04.09.2020 / Erfahrungsberichte

Solarprojekt in Tansania Erfahrungsbericht

Wichtiger Hinweis: Seit 2016 wurde das Projekt von Morogoro nach Iringa verlegt. Die Tätigkeiten im Projekt sind jedoch unverändert.

Meine Aufgabe war mit einem einheimischen Angestellten mit dem Company-Auto zu den Dörfern zu fahren und sich während dieser Tages bis 3-Tagestouren um die Logistik zu kümmern. Das beinhaltet: Routenplanung, Fahren, Buchhaltung, Inszenierung der Roadshows in denen wir die Produkte vorstellen…. Natürlich wird man bei all diesen Dingen von dem Begleiter unterstützt.

Jans Zeit in Tansania

Ankunft in Dar es Salaam

Fangen wir am Anfang an: Ich bin mit Turkish Airways geflogen. 40kg Gepäck – das ist doppelt so viel wie ich damals bei Lufthansa für Südafrika mitnehmen konnte. Das damalige Problem an Gepäckknappheit trat also nicht auf. Der Flug von Frankfurt nach Istanbul und dann Dar Es Salaam lief problemlos und nach knapp 20h Reisezeit stand ich im Einreiseterminal und habe mein Visum beantragt.

Regenerative Energien Tansania

Die ersten beiden Tag war ich in Dar Es Salaam. Ich habe mir hier einen riesigen Markt angeschaut und ein Gefühl für die Stadt bekommen. Sie ist laut, dreckig und voller Leben.

Unterkunft

Ich habe im Office von RGV gewohnt. Das war sehr praktisch da es etwas außerhalb von Dar es Salaam liegt und man vom RGV-Student House je nach Verkehrslage zwischen 45 und 90 Minuten braucht. Das Haus ist modern, für die Umgebung sinnvoll gebaut und für tansanische Verhältnisse ordentlich. Ist also recht luxuriös. Man merkt, dass es von einem Deutschen entworfen und gebaut wurde, obwohl sich auch tansanische Züge durchgesetzt haben, z.B. fließt das Wasser in den Duschen nicht ab, da der Abfluss nicht an der tiefsten Stelle ist.

Meine Mitbewohner waren andere Freiwillige oder Mitarbeiter des Solar Projektes – Alles Deutsche. Dementsprechend lebte ich hier auf einer deutschen Insel im afrikanischen Chaos.

Die Gegend ist ruhig und die Nachbarn gehören zur etwas reicheren Mittelschicht. Grundsätzlich kann man in Makongo, dem Stadtteil, alles was man zum Leben braucht bekommen. Mlimani City, die modernste und größte Mall in Tansania ist mit dem Bajaji innerhalb von 10 Minuten für 1000TSH zu erreichen.

Mein Solarprojekt

Das Solar Projekt vertreibt kleine bis mittelgroße Solaranlagen an Privatpersonen in Dörfern um Dar Es Salaam herum, die ohne Zugang zu Strom leben. Das sind immerhin circa 80 Prozent der Bevölkerung. Meine Aufgabe war mit einem einheimischen Angestellten mit dem Company-Auto zu den Dörfern zu fahren und sich während dieser Tages bis 3-Tagestouren um die Logistik zu kümmern. Das beinhaltet: Routenplanung, Fahren, Buchhaltung, Inszenierung der Roadshows in denen wir die Produkte vorstellen…. Natürlich wird man bei all diesen Dingen von dem Begleiter unterstützt. Trotzdem wird die deutsche Ordentlichkeit wertgeschätzt, die man automatisch mitbringt. Schafft man es die afrikanische Mentalität des Angestellten und die eigene deutsche sinnvoll zu kombinieren, kann man in Afrika sehr effizient arbeiten.

Da man in den Dörfern und auf den Straßen um Dar arbeitet, bekommt man Tansania in eine Art und Weise zu sehen, die man als Tourist nicht mal erahnen kann. Das Problem ist, dass dort wo es keinen Strom gibt, auch gleich dort ist, wo es wenige Straßen gibt. Die Teams müssen also immer weite Strecken auf schlechten Straßen fahren. In meiner kurzen Zeit in Tansania ist uns die Achse gebrochen, die Benzinleitung gerissen, wir hatte zwei Unfälle, ich bin im Sand und einer unerwartet tiefen Pfütze steckengeblieben und ich bin vor unzähligen überholenden LKWs in den Straßengraben ausgewichen. Und das sind nur die Autogeschichten.

Das kann man oft nicht an einem Tag schaffen, daher übernachteten wir dann in günstig gelegenen Hostels oder Privathäusern unserer Kunden. Ich war beispielsweise auf 2 dieser Field Trips mit Shedrack, einem angestellten Einheimischen. Wir zwei fuhren dann durch die Dörfer und stellten in Roadshows unsere Produkte vor. Schauten nach den in den vorherigen Monaten verkauften Geräten und sammelten die ausstehenden Raten ein. In dieser Woche haben wir knapp 30 Produkte verkauft. Das ist ein guter Schnitt.

Mir machten diese Field Trips sehr viel Spaß. Ich fuhr in Tansania gerne Auto. Dort muss man alles was man in Deutschland gelernt hat vergessen, und eine gewisse Dreistigkeit mit Kreativität mischen. Dann kommt man gut von A nach B.

Betreuung

Leiter der Solarfirma ist Daniel. Er hat sich vollständig um meine Betreuung gekümmert. Daniel hat mich langsam in Tansania, meine Projekte und Suaheli eingeführt. Ich hatte immer das Gefühl gefordert aber nicht überfordert zu sein. Ich hatte das Gefühl an einer sinnvollen Stelle eingesetzt zu sein. Als ich mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus musste wurde sich gut um mich gekümmert und das nötige Geld aus der Company-Kasse vorgestreckt.

