor es losgehen sollte, bekam ich jedoch eine E-mail, dass es auf dieser wohl Probleme geben würde. Es gäbe aber schon ein Ersatzprojekt in Iringa etwas südlicher.

Zunächst war ich etwas skeptisch, da es ja noch keine Erfahrungsberichte oder ähnliches zu dieser Farm gab. Dies stellte sich jedoch als ganz und gar unnötig heraus. Der Flug war dann schnell gebucht und das Visum soweit beantragt. Einziges Problem: Das Visum gilt ab dem Erstellungsdatum. Da ich jedoch genau drei Monate in Tansania bleiben, und nicht einige Tage vor Abreise ein neues beantragen wollte musste dieses einen Tag vor Abreise in Berlin erstellt und dann noch zu uns nach Köln gebracht werden. Zum Glück lief aber erstmal alles glatt.

Die Reise nach Tansania

Am 10.10.2017 ging es dann also los. Von Düsseldorf über Istanbul nach Dar es Saalam. Um 03:30 Uhr am Flughafen gleich der erste große Schock. Mein Koffer ist nicht da. Die Dame am Schalter spricht nur sehr schlechtes Englisch, kann mir aber nach einigem Hin und Her mitteilen, dass das Gepäck wohl in Istanbul am Flughafen von der Fluggesellschaft nicht umgeladen wurde und wahrscheinlich am nächsten Tag um 10:00 Uhr ankommt. Zum Glück habe ich Wechselkleidung und den meisten anderen wichtigen Kram im Rucksack.

 Draußen empfängt mich dann auch gleich Emanuel. Dieser bringt mich dann in seinem Bajaji (eine Mischung aus Motorad und Auto) zum Transferhaus. Schon da wurde mir klar, Tansania ist wirklich ganz anders als Deutschland. Während in Europa an jeder Ampel gehalten und geduldig abgewartet wird, kommt es einem in Dar es Saalam eher vor, als seien diese meist eher ein Vorschlag, wo man halten könnte, wenn einem gerade danach ist.

Endlich angekommen zeigt mir Emanuel das Haus. Wieder ein Unterschied zu dem was man hier in Deutschland so gewöhnt ist: Die Toilette ist eine Stehtoilette mit einer Art großem Eimer als Wasserspeicher daneben. Die Dusche eher ein Gartenschlauch, welcher aus der Wand guckt und einen Spiegel wie hierzulande in fast jedem Badezimmer, gibt es ebenfalls nicht. Eher weniger ausgeschlafen aber richtig motiviert sitze ich dann also am Frühstückstisch. Mit dabei ein Teammitglied, welches mit mir das Orientierungsprogramm machen wird. Zunächst warten wir etwa eine Stunde auf eine andere Praktikantin, welche mit auf unsere kleine Stadtrundfahrt gehen soll, jedoch nicht in der gleichen Unterkunft schläft.

Nachdem wir dann gemeinsam die ersten Dollar gewechselt haben und beide stolze Besitzer einer tansanischen Telefonkarte sind, wird uns einer der vielen Märkte in Dar gezeigt. In einem Restaurant oder Imbiss machen wir eine kleine Mittagspause und probieren das erste mal Chipsi Mayai, eine Art Omlett mit Pommes welches mit der Hand gegessen wird. 

Die Ankunft im Student House

Am nächsten Tag geht es also dann endlich los zu meinem Projekt. Mein Koffer soll irgendwann in den nächsten drei Tagen hinterherkommen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt komme ich gegen Abend in Iringa an. Dort empfängt mich Shedrak. Der Gastvater im Studenthouse. In diesem angekommen werde ich gleich super lieb von den anderen Volunteers begrüßt. Nach dem wirklich leckeren Essen, welches Shedraks Frau Linda gekocht hatte, werde ich gleich in die Stadt mitgenommen, um den Abend in einer kleinen Bar mit den anderen ausklingen zu lassen. Die nächsten zwei Tage verbringe ich dort im Studenthouse.

Weiterreise zur Pferderanch in Tansania

Nachdem dann endlich mein Koffer eintrifft, bringt mich Shedrak zur Farm. Eine Rinderzucht mit 600 Rindern und 300 Schafen. Das Gelände ist unglaublich riesig mit großen Weideflächen und wunderschöner Landschaft. Endlich lerne ich meine britische Gastfamilie kennen: Viktoria, Richardt und ihren Sohn James. Des Weiteren leben auch drei sehr große, aber unglaublich liebe Hunde mit im Haus.

Bei einem Tee in dem unglaublich schönen Garten unterhalten wir uns dann ein wenig. Viktoria zeigt mir im Anschluss meine Hütte in der ich die nächsten drei Monate wohnen würde. Besser hätte ich es wirklich nicht treffen können. Neben einem wirklich hübschen Wohnzimmer mit einer kleinen Küche in der Ecke und einem eigenen Bad bekomme ich ein kleines Zimmer mit Schrank, Kommode mit Spiegel und einem Doppelbett. Nachdem mir Viktoria dann erzählt es gäbe sogar eine Waschmaschine im Haupthaus, welche ich benutzen dürfe, war für mich klar: Hier lässt es sich aushalten.

Die Einführung in meine Arbeit auf der Pferdefarm

Nach dem Mittagessen stellt mir Viktoria den Pfleger Aterio vor, welcher sich abwechselnd mit Valentino um die Pferde kümmert. Beide sprechen jedoch kaum Englisch. Anschließend zeigt sie mir die Pferde und die Sattelkammer. Diese ist wirklich eng und die Sättel liegen teilweise übereinander auf behelfsmäßigen Bügeln an der Wand. Weder Trensen noch Sättel sind beschriftet, „Ich werde das aber schnell lernen was zu welchem Pferd gehört“, sagt Viktoria.

Als wir uns die Pferde ansehen erzählt mir Viktoria mit welchem ich arbeiten sollte und welche ich reiten könne. Sie erklärt mir ich dürfe frei entscheiden wann, was und mit welchem Pferd ich mich beschäftige. Bei der Herde steht immer ein Hengst, welcher nicht ganz einfach im Umgang ist. Des Weiteren gibt es zwei hochtragende Stuten. Eine erst drei Jahre alt. Eine andere dreijährige lässt sich in der Box fasst nicht anfassen und eine sechsjährige hat Angst vor allem. Viel geritten werden die Tiere nicht. Jedoch kommt jeden Freitag eine Gruppe Kinder zum Therapiereiten.

Viktoria schlägt vor zusammen ausreiten zu gehen, um mir die Gegend zu zeigen. Dabei handelt es sich zunächst um Sandwege, welche zwischen den Kuhweiden entlang zu dem riesigen Weidegelände führen, auf dem die Rinder den Tag über grasen dürfen. Dort gibt es nirgends Zäune oder richtige Wege und wir reiten Querfeldein unter einigen Bäumen zu einem Fluss. Während dem Ausritt erklärt sie mir dann noch wie der Tagesablauf auf der Farm ist.

Mein Arbeitsalltag auf der Pferderanch

Morgens gegen sieben Uhr Frühstück, nach ein paar Tagen merke ich jedoch das halb acht oder acht vollkommen ausreicht. Danach Pferde reinholen und füttern und striegeln. Wenn alle fertig sind, bringen wir sie wieder raus auf die Weide. Da meine Aufgabe jedoch ist mit den Pferden zu arbeiten, behalte ich meist ein bis zwei im Stall, um mit diesen dann auf dem kleinen Paddock ein wenig Bodenarbeit zu machen oder um mit einem der Pfleger ausreiten zu gehen.

Mittags gibt es um eins Mittagessen. Meist Salat, Brot und selbstgemachten Saft. Danach werden nochmal die junge tragende Stute und das älteste Mitglied der Herde gefüttert. Nach dem füttern habe ich jede Menge freie Zeit, welche ich viel auf der Weide, mit spazieren gehen oder Sättel reinigen verbringe. Um sieben gibt es Abendessen. Immer frisch von einer Mitarbeiterin gekocht. Meist sehen wir uns nach dem Essen noch gemeinsam einen Film an.

In den nächsten Wochen beschäftige ich mich hauptsächlich mit der dreijährigen, welche sich in der Box nicht anfassen ließ, gewöhne sie an die Longe, an Sattel und Trense und nehme sie hin und wieder als Handpferd auf einen kleinen Ausritt mit. Nach einigen Wochen wird sie viel ruhiger und freundlicher in der Box. Ausreiten darf ich wann immer ich möchte. Auch das Pferd dafür darf ich mir aussuchen. Alleine ist dies jedoch oft schwierig da die Pferde ungern ihre Herde verlassen.

So ergibt es sich, dass alle paar Tage die zehnjährige Tochter einer Freundin meiner Gastfamilie auf die Farm kommt und Reitstunden nimmt. Bei diesen gehen wir jedoch immer ins Gelände da die Farm über keinen Reitplatz verfügt.
Im Dezember kommt dann endlich das erste Fohlen zu Welt. Der kleine Allegro. Nun zählt auch das tägliche Halftertraining und Hufe Heben mit zu meinem Tag.

Freizeitgestaltung in Iringa

Am Wochenende veranstaltet meine Gastfamilie immer ein kleines Volleyball Turnier, zu dem viele Freunde aus der Gegend kommen. Auch die anderen Volunteers spielen regelmäßig mit. Den Rest des Wochenendes verbringe ich normalerweise im Studenthouse in der Stadt, mit den unterschiedlichsten Dingen. Mal gehen wir Wandern, mal auf den Massai Markt und mal probieren wir uns den ganzen Tag durch die lokalen Köstlichkeiten.

Mein Fazit von der Pferdefarm

Viel zu schnell ist meine Zeit auf der Farm vorbei. Und ich muss mich sowohl von meinen Lieblingen, als auch von meiner Gastfamilie verabschieden. In meiner Zeit auf der Farm hatte ich unglaublich viele Freiheiten und konnte zugleich sehen wie viel man in so wenigen Monaten mit ein wenig Arbeit bei einem Tier erreichen kann. Auch bei der Reittherapie, welche ich mitbetreuen durfte, habe ich so viele schöne Momente erlebt. Wenn ich Hilfe brauchte oder eine Frage hatte, hatte die Familie immer ein offenes Ohr für mich.

Auch mit den beiden Pflegern hatte ich immer viel Spaß trotz, oder manchmal auch gerade wegen der Sprachbarriere. Der Abschied von meiner so freundlichen und hilfsbereiten Gastfamilie fällt mir wirklich schwer und am liebsten wäre ich noch weitere Monate geblieben. Als kleiner Trost hatte Shedrak aus dem Studenthouse jedoch für mich und meine Mutter, welche mich abholte, eine Safari im Ruaha Park organisieren können.
Sowohl Shedrak als auch Lukas waren bei Problemen in den meisten Fällen schnell da, um eine Lösung zu suchen.

Insgesamt habe ich mich bei dem Projekt gut aufgehoben gefühlt. Am Anfang war es etwas schwierig sich ohne viel Anleitung selbst Aufgaben und Beschäftigung zu suchen. Jedoch empfand ich diese Freiheiten als wirklich toll und bereichernd. Das Land an sich ist kulturell ein riesiger Unterschied zu Deutschland, auf den man sich erstmal einlassen und gewöhnen muss, und ohne das ein oder andere Wort Kiswahili kann es manchmal doch etwas schwierig werden. Dies lernt man aber schnell.

Auch wenn ich den kleinen Allegro, meine anderen tierischen neuen Freunde und eine wirklich tolle Gastfamilie verlassen musste, nehme ich von dieser Zeit auf jeden Fall wunderschöne Erinnerungen, eine Menge Gelassenheit, als auch das ein oder andere Päckchen mit neuem Selbstbewusstsein mit.

Erfahrungsbericht von einer Pferderanch in Tansania, von Ines S., Juni 2018

Portrait Ines
Autor
Ines

Mehr Projekte die dich interessieren könnten

Hast du noch kein geeignetes Programm für deine Zeit im Ausland entdeckt? Kein Problem, wir präsentieren dir weitere Freiwilligenprojekte im Ausland, die möglicherweise dein Interesse wecken könnten.

Befindest du dich vielleicht noch am Anfang deiner Überlegungen für deine Reise und hast noch keine Vorstellung davon, was für dich geeignet sein könnte? Ob für kurze Zeit als Volunteer ins Ausland, oder doch lieber ein FSJ bis zu 12 Monate im Ausland leisten? Eventuell ist ein Auslandspraktikum in einem bestimmten Fachbereich die beste Möglichkeit für dich, Auslandserfahrungen zu sammeln?

Freiwilligenarbeit Pferde Tansania Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Pferde
Freiwilligenarbeit auf einer Farm mit Pferden in Tansania
Pferdefarm Südafrika Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Südafrika | Pferde
Freiwilligenarbeit auf einer Pferdefarm in Südafrika
Freiwilligenarbeit im Pferdeprojekt in Andalusien Nachhaltigkeitsziel 15 - Leben an Land
Freiwilligenarbeit
Spanien | Pferde
Freiwilligenarbeit im Pferdeprojekt in Andalusien
Pferde-Therapie in Peru Nachhaltigkeitsziel 3 - Gesundheit und Wohlergehen
Auslandspraktikum
Peru | Soziales & Unterrichten
Therapie mit Pferden in Lima
Unterrichten an einer Grundschule in Tansania Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Unterrichten
Freiwilligenarbeit an einer Grundschule in Tansania
Tansania Kinder betreuen und unterrichten Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Kinderbetreuung
Freiwilligenarbeit im Kindergarten mit Vorschule in Tansania
Bau Projekt in Tansania Nachhaltigkeitsziel 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden
Freiwilligenarbeit
Tansania & Sansibar | Hausbau
Freiwilligenarbeit im ökologischen Hausbau in Tansania