Ausflüge

An einem Wochenende habe ich einen der schönsten Strände, die ich mir auch nur vorstellen kann, besucht. Ein paar Mädels von der selben Agentur, mit der ich gekommen bin, sind mit mir nach Tanga gefahren. Tanga ist eine der etwas größeren Städte im Norden von Tansania und mit etwas schäbigen Fernbussen gut zu erreichen. Zuerst haben wir uns die Stadt angesehen. In den Städten hier kann man nicht viel besichtigen, denn es gibt keine typischen Sehenswürdigkeiten. Es ist aber durchaus zu empfehlen die Städte zu erleben, über den Markt zu schlendern und sich über die vielen Dinge zu wundern, die man von einem deutschen Standpunkt aus nicht verstehen kann. Am späten Nachmittag sind wir zum Piponi Beach Ressort aufgebrochen, dass etwa eine Stunde mit dem Bus entfernt ist (25km). In Piponi haben wir uns 3 Zelte gemietet und haben dort 2 Tage und Nächte verbracht.

Am ersten Tag sind wir zu einer Schnorcheltour aufgebrochen, die vom Ressort angeboten wurde. Dafür sind wir mit einem typisch afrikanischen Fischerboot zu zwei verschiedenen Korallenriffs gesegelt. Diese haben wir ausführlich begutachtet. Es waren voll schöne bunte Fische da. Wir haben Dori gefunden aber Nemo ist wohl noch in Sydney. Am meisten haben mich jedoch die ca. 40 cm großen Seeigel beeindruckt. Denen möchte man echt nicht zu nah kommen.

Danach sind wir weiter zu einer Sandbank gesegelt. Sie war wie ein Strand mitten im Meer ganz allein für uns mit unglaublich leuchtend blauem Wasser. Während wir uns im Wasser vergnügten, wurde auf der Sandbank für uns eine Art Pavillon aufgestellt, unter dem wir später unser Mittagessen und kalte Getränke genießen konnten. Am zweiten Tag haben wir, müde von den Anstrengungen des vorherigen Tages und von der Sonne teilweise verbrannt, beschlossen, den Tag ruhig und im Schatten der Palmen zu verbringen.

Damit ihr nicht zu neidisch werdet, muss ich auch noch erzählen, wie der Urlaub ausgegangen ist. Die Flossen mit denen ich schnorchelte, hatten eine scharfe Kante an der Ferse. Während dem Schnorcheln habe ich mir eine Blase an der Ferse aufgescheuert. Das war nicht weiter schlimm, hat auch nicht groß weh getan. Nur leider hat sich die Wunde entzündet, so dass ich zwei Tage danach mit Fieber ins Krankenhaus musste weil ich mir eine Blutvergiftung geholt habe. Die haben mir Antibiotika gegeben und mein Fuß wurde immer besser. Trotzdem konnte ich auch am dritten Tag der Behandlung nicht ohne zu Humpeln zu laufen.

So ist halt Afrika: Die Sonnenaufgänge sind röter, das Meer ist wärmer und die Parasiten sind gemeiner …

Morogoro

Ich habe natürlich nicht nur gearbeitet, sondern das Leben hier auch genossen. Nicht das ich die Arbeit nicht auch genießen könnte, aber es gibt immer noch Unterschiede. So war ich wie auch in Tanga mit einigen Mädels von RGV in Morogoro. Morogoro liegt ein wenig landeinwärts, also ca. 5 Busstunden Richtung Westen. Es gehört zwar auch zu den größeren Städten Tansanias, ist aber deutlich kleiner als Dar Es Salaam. Das zeichnet sich alleine dadurch aus, dass in Morogoro nicht jeden Tag ein heilloses Verkehrschaos herrscht.

Außerdem ist es in Morogoro deutlich kühler als in Dar. Neben der Stadt befinden sich Berge, die zum Wandern einladen. Damit haben wir zwei Tage verbracht und sind einmal um einen der Berge herum und einmal auf ihn drauf gewandert.
 Auf den Bergen waren noch Spuren der deutschen Kolonialzeit in Tansania zu erkennen, beispielsweise eine Kirche. Ein Anderer Einfluss der noch zu erkennen ist, sind die Erdbeeren, die in den kühleren Hängen der Berge hier gut gedeihen. Bei unseren Wanderungen wurden wir von einem Bergführer begleitet, der auf einem Dorf auf halben Weg zum Gipfel wohnt und dort Erdbeeren anbaut. 

Er läuft die Strecke jeden Tag um Sachen aus der Stadt zu holen oder dorthin zu bringen, da das Dorf so weit oben liegt und die Wege nicht einmal von Motorrädern befahren werden köonnen. Das Dorf besteht aus einer Ansammlung von etwa 40 Häusern die verstreut auf dem Hügelhang stehen. Dabei ist der Höhenunterschied zweier direkt benachbarter Häuser manchmal größer als die Höhe der Häuser selbst.
 Gastfreundlich wie die Afrikaner sind wurden wir prompt in das Haus des Bergführers eingeladen und mit frisch geernteten Erdbeeren und Bananen gefüttert. Wirklich lecker

Fazit

Wenn ich die Punkte bewerten müsste dann würde ich auf einer Skala von 1 bis 10 vergeben:

Wohnung 7: völlig ausreichend. Es ist alles da was man braucht.
Projekt 8: Sinnstiftend. Je nach Motivation und Fähigkeit findet man eine passende Herausforderung
Betreuung 8: Ich habe mich immer gut beraten gefühlt und hatte einen Ansprechpartner der kompetent Lösungen für Probleme, die in Afrika halt so anfallen, geschaffen hat.

Solarprojekt in Tansania Erfahrungsbericht von Jan H.

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Jan

